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Zur Miete in Rapunzels Nachbarschaft
Im niederösterreichischen Steinabrunn baute Architekt Michael Schwaiger einen barocken Wehrturm in ein nicht ganz alltägliches Wohnhaus mit vier Mietwohnungen um.
21. Juni 2014 - Wojciech Czaja
Man nehme ein Stück Historie, vermenge dieses mit einem Hauch von Loft und füge ein paar materielle Kontraste hinzu. So ähnlich könnte man die Rezeptur für die Revitalisierung des Barockschlosses Steinabrunn beschreiben. In rund zehn Monaten Bauzeit nämlich wurde dieses in ein nicht ganz alltägliches Mietshaus mit insgesamt vier Mietwohnungen umgebaut. Zuständig für die Planung des ungewöhnlichen Projekts ist der Wiener Architekt Michael Schwaiger.
„Genau genommen handelt es sich hier nur um ein barockes Geviert mit vier Ecktürmen und einem Schüttkasten“, sagt Schwaiger, „denn das eigentliche Barockschloss wurde 1829 abgerissen, als Joseph II. die sogenannte Dachsteuer einführte. Um Geld zu sparen, wurden damals viele historische Bauwerke aufgegeben.“ Einer glücklichen Fügung ist zu verdanken, dass immerhin die vier Ecktürme erhalten geblieben sind. In einem davon befinden sich nun die vier rund 115 Quadratmeter großen Wohnungen.
Der historische sogenannte Ladenboden wurde erhalten beziehungsweise stellenweise mit breiten Brettern ergänzt. Die charakteristischen Stuckelemente an der Decke wurden restauriert, die Fassaden und Kastenfenster in Absprache mit dem Bundesdenkmalamt behutsam saniert. Außerdem wurde eine mit Flüssiggas betriebene Zentralheizung eingebaut. „Was den Bestand betrifft, haben wir uns lediglich um eine Reparatur bemüht“, so Schwaiger.
Optisch auffälliger hingegen ist der Neubau. Wie künstliche Implantate wachsen mal hinter den Säulen, mal aus den Nischen die neuen Trennwände und Einbauten hervor. Meist wurde weiß gestrichener Gipskarton verwendet. An einigen wenigen Stellen griff Schwaiger zu unbehandeltem, lediglich entfettetem und gewachstem Industriestahl. „Das Neue hebt sich bewusst vom Altbau ab, und zwar sowohl in den Baustoffen und Formen als auch in den Raumhöhen. So kommt das eine dem anderen nicht in die Quere.“
So ein Projekt, meint der Auftraggeber Hans-Gregor Koller, seines Zeichens Landwirt, „ist eine Herzblutsache. Da darf man nicht zu rechnen anfangen, sonst wird einem übel. Wenn ich nach 40 Jahren Vermietung mit null aussteige, bin ich schon glücklich.“ Dass die vier Wohnungen (zwei davon sind bereits vermietet) nicht der herkömmlichen Kategorie A mit Lift entsprechen, sei auch klar. „Hier hat die Historie eindeutig Vorrang. Wenn man in so einem alten Wehrturm klassische Zimmeraufteilungen macht sowie Aufzug und allen erdenklichen Luxus einbaut, dann macht man das Objekt nur kaputt. Dann lasse ich es lieber bleiben.“
Die Bauphase, die Koller als „spannenden, blanken Horror“ in Erinnerung hat, habe sich dennoch ausgezahlt, zumal die Zusammenarbeit mit dem Architekten eine sehr intensive auf einer Augenhöhe gewesen sei. Einer, der von der monatelangen Mühsal profitiert, ist Christian Ludwig. Gemeinsam mit seiner Freundin und zwei Katzen bewohnt er den zweiten Stock. „Es lebt sich hier wunderbar. Fünf Meter hohe Räume, historisches Ambiente, einen riesengroßen Barockgarten und noch dazu diesen Wohnkomfort ... wo hat man das schon?“
„Genau genommen handelt es sich hier nur um ein barockes Geviert mit vier Ecktürmen und einem Schüttkasten“, sagt Schwaiger, „denn das eigentliche Barockschloss wurde 1829 abgerissen, als Joseph II. die sogenannte Dachsteuer einführte. Um Geld zu sparen, wurden damals viele historische Bauwerke aufgegeben.“ Einer glücklichen Fügung ist zu verdanken, dass immerhin die vier Ecktürme erhalten geblieben sind. In einem davon befinden sich nun die vier rund 115 Quadratmeter großen Wohnungen.
Der historische sogenannte Ladenboden wurde erhalten beziehungsweise stellenweise mit breiten Brettern ergänzt. Die charakteristischen Stuckelemente an der Decke wurden restauriert, die Fassaden und Kastenfenster in Absprache mit dem Bundesdenkmalamt behutsam saniert. Außerdem wurde eine mit Flüssiggas betriebene Zentralheizung eingebaut. „Was den Bestand betrifft, haben wir uns lediglich um eine Reparatur bemüht“, so Schwaiger.
Optisch auffälliger hingegen ist der Neubau. Wie künstliche Implantate wachsen mal hinter den Säulen, mal aus den Nischen die neuen Trennwände und Einbauten hervor. Meist wurde weiß gestrichener Gipskarton verwendet. An einigen wenigen Stellen griff Schwaiger zu unbehandeltem, lediglich entfettetem und gewachstem Industriestahl. „Das Neue hebt sich bewusst vom Altbau ab, und zwar sowohl in den Baustoffen und Formen als auch in den Raumhöhen. So kommt das eine dem anderen nicht in die Quere.“
So ein Projekt, meint der Auftraggeber Hans-Gregor Koller, seines Zeichens Landwirt, „ist eine Herzblutsache. Da darf man nicht zu rechnen anfangen, sonst wird einem übel. Wenn ich nach 40 Jahren Vermietung mit null aussteige, bin ich schon glücklich.“ Dass die vier Wohnungen (zwei davon sind bereits vermietet) nicht der herkömmlichen Kategorie A mit Lift entsprechen, sei auch klar. „Hier hat die Historie eindeutig Vorrang. Wenn man in so einem alten Wehrturm klassische Zimmeraufteilungen macht sowie Aufzug und allen erdenklichen Luxus einbaut, dann macht man das Objekt nur kaputt. Dann lasse ich es lieber bleiben.“
Die Bauphase, die Koller als „spannenden, blanken Horror“ in Erinnerung hat, habe sich dennoch ausgezahlt, zumal die Zusammenarbeit mit dem Architekten eine sehr intensive auf einer Augenhöhe gewesen sei. Einer, der von der monatelangen Mühsal profitiert, ist Christian Ludwig. Gemeinsam mit seiner Freundin und zwei Katzen bewohnt er den zweiten Stock. „Es lebt sich hier wunderbar. Fünf Meter hohe Räume, historisches Ambiente, einen riesengroßen Barockgarten und noch dazu diesen Wohnkomfort ... wo hat man das schon?“
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