Bauwerk

Bürohochhaus SIE
Marte.Marte Architekten - Lustenau (A) - 2002
Bürohochhaus SIE, Foto: Bruno Klomfar
Bürohochhaus SIE, Foto: Bruno Klomfar
14. September 2003 - Az W
Die Firmenchronik der System Industrie Electronic AG umfasst eine knappe Seite, wobei das Gründungsjahr 1994 mit einem einzigen, jedoch branchenmythischen Satz umrissen ist: „Mit gerade 23 Jahren beginnt Udo F. in der Garage seines Vaters mit der Herstellung der ersten kundenspezifischen industrietauglichen Computer.“ Man ahnt, was folgt - eine elektrotechnische Erfolgsgeschichte par excellence: der Umzug von der Garage in eine alte Gewerbehalle, neue Aufträge, neue Mitarbeiter, wachsende Umsätze, Zusammenarbeit mit fernöstlichen Partnern, erneuter Umzug in ein noch grösseres Betriebsgebäude, noch mehr Mitarbeiter, noch mehr Umsatz, Vertriebstöchter in Deutschland, Schweiz, Florida, Hong Kong, Israel; schließlich der Beschluss, in Lustenau ein neues Headquarter zu errichten, in dem Entwicklung, Vertrieb und Administration wieder unter einem Dach vereint sein sollten.

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor des Unternehmens, - die praktizierte extrem flache Hierarchie (vor allem zwischen den Bereichen Entwicklung und Produktion) -, kommt auch im Entwurfkonzept des „Hochhauses“ zum Ausdruck, etwa in der wertungsfreien vertikalen Schichtung seiner Nutzflächen. Es gibt keine Teilung in Büro- und Werkstättentrakt, sondern ein nahezu würfelförmiges neutrales Volumen mit extrem kurzen inneren Verbindungswegen in Form von Rampen, Wendeltreppen und linearen Stiegen.

In der Ein- und Ausgangsebene werden Wareneingang und Versand abgewickelt, über eine (introvertierte) Lagerebene wird man in die darüber liegenden Entwicklungs- und Produktionsebenen geführt, worin ein Café als soziale Betriebs-Mitte fungiert. Alle Arbeitsplätze öffnen sich zur umgebenden Landschaft, balkonartige Elemente und eine Sonnenterrasse auf dem Firmendach verstärken diesen Bezug zur Natur, im separaten „Brainroom“ in der obersten Etage ist jedoch dafür gesorgt, dass die Aussenwelt konzentrierte Mitarbeiter-Gedankengänge nicht durchkreuzt.

Reduktion ist auch auf der Materialebene (Sichtbeton, Birke, Aluminium, Glas) der Ausdruck von Neutralität eines optimalen Arbeitshintergunds, als einzige Farbe wird Schwarzgrau verwendet. Die Fassade ist eine Pfostenriegel-Konstruktion mit natureloxierten Aluminiumprofilen und Dreichfachverglasungen. Innen sind die Wände und Decken mit Birkensperrholz belegt, ergänzt durch dunkle Filz- bzw. Epoxydharzbelägen am Boden. Nur im Erdgeschoss hat man die Wände mit Pappelsperrholz ausgekleidet, das ist nicht nur billiger, sondern stellt auch einen Bezug zum Verpackungsmaterial her.

Die kontrollierte Be- und Entlüftung und eine komfortable Beschattung sorgen für optimale klimatische Verhältnisse, die gesamte Technik wird in Doppelböden geführt, die wegen der hohen Anforderungen im elektronischen Bereich hochableitend ausgeführt sind. Weiteren Erfolgsschritten ist somit die architektonische Basis gelegt. (Text: Gabriele Kaiser, 03.04.2003)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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