Bauwerk

MUMUTH - Haus für Musik und Musiktheater
UNStudio - Graz (A) - 2008
MUMUTH - Haus für Musik und Musiktheater, Foto: Pez Hejduk
MUMUTH - Haus für Musik und Musiktheater, Foto: Pez Hejduk
26. März 2009 - HDA
1998 gewann Ben van Berkel den Wettbewerb für das Haus für Musik und Musiktheater der Kunstuniversität in Graz mit einem Entwurf, der eine spitzfindige Antwort auf den damals aktuellen Diskurs „Box versus Blob“ war. Er entwickelte eine lineare Spiralstruktur, die sich aus der Form einer Box in einen Blob transformiert, wo sie Richtung und Größe ändert und als Schleife zum Ausgangspunkt zurückkehrt. Zehn Jahre danach, zu seiner Fertigstellung, hat das MUMUTH mehrere Metamorphosen erlebt, denn die spiralförmige Struktur war als Tragwerk nicht realisierbar. So wurde die Stahlkonstruktion durch eine komplexe Tragstruktur in Stahlbeton ersetzt, die in zwei übereinander liegenden Foyers nun spektakulär in Erscheinung tritt.

Die als Massivbau konzipierte Box beherbergt im Erdgeschoß eine Tischlerwerkstätte und Magazine, auf der mittleren Ebene einen multifunktionalen Saal mit 530 m² Nutzfläche, der höchsten technischen Anforderungen an Bühnentechnik und Raumklima genügen muss, weil er für verschiedenste Musikformen konzipiert ist. Er ist beinahe vollflächig mit Hubpodesten ausgestattet, die als Bühne oder Zuschauertribüne Verwendung finden können. Seine beiden Längswände sind über den Saal hinaus gekurvt ins Foyer gezogen, wo sie sich - ähnlich einer Bandschleife - in die Horizontale verdrehen und zu einem dominanten plastischen Tragelement in komplexer räumlicher Geometrie mutieren. Der „Twist“ genannte Kern aus betonierten, mehrfach räumlich gekrümmten Flächen bildet das innere Auflager für die radial angeordneten Deckenträger des großen Foyers im ersten Obergeschoss und des darüber situierten Theaterproberaums. Seine äußerst aufwändige Herstellung erforderte eine speziell entwickelte Schalungstechnik und enorme Präzision in der Ausführung. Wo die Fassaden verglast sind wie im Orchesterproberaum im Eingangsbereich, werden die Deckenlasten in eine regelmäßige Reihe schräg gestellter Stahlstützen eingebracht.

Den Eindruck einer fließenden Hülle erzielt ein Netz aus Metallgewebe, das mit Abstand vor Glas und Beton gespannt ist. Die gebauchte Form dieser zweiten Haut, vor allem ihre radiale Biegung in Bodennähe, ist deutlich als Reminiszenz an das ursprünglich intendierte Erscheinungsbild des Spiralkörpers zu sehen. (Text: Karin Tschavgova)

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Für den Beitrag verantwortlich: HDA

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