Bauwerk

Haus für Senioren – Erweiterung
Hanno Vogl-Fernheim - Absam (A) - 2008
Haus für Senioren – Erweiterung, Foto: Markus Bstieler

Haus für Senioren

Auszeichnung des Landes Tirol für Neues Bauen 2010

12. November 2010 - aut. architektur und tirol
Seniorenheime sind aufgrund der zunehmenden Überalterung der Gesellschaft ein in Zukunft wichtiges Thema. Ein Seniorenheim zu bauen, ist aber mehr als nur eine funktionelle Aufgabe, ein gewinnbringendes Investment oder das Schaffen eines Raumangebots für teure Medizin- und Pflegedienste. Älteren Menschen ein Zuhause zu bauen ist ein sozialer Wert, heißt „Komfort“ anzubieten und einen Ort zu schaffen, wo zwar Krankheit und Tod allgegenwärtig sind, zugleich aber auch Geselligkeit, Freundschaft und Fürsorglichkeit Raum finden sollten. Es ist eine jener Aufgaben, bei der die Architektur die Chance hat, eine sensible Antwort zu formulieren, wobei die Architekten bei dieser Art von Aufträgen auf die enge Zusammenarbeit mit engagierten Auftraggebern angewiesen sind. Es ist offensichtlich, dass die Aufgabe zwar ziemlich komplex ist, aber einfach „funktionieren“ sollte. Der Architektur kommt unter diesen Voraussetzungen die schwierige Rolle zu, ein Gebäude zu konzipieren, das für die Bewohner:innen ein Zuhause sein sollte – in den meisten Fällen ein Ort für den letzten Lebensabschnitt. Die Erweiterung des Seniorenheimes in Absam meistert diese Aufgabe souverän.

Das neue Gebäude dockt unauffällig an das Altenheim aus den 1990er Jahren von Architekt Hermann Kastner an, indem es keine auffällige neue Materialsprache oder Typologie zeigt, sondern in Form eines Atriums, einer Terrasse und von drei neuen Flügeln den Altbestand sensibel ergänzt. Das klosterähnliche Atrium ist der lebenswerte Mittelpunkt des Gebäudes und wurde durch die breiten wie transparenten Gänge eng mit den Innenräumen verbunden. Die Kapelle im Innenhof schafft durch ihren ellipsenförmigen Grundriss einen interessanten und differenzierten Außenraum.

Zurückhaltung ist in der Architektur manchmal eine Qualität und wurde als Strategie für die Erweiterung des Seniorenheimes in Absam angewandt. Denn durch die Verwendung dezenter architektonischer Mittel werden Würde und Ruhe betont, sie spielen sich niemals zu stark in den Vordergrund oder „verdrängen“ die Bewohner:innen. Im Gegenteil: die Architektur dient und schafft eine lebenswerte Wohnqualität. Das Haus erzeugt durch sein Konzept und die damit verbundene fantastische Sicht auf die Landschaft eine visuell beeindruckende „Promenade Architecturale“. (Jurytext: Katrien Vandermarliere, Auszeichnungen des Landes Tirol für Neues Bauen 2010)

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Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

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