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Drei kleine Kapuzen, eine große Vision
In Raiding wurde kürzlich das Miniprojekt „Drei Wanderer“ eröffnet. Der Radfahrunterstand des japanischen Architekten Hiroshi Hara beweist, wie groß die Leidenschaft bei kleinen Bauten sein kann. Man trete in die Pedale.
31. Oktober 2014 - Wojciech Czaja
„Warum ist es so wichtig, Funktion mit Kunst zu verbinden?“, fragte der österreichische Künstler und Kurator Roland Hagenberg. Und bevor das versammelte Dorfpublikum, ORF inklusive, eine Antwort auf diese rhetorische Frage zu formulieren wagte, ratterte ein vollbeladener Kartoffeltraktor an Hiroshi Haras besagtem Funktions- und Kunstprojekt vorbei. „Weil damit der Bekanntheitsgrad einer Gemeinde wie Raiding steigt und sie damit plötzlich nicht mehr nur Dorf, sondern auch internationales Diskussionsthema ist.“ Und kollektives Kopfnicken, Applaus.
Schon einmal trommelte Hagenberg zu einer Eröffnung ins mittelburgenländische Raiding. Das war im November 2012. Damals wurde das Storchenhaus des japanischen Architekten Terunobu Fujimori, eine Art Wohn- und Atelierhaus für Touristen und Artists in Residence, eingeweiht. Letzten Samstag war es wieder einmal so weit. Und weil Raiding mit seinen 800 wissbegierigen Seelen an der Exotik aus Nippon Gefallen fand, durfte und musste es wieder ein japanischer Architekt sein, der der neuen Bauaufgabe Form und Metaphorik überstülpte. Das neue Objekt - nur ein weiteres Puzzlestück in einer Folge aus vielen, vielen Architekturpreziosen, die noch folgen werden, wie sich im Laufe des Nachmittags noch weisen sollte - ist ein Radfahrunterstand, der auf den poetischen Namen „Drei Wanderer“ hört. Genau hier, muss man wissen, kreuzen einander die beiden Radwege B40 und R47. Und wo eine Kreuzung, da auch Rast- und Kontemplationsbedarf. Ganz zu schweigen vom ebenso gebotenen Witterungsschutz.
„Ein Radfahrunterstand muss einwandfrei funktionieren, das ist ein öffentliches Bedürfnis“, sagte Dominik Petz, seines Zeichens Ingenieur, der Entwurfsskizzen und Reispapiermodelle des japanischen Architekten Hiroshi Hara in eine plan- und baubare Form verwandelte, in seiner Eröffnungsrede. Der lautstarke Traktor war längst über alle Hügel. „Doch bei diesem Radfahrunterstand fühlt man sich nicht nur physisch geschützt, sondern auch regelrecht emotional geborgen. Das räumliche Erlebnis ist beeindruckend.“
„Drei Wanderer“ (Baukosten 25.000 Euro) ist eine Konstruktion aus 16 Einzelplatten aus Fichtenschichtholz. An der Innenseite wurden die drei selbststehenden Kapuzen mit Lärchenholz furniert, an der Außenseite mit einer speziellen wasserabweisenden Beschichtung versehen. Die Baugenauigkeit des Häuschens mit seinen Tropfnasen und verdübelten Schraubenköpfen - das ist gewiss ein Verdienst japanischer Kooperation - hat nichts mit den hierzulande bekannten Zimmermannskonstruktionen zu tun, sondern grenzt an die Akribie eines Vorarlberger Möbeltischlers.
„Es gab mehrere thematische Ausgangspunkte für den skulpturalen Unterstand“, erklärt der 78-jährige Hiroshi Hara aus der japanischen Ferne. „Ich dachte an die Komposition Années de Pèlerinage (Pilgerjahre) des gebürtigen Raidingers Franz Liszt, wo er seine Reiseerfahrungen verarbeitete. Jeder, der unterwegs ist, macht Zwischenstopps, reflektiert, sammelt sich, positioniert sich neu.“
Die Pilgerreise der Gemeinde Raiding ist bereits vorgezeichnet: Im kommenden Juni soll Hiroshi Hara ein weiteres Wohnhaus nach dem Vorbild des Storchenhauses eröffnen. In den kommenden fünf Jahren, versichert Bürgermeister Markus Landauer, wolle man zehn japanische Häuser fertiggestellt haben. „Damit Raiding eines Tages mehr Architekturpilger als Musiktouristen hat.“
Schon einmal trommelte Hagenberg zu einer Eröffnung ins mittelburgenländische Raiding. Das war im November 2012. Damals wurde das Storchenhaus des japanischen Architekten Terunobu Fujimori, eine Art Wohn- und Atelierhaus für Touristen und Artists in Residence, eingeweiht. Letzten Samstag war es wieder einmal so weit. Und weil Raiding mit seinen 800 wissbegierigen Seelen an der Exotik aus Nippon Gefallen fand, durfte und musste es wieder ein japanischer Architekt sein, der der neuen Bauaufgabe Form und Metaphorik überstülpte. Das neue Objekt - nur ein weiteres Puzzlestück in einer Folge aus vielen, vielen Architekturpreziosen, die noch folgen werden, wie sich im Laufe des Nachmittags noch weisen sollte - ist ein Radfahrunterstand, der auf den poetischen Namen „Drei Wanderer“ hört. Genau hier, muss man wissen, kreuzen einander die beiden Radwege B40 und R47. Und wo eine Kreuzung, da auch Rast- und Kontemplationsbedarf. Ganz zu schweigen vom ebenso gebotenen Witterungsschutz.
„Ein Radfahrunterstand muss einwandfrei funktionieren, das ist ein öffentliches Bedürfnis“, sagte Dominik Petz, seines Zeichens Ingenieur, der Entwurfsskizzen und Reispapiermodelle des japanischen Architekten Hiroshi Hara in eine plan- und baubare Form verwandelte, in seiner Eröffnungsrede. Der lautstarke Traktor war längst über alle Hügel. „Doch bei diesem Radfahrunterstand fühlt man sich nicht nur physisch geschützt, sondern auch regelrecht emotional geborgen. Das räumliche Erlebnis ist beeindruckend.“
„Drei Wanderer“ (Baukosten 25.000 Euro) ist eine Konstruktion aus 16 Einzelplatten aus Fichtenschichtholz. An der Innenseite wurden die drei selbststehenden Kapuzen mit Lärchenholz furniert, an der Außenseite mit einer speziellen wasserabweisenden Beschichtung versehen. Die Baugenauigkeit des Häuschens mit seinen Tropfnasen und verdübelten Schraubenköpfen - das ist gewiss ein Verdienst japanischer Kooperation - hat nichts mit den hierzulande bekannten Zimmermannskonstruktionen zu tun, sondern grenzt an die Akribie eines Vorarlberger Möbeltischlers.
„Es gab mehrere thematische Ausgangspunkte für den skulpturalen Unterstand“, erklärt der 78-jährige Hiroshi Hara aus der japanischen Ferne. „Ich dachte an die Komposition Années de Pèlerinage (Pilgerjahre) des gebürtigen Raidingers Franz Liszt, wo er seine Reiseerfahrungen verarbeitete. Jeder, der unterwegs ist, macht Zwischenstopps, reflektiert, sammelt sich, positioniert sich neu.“
Die Pilgerreise der Gemeinde Raiding ist bereits vorgezeichnet: Im kommenden Juni soll Hiroshi Hara ein weiteres Wohnhaus nach dem Vorbild des Storchenhauses eröffnen. In den kommenden fünf Jahren, versichert Bürgermeister Markus Landauer, wolle man zehn japanische Häuser fertiggestellt haben. „Damit Raiding eines Tages mehr Architekturpilger als Musiktouristen hat.“
Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard
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