Bauwerk

Greber Hörensehen
raumhochrosen - Hohenems (A) - 2009
Greber Hörensehen, Foto: Marcel Hagen
Greber Hörensehen, Foto: Marcel Hagen
Greber Hörensehen, Foto: Marcel Hagen
14. März 2010 - Az W
Im historischen Haus in der Hohenemser Marktstraße mit der bemerkenswerten Fassade des Jugendstilarchitekten Hanns Kornberger von 1908 waren neben dem Verkaufsbereich auch mehrere Untersuchungs-, Werkstatt- und Therapieräume zu errichten. An den annähernd quadratischen Grundriss des Vorderhauses schließen sich mehrere Bauteile einer langgestreckten eingeschossigen Halle an, so dass ein insgesamt 43 m tiefer Grundriss zur Verfügung stand. Gestalterischer Ausgangspunkt waren zwei Farbakkorde, die in ihren feinen Verläufen über mehrere Weißtöne zu Farbe und in ihrer Lebendigkeit ein Spiel des Entdeckens und Erlebens wiedergeben.

Den Besucher empfängt ein quadratischer Verkaufsraum, der zur einen Seite die optischen Brillen und drei Beratungstische bereit hält und zur anderen mit einer großen, hinterleuchteten Sonnenbrillenwand aufwartet. Daran anschließend, mit Blick nach allen Seiten, steht ein großer Tresen mit Kassa, einem Brillenabgabetisch und einem kleinen Servicecenter. Von dort gelangt man direkt in die Werkstatt oder entlang der Sportbrillen und Hörgeräte weiter zu den Untersuchungsräumen. Die tiefen Schaufenster sind nur durch halbhohe Präsentationselemente vom Verkaufsraum getrennt und können nach innen und außen bespielt werden. Die geringen Raumhöhen im Verkaufsbereich gleicht der Entwurf durch eine strukturierte Deckenlandschaft aus, welche den Raum zwischen den alten Holzbalken nutzt. Die in das Deckenraster „eingewebten“ Lichtbänder der Deckenleuchten und die insgesamt helle, leicht nuancierte Farbgebung beleben den Raum. Genauso wie die Decke ist auch der Raum in Schichten und Ebenen aufgelöst. Die Verkaufsregale werden als 15cm tiefer Körper an der Gebäudeaußenwand entlang geführt, lösen sich ab, bilden so den Zwischenraum der Werkstatt und folgen dem Wandverlauf entlang tief in den Raum. Frei eingestellte mit Nussbaum furnierte Möbel gliedern die unterschiedlichen Verkaufsflächen. Material, Licht und Textur spielen eng ineinander.

Der Bereich mit den sehr feinen Korrektionsfassungen wird durch ein optisches Spiel ergänzt. Einschnitte und ein regelmäßiges Lochraster, das auch zur Brillenpräsentation dient, lässt farbige Elemente durchblitzen, die sich mit der Bewegung des Betrachters subtil verschieben. Während in diesem Bereich Auflicht benutzt wurde, sind die Sonnenbrillen auf der gegenüberliegenden Wand vor einer mattweißen und hinterleuchteten Glasfläche präsentiert.

Die räumliche Bewegung wird durch eine gezielte Nuancierung von hellen Farben und gebrochenen Weißtönen ergänzt. Von der maximalen Helligkeit der reinweißen Tischflächen setzt sich das körperhafte Möbelband mit einem gedämpften Weißton ab. Dahinter erst zeigt sich in einem hellen Farbton die eigentliche Gebäudewand. Der Farbton Kürbis setzt den Akzent in der umlaufenden Griffleiste, an der historischen, gusseisernen Säule oder in den Polsterstühlen an den Beratungstischen. Dieses kräftige Gelborange taucht auch wieder im Raumeinschnitt zwischen Verkaufsraum und Behandlungsräumen auf, der als Wartebereich genutzt wird.

Unter die vorhandene Balkenkonstruktion des Pultdachs im rückwärtigen Bereich ist ein ruhiger Raumkörper eingeschoben, der die beiden Refraktionsräume beherbergt. Auch ein Hörraum zur Behandlung steht zur Verfügung.
Die bestehenden Fenster und Belichtungsmöglichkeiten in der Halle konnten geschickt eingebunden werden, um eine optimale Beleuchtung mit Tageslicht zu erreichen, die formale Unstimmigkeit des 80er Jahre- Baus aber außen vor zu lassen. (Text: Architekten)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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