Artikel
Stadt statt City
Katharinenquartier in Hamburg
Zwischen dem Hamburger Rathausmarkt und der Speicherstadt dominieren verkehrsumtoste Bürogebäude die Innenstadt. Mit dem Katharinenquartier ist ein gestalterisch und städtebaulich richtiger Schritt getan, sowohl Wohnraum zu schaffen als auch innerstädtische Verbindungen zu stärken. Wenn jetzt auch noch die Mieten bezahlbar wären ...
6. Juli 2014 - Claas Gefroi
Wer sich von Jungfernstieg oder Rathausmarkt aus in Richtung Landungsbrücken, Speicherstadt oder HafenCity aufmacht, der trifft unweigerlich auf sie: Die Ost-West-Straße (heute: Ludwig-Erhard- und Willy-Brandt-Straße). Einen unwirtlicheren Ort als diese Verkehrsschneise lässt sich kaum denken. Die bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts angedachte Durchgangsstraße wurde in den Nachkriegsjahren mit sechs Spuren durch die kriegsversehrte historische Innenstadt geschlagen und teilt sie seitdem in einen nördlichen und südlichen Bereich. Es ist nicht allein der stetig lärmende Verkehr, der Passanten flüchten lässt, sondern auch die Bebauung mit Büro- und Geschäftshausriesen ringsum: Radikal wie nirgendwo sonst in Hamburg wurde hier die Transformation von einer gemischten, kleinteiligen Innenstadt hin zur monofunktionalen, autogerechten Geschäfts- und Verwaltungs-City durchgesetzt. Die Austreibung des Wohnens aus dem Zentrum begann zwar bereits in den Zwischenkriegsjahren mit dem Abriss der »Gängeviertel« genannten Arme-Leute-Quartiere und dem Bau des Kontorhaus-Geschäftsviertels, wurde jedoch nach 1945 – mit der Charta von Athen als ideologischem Rüstzeug – radikal ausgeweitet. In der Hamburger Altstadt, einst Wohnort von 80 000 Menschen, leben heute gerade noch anderthalb tausend.
Kurswechsel
Noch bis in die 90er Jahre wurde hier Baulücke um Baulücke, Brachfläche um Brachfläche mit Büro- und Geschäftshäusern gefüllt. Erst 2002 entstand mit dem Michaelis-Quartier von Steidle + Partner neben Büroflächen erstmals auch wieder Wohnraum. Seitdem haben eine veritable Wohnungsnot, der Zwang des Stadtstaats zum Binnenwachstum und der Wunsch vieler Menschen, wieder in zentralen Bereichen der Stadt zu leben, einen Kurswechsel hin zu vermehrtem Wohnungsbau in der City eingeleitet. Katalysator für diese Entwicklung ist der Wettbewerb der Metropolen sowohl um Unternehmen als auch solvente Neubürger und kaufkräftige Touristen. Die Ödnis einer nach Geschäftsschluss verwaisten Hamburger Innenstadt ist unattraktiv und nicht mehr konkurrenzfähig. Sie erweist sich zudem als Handicap für die südlich anschließende HafenCity, die als Innenstadt-Erweiterung geplant wurde und doch durch die die Willy-Brandt-Straße umgebenden Büroviertel abgetrennt bleibt. Die von HafenCity GmbH und Oberbaudirektor Jörn Walter erträumten attraktiven Nord-Süd-Verbindungen blieben bislang nicht mehr als eine vage Idee.
Ein erster wichtiger Meilenstein auf dem Weg zurück von der City zur Stadt wurde nun jedoch erreicht: Zwischen der Willy-Brandt-Straße und der Hauptkirche St. Katharinen entstand das Katharinenquartier, ein Ensemble aus einem Büro- und Geschäftshaus und zwei großen Wohngebäuden mit 131 Wohnungen. Der Impuls für den Bau des Quartiers ging von Bezirk und Stadt aus: Sie verlagerten die örtliche Grundschule in die HafenCity, was als Kollateralschaden den Abriss der ersten, quasi als Prototyp dienenden Typenschule des Architekten und Baudirektors Paul Seitz von 1957 nach sich zog. Auf dem so frei gemachten Grundstück sollte ein gemischtes Quartier mit einem hohen Wohnungsanteil von 60 % entstehen. Die Hochtief Projektentwicklung griff zu und lobte 2007 einen städtebaulichen und hochbaulichen Wettbewerb aus, den Darlington Meier Architekten aus Zürich gewannen. Das Preisgericht hob positiv die Vermeidung eines starren, geschlossenen Blocks und die Idee von zwei an der Kirche liegenden Plätzen hervor, empfahl jedoch, die Fassaden weiterzuentwickeln und v. a. zu überprüfen, »ob die Blickbeziehung zum Turm der St. Katharinenkirche (…) ausreichend gewährleistet ist«. In der Tat wäre die Sicht von Norden auf eine der bedeutendsten Kirchen der Stadt durch den als Lärmschutz für die Wohnbereiche gedachten Büroriegel an der Willy-Brandt-Straße verstellt gewesen, auch, weil Oberbaudirektor Jörn Walter und die Stadtplaner des Bezirks Mitte hier eine an der Gründerzeit orientierte »städtische« Gebäudehöhe von sieben bis acht Geschossen wollten. Während und nach der öffentlichen Plandiskussion erhob sich, ausgehend von der Kirchengemeinde, ein Sturm der Entrüstung. Zu wenig hatten Bauherr, Politik und Verwaltung offensichtlich die stadträumlichen Auswirkungen und die Sensibilität der Bevölkerung bedacht. Man hätte es besser wissen müssen, denn bereits einige Jahre zuvor führte, nur wenige hundert Meter weiter westlich, der Bau des Michaelis-Quartiers zu einem ähnlichen Eklat, weil eine turmartige Erhöhung die Sicht auf den Michel eingeschränkte.
Lohnende Diskussion
Nun wurde eilig zur öffentlichen Auslegung des Bebauungsplan-Entwurfs nachgebessert, die Höhe des Gewerberiegels auf sechs Geschosse reduziert, eine Glasfuge eingeplant, die Fassaden überarbeitet. Doch dies reichte den Bürgern nicht; ihre Kritik weitete sich aus auf grundsätzlichere Aspekte: Statt das Areal nur einem einzigen Unternehmen zu überlassen, hätte man es in mehrere aufteilen sollen, um Kleinteiligkeit und Vielfalt zu fördern. Die blockartige Struktur zementiere die trennende Wirkung der Durchgangstraße statt sie abzumildern. Und nicht zuletzt entspann sich eine intensive Diskussion darüber, ob die Bürger bei der Entwicklung von Leitlinien für die Stadtentwicklung und der Planung von wichtigen Projekten nicht frühzeitig und intensiv beteiligt werden müssen, was 2012 zur Gründung der Stadtwerkstatt führte. Um ein drohendes Bürgerbegehren abzuwehren, führten Bezirk, Oberbaudirektor und Architekten zahlreiche Gespräche mit dem Kirchenvorstand und der Bürgerinitiative, in denen um die konkrete Umsetzung des Projekts gerungen wurde. Das Konzept des Preisträgers wurde schließlich durch die seinerzeit im Wettbewerb viertplatzierten Architekten KPW Papay Warncke und Partner überarbeitet, weiterentwickelt und zur Baureife gebracht.
Dem nun fertiggestellten Ensemble sieht man seine komplizierte Planungsgeschichte nicht an: Es erscheint trotz unterschiedlicher Fassadengestaltungen und Höhenstaffelung aus einem Guss, prägnant und identitätsstiftend. Bemerkenswert ist, wie KPW Architekten die unterschiedlichen und sich teils widersprechenden Anforderungen dieses ambivalenten Orts erfüllten: Der Büroriegel wurde durch eine schmale Fuge in zwei Körper geteilt, wobei der westliche auf fünf Etagen reduziert wurde, um von Zollenbrücke und Domstraße den Blick auf die Kirche zu erhalten. Die hochformatigen Fenster mit ihren schmalen Aluminiumeinfassungen verdeutlichen das innere Stützraster und die Büronutzung; im EG sind sogar – ein Quantensprung an dieser Straße – Geschäfte vorgesehen. Hinter dem Bürohaus liegen die beiden, ebenfalls C-förmigen Wohnhäuser mit ihren farblich nuancierten Klinkerfassaden. Durch die farbigen Klinkerfelder aber auch durch Einschnitte und eine zart gefaltete Dachlandschaft werden die großen Gebäude differenziert und greifen in abstrakter Form die Parzellenstruktur der einstigen Altstadtbebauung auf. Verbindendes Element sind die markanten Faschen aus Wasserstrich-Klinkern oder Beton-Fertigteilen, die den Fassaden Lebendigkeit und Tiefe verleihen.
Wiederbelebt aber teuer
Städtebaulich hat sich der Masterplan von Darlington Meier bewährt: Die drei Gebäude umfassen Höfe, die genau das richtige Maß zwischen Offenheit und Geschlossenheit finden. Es ist unerwartet ruhig hier, man fühlt sich geborgen und dennoch nicht abgeschlossen von der Außenwelt – auch, weil die von den Landschaftsarchitekten Breimann & Bruun ersonnenen Rasen- und Steinstreifenmuster den gesamten Innenbereich durchziehen und so zusammenfassen. Das Spektrum der Wohnungsgrößen und -zuschnitte ist breit und reicht von 41 m² großen Einzimmerwohnungen bis zu 4,5-Zimmer-Maisonettewohnungen auf großzügigen 160 m². Bewohner der wenigen zu den Straßen orientierten EG-Wohnungen (man hat wohlweislich auch Läden und einen Fahrradraum in diese Zone gelegt) sollten jedoch eine gewisse exhibitionistische Neigung besitzen, denn man kann ihnen (wenn man nicht für Sichtschutz sorgt) durch die tief hinabreichenden Fenster weit in die Privatgemächer schauen. Zwar erscheint die Lage der Bauten direkt an öffentlichen Fußwegen sehr urban, doch hätte vielleicht eine schmale Vorgartenzone das Aufeinandertreffen von Privatem und Öffentlichem ein wenig mehr moderiert. Die ebenfalls mutige Entscheidung, die Wohnhäuser nah an die Kirche heranzurücken, war hingegen goldrichtig. Sie steht nun nicht mehr verloren für sich, sondern ist eingebettet in ein städtisches Umfeld, und der Bereich zwischen ihr und dem Quartier wird sich, wenn denn einmal der kirchliche Parkplatz aufgegeben wird, zu einem lauschigen Platz entwickeln. Als Wermutstropfen bleiben die nicht unerheblichen Wohnungspreise von 16 bis 17 Euro pro m², die der Entwicklung eines auch sozial gemischten Quartiers entgegenstehen. Die Zeiten, als dieser Teil Hamburgs die Heimat der Ärmeren war, sind eben lange vorbei. Doch funktional, städtebaulich und architektonisch markiert das Katharinenquartier, nach vielen vertanen Chancen, endlich den Anfang vom Ende der City und einer Wiedererweckung der Stadt. Das dies erreicht wurde, ist nicht zuletzt auch ein Verdienst der Bürger, deren Engagement ein gutes Projekt noch besser gemacht hat.
Kurswechsel
Noch bis in die 90er Jahre wurde hier Baulücke um Baulücke, Brachfläche um Brachfläche mit Büro- und Geschäftshäusern gefüllt. Erst 2002 entstand mit dem Michaelis-Quartier von Steidle + Partner neben Büroflächen erstmals auch wieder Wohnraum. Seitdem haben eine veritable Wohnungsnot, der Zwang des Stadtstaats zum Binnenwachstum und der Wunsch vieler Menschen, wieder in zentralen Bereichen der Stadt zu leben, einen Kurswechsel hin zu vermehrtem Wohnungsbau in der City eingeleitet. Katalysator für diese Entwicklung ist der Wettbewerb der Metropolen sowohl um Unternehmen als auch solvente Neubürger und kaufkräftige Touristen. Die Ödnis einer nach Geschäftsschluss verwaisten Hamburger Innenstadt ist unattraktiv und nicht mehr konkurrenzfähig. Sie erweist sich zudem als Handicap für die südlich anschließende HafenCity, die als Innenstadt-Erweiterung geplant wurde und doch durch die die Willy-Brandt-Straße umgebenden Büroviertel abgetrennt bleibt. Die von HafenCity GmbH und Oberbaudirektor Jörn Walter erträumten attraktiven Nord-Süd-Verbindungen blieben bislang nicht mehr als eine vage Idee.
Ein erster wichtiger Meilenstein auf dem Weg zurück von der City zur Stadt wurde nun jedoch erreicht: Zwischen der Willy-Brandt-Straße und der Hauptkirche St. Katharinen entstand das Katharinenquartier, ein Ensemble aus einem Büro- und Geschäftshaus und zwei großen Wohngebäuden mit 131 Wohnungen. Der Impuls für den Bau des Quartiers ging von Bezirk und Stadt aus: Sie verlagerten die örtliche Grundschule in die HafenCity, was als Kollateralschaden den Abriss der ersten, quasi als Prototyp dienenden Typenschule des Architekten und Baudirektors Paul Seitz von 1957 nach sich zog. Auf dem so frei gemachten Grundstück sollte ein gemischtes Quartier mit einem hohen Wohnungsanteil von 60 % entstehen. Die Hochtief Projektentwicklung griff zu und lobte 2007 einen städtebaulichen und hochbaulichen Wettbewerb aus, den Darlington Meier Architekten aus Zürich gewannen. Das Preisgericht hob positiv die Vermeidung eines starren, geschlossenen Blocks und die Idee von zwei an der Kirche liegenden Plätzen hervor, empfahl jedoch, die Fassaden weiterzuentwickeln und v. a. zu überprüfen, »ob die Blickbeziehung zum Turm der St. Katharinenkirche (…) ausreichend gewährleistet ist«. In der Tat wäre die Sicht von Norden auf eine der bedeutendsten Kirchen der Stadt durch den als Lärmschutz für die Wohnbereiche gedachten Büroriegel an der Willy-Brandt-Straße verstellt gewesen, auch, weil Oberbaudirektor Jörn Walter und die Stadtplaner des Bezirks Mitte hier eine an der Gründerzeit orientierte »städtische« Gebäudehöhe von sieben bis acht Geschossen wollten. Während und nach der öffentlichen Plandiskussion erhob sich, ausgehend von der Kirchengemeinde, ein Sturm der Entrüstung. Zu wenig hatten Bauherr, Politik und Verwaltung offensichtlich die stadträumlichen Auswirkungen und die Sensibilität der Bevölkerung bedacht. Man hätte es besser wissen müssen, denn bereits einige Jahre zuvor führte, nur wenige hundert Meter weiter westlich, der Bau des Michaelis-Quartiers zu einem ähnlichen Eklat, weil eine turmartige Erhöhung die Sicht auf den Michel eingeschränkte.
Lohnende Diskussion
Nun wurde eilig zur öffentlichen Auslegung des Bebauungsplan-Entwurfs nachgebessert, die Höhe des Gewerberiegels auf sechs Geschosse reduziert, eine Glasfuge eingeplant, die Fassaden überarbeitet. Doch dies reichte den Bürgern nicht; ihre Kritik weitete sich aus auf grundsätzlichere Aspekte: Statt das Areal nur einem einzigen Unternehmen zu überlassen, hätte man es in mehrere aufteilen sollen, um Kleinteiligkeit und Vielfalt zu fördern. Die blockartige Struktur zementiere die trennende Wirkung der Durchgangstraße statt sie abzumildern. Und nicht zuletzt entspann sich eine intensive Diskussion darüber, ob die Bürger bei der Entwicklung von Leitlinien für die Stadtentwicklung und der Planung von wichtigen Projekten nicht frühzeitig und intensiv beteiligt werden müssen, was 2012 zur Gründung der Stadtwerkstatt führte. Um ein drohendes Bürgerbegehren abzuwehren, führten Bezirk, Oberbaudirektor und Architekten zahlreiche Gespräche mit dem Kirchenvorstand und der Bürgerinitiative, in denen um die konkrete Umsetzung des Projekts gerungen wurde. Das Konzept des Preisträgers wurde schließlich durch die seinerzeit im Wettbewerb viertplatzierten Architekten KPW Papay Warncke und Partner überarbeitet, weiterentwickelt und zur Baureife gebracht.
Dem nun fertiggestellten Ensemble sieht man seine komplizierte Planungsgeschichte nicht an: Es erscheint trotz unterschiedlicher Fassadengestaltungen und Höhenstaffelung aus einem Guss, prägnant und identitätsstiftend. Bemerkenswert ist, wie KPW Architekten die unterschiedlichen und sich teils widersprechenden Anforderungen dieses ambivalenten Orts erfüllten: Der Büroriegel wurde durch eine schmale Fuge in zwei Körper geteilt, wobei der westliche auf fünf Etagen reduziert wurde, um von Zollenbrücke und Domstraße den Blick auf die Kirche zu erhalten. Die hochformatigen Fenster mit ihren schmalen Aluminiumeinfassungen verdeutlichen das innere Stützraster und die Büronutzung; im EG sind sogar – ein Quantensprung an dieser Straße – Geschäfte vorgesehen. Hinter dem Bürohaus liegen die beiden, ebenfalls C-förmigen Wohnhäuser mit ihren farblich nuancierten Klinkerfassaden. Durch die farbigen Klinkerfelder aber auch durch Einschnitte und eine zart gefaltete Dachlandschaft werden die großen Gebäude differenziert und greifen in abstrakter Form die Parzellenstruktur der einstigen Altstadtbebauung auf. Verbindendes Element sind die markanten Faschen aus Wasserstrich-Klinkern oder Beton-Fertigteilen, die den Fassaden Lebendigkeit und Tiefe verleihen.
Wiederbelebt aber teuer
Städtebaulich hat sich der Masterplan von Darlington Meier bewährt: Die drei Gebäude umfassen Höfe, die genau das richtige Maß zwischen Offenheit und Geschlossenheit finden. Es ist unerwartet ruhig hier, man fühlt sich geborgen und dennoch nicht abgeschlossen von der Außenwelt – auch, weil die von den Landschaftsarchitekten Breimann & Bruun ersonnenen Rasen- und Steinstreifenmuster den gesamten Innenbereich durchziehen und so zusammenfassen. Das Spektrum der Wohnungsgrößen und -zuschnitte ist breit und reicht von 41 m² großen Einzimmerwohnungen bis zu 4,5-Zimmer-Maisonettewohnungen auf großzügigen 160 m². Bewohner der wenigen zu den Straßen orientierten EG-Wohnungen (man hat wohlweislich auch Läden und einen Fahrradraum in diese Zone gelegt) sollten jedoch eine gewisse exhibitionistische Neigung besitzen, denn man kann ihnen (wenn man nicht für Sichtschutz sorgt) durch die tief hinabreichenden Fenster weit in die Privatgemächer schauen. Zwar erscheint die Lage der Bauten direkt an öffentlichen Fußwegen sehr urban, doch hätte vielleicht eine schmale Vorgartenzone das Aufeinandertreffen von Privatem und Öffentlichem ein wenig mehr moderiert. Die ebenfalls mutige Entscheidung, die Wohnhäuser nah an die Kirche heranzurücken, war hingegen goldrichtig. Sie steht nun nicht mehr verloren für sich, sondern ist eingebettet in ein städtisches Umfeld, und der Bereich zwischen ihr und dem Quartier wird sich, wenn denn einmal der kirchliche Parkplatz aufgegeben wird, zu einem lauschigen Platz entwickeln. Als Wermutstropfen bleiben die nicht unerheblichen Wohnungspreise von 16 bis 17 Euro pro m², die der Entwicklung eines auch sozial gemischten Quartiers entgegenstehen. Die Zeiten, als dieser Teil Hamburgs die Heimat der Ärmeren war, sind eben lange vorbei. Doch funktional, städtebaulich und architektonisch markiert das Katharinenquartier, nach vielen vertanen Chancen, endlich den Anfang vom Ende der City und einer Wiedererweckung der Stadt. Das dies erreicht wurde, ist nicht zuletzt auch ein Verdienst der Bürger, deren Engagement ein gutes Projekt noch besser gemacht hat.
Für den Beitrag verantwortlich: deutsche bauzeitung
Ansprechpartner:in für diese Seite: Ulrike Kunkel