Das in Stahlbetonfertigteilbauweise errichtete achtgeschossige Wohnhaus steht an städtebaulicher reizvoller Stelle – umgeben von Bebauungsresten aus der Biedermeier- und Gründerzeit - am Einlaufpunkt dreier Straßenzüge an einem kleinen Park in Wien-Margarethen. Die Rigidität und Ökonomie des Konstruktionsprinzips haben die Architekten während der Planung nicht nur nicht gescheut, sondern im Gegenteil als Herausforderung angenommen, innerhalb eines bestimmten (nicht „kaschierten“) strukturellen Rahmens ein Maximum an Wohnqualität zu erzeugen. Das markanteste Merkmal des Baus, die straßenseitig teilweise bis zur Baulinie geführten, teilweise über die Baulinie vorspringenden Loggien bescheren den Bewohnern eine luxuriöse Freiraumtiefe von bis zu 2,30 Metern, ein räumlicher Mehrwert (Vorgarten!), der baubehördlich nur möglich war, weil die dafür verwendeten Betonteile ungeachtet ihrer formalen Nüchternheit als „Zierelemente“ deklariert sind.

Die Wohnungen in den fünf Loft-Geschossen, sofern nicht aufgrund ihrer Größe ohnehin durchgesteckt, sind entweder zum Platz oder zum Hinterhof orientiert, die Maisonetten in den drei Geschossen darüber verfügen über große vorgelagerte Terrassen in beide Richtungen. Die verglaste vertikale Erschließung des Hauses in der Achse der Einsiedlerstraße durchtrennt als leuchtendgrüner Schacht die Baumasse, stellt Bezug zum Hinterhof her, in dem ein kleines Biedermeierhaus steht, das nun – im neuen Alu-Überwurf – den Architekten als Ateliererweiterung dient.

Die Kunst der Beschränkung ist bei diesem Wohnbau als programmatisch anzusehen: In seiner reduzierten Materialität (Beton, Zinkblech, Stahl, Glas) und strukturellen Klarheit enthält er sich einer ästhetischen Botschaft, stellt dem „einziehenden Leben“ ein sehr offenes und neutrales Gerüst zur Verfügung. (Text: Gabriele Kaiser)