Bauwerk

Wohnhausanlage Cumberlandstraße
Helmut Wimmer - Wien (A) - 2009
Wohnhausanlage Cumberlandstraße, Foto: Bernhard Weinberger
Wohnhausanlage Cumberlandstraße, Foto: Bernhard Weinberger
21. Februar 2010 - Az W
Für ein hochwertiges Grundstück neben der Pfarrkirche St. Jakob in Penzing (Wien 14), das mit seinem herrlichen alten Baumbestand einer Parklandschaft gleicht, hat Helmut Wimmer im Zuge eines 2005 gewonnenen Bauträgerwettbewerbs eine Wohnhausanlage konzipiert, die die Qualitäten des Grünraums maximal ausschöpft. Der Architekt vergleicht die bewegte Silhouette des Gartenbauteils mit einem „Tanz mit den Bäumen“, bei dem die Baukörper mit ihren Terrassenausbuchtungen dem Rhythmus der Laubbäume folge. „...sie schmiegen sich an, sie weichen zurück, sie drehen sich.“ Im Norden wird das Grundstück vom im äußeren Erscheinungsbild zwar weniger beschwingten, aber ebenfalls strahlend weißen Bauteil der MIGRA (6 Geschosse mit insgesamt 32 Wohnungen zwischen 62 und 140 qm, davon 26 Mietwohnungen mit Eigentumsoption und 6 Eigentumswohnungen) begrenzt. Straßenseitige Laubengänge in Überbreite (2,70 m) schirmen die Wohnungen vom Verkehr und den nahen Gleisanlagen der Westbahn ab und werten die Erschließungszone zum Nutz- und Interaktionsraum auf. An der Südseite sind die Wohnungen im EG mit uneinsehbaren Eigengärten ausgestattet, in den Obergeschossen nehmen durchlaufende Balkonbänder die abgerundete Westecke des Gebäudes mit Schwung.
Den Mittelpunkt des Parks bildet als konzeptionelles Highligt der Anlage das Wohnhaus der ARWAG mit seinen geschwungenen Formen und ausufernden Terrassen (5 Geschoße mit 24 Wohnungen zwischen 87 und 130 qm, 18 davon freifinanziert, und Gemeinschaftsraum mit Saune etc.). Im südlichen Teil des leicht abfallenden Gartens befindet sich als weiteres Surplus ein Pool, das den Bewohner:innen beider Bauteile zur Verfügung steht.

Jede Ebene des tanzenden Baukörpers (dessen Tragstruktur aus 2 Ellipsoiden und einer Nierenform besteht) ist anders konfiguriert und verfügt über teilweise gedeckte, teilweise ausschwingende Terrassenflächen, bei denen die Baumkronen zum Greifen nahe rücken. Schrägstehende Schleuderbetonstützen tragen die Auskragungen, das offene Stiegenhaus wirkt wie eine begehbare Skulptur, die die elliptischen „Eigenheime“ (durchgehende Raumhöhe 2,75 m) lose miteinander verbindet. Da die Stahlbetonkonstruktion aufgrund der lockeren Baukörperkonfiguration über einen hohen Außenwandanteil verfügt, musste das Niedrigenergiehaus mit entsprechend höherem Aufwand isoliert werden. (Zwischen Geschossdecke und Terrassenplatte wurden Hunderte von Isokörben eingebaut, die Wärmedämmplatten sind mit der Fräse der Geometrie des Gebäudes angepasst worden.) Auf die äußerliche Nobilitierung durch edle Materialien kann dieser Wohnbau getrost verzichten, besteht doch sein eigentlicher Luxus in einem profunden und poetischen Raumkonzept, für das es im Wiener Wohnungsbau wohl kaum ein Vergleichsbeispiel gibt. (Text: Gabriele Kaiser)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

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