Bauwerk

Raiffeisen Finance Center
Pichler & Traupmann - Eisenstadt (A) - 2010
Raiffeisen Finance Center, Foto: Paul Ott
Raiffeisen Finance Center, Foto: Paul Ott
Raiffeisen Finance Center, Foto: Paul Ott
„Die Gestaltung des Gebäudes trägt den baurechtlich notwendigen Einschränkungen sowie den geschoßweise unterschiedlichen Anforderungen des Raumprogramms in spielerischer Weise Rechnung und entwickelt eine Hüllfigur, die in einer kontinuierlichen Form das Gesamtgeschehen der Bank umschließt. Die Kontinuität der Gebäudehülle vermittelt Mitarbeitern und Kunden Identität, ihre volumetrische Ausformulierung sichert einen markanten Platz im Stadtbild. Sie besteht aus Aluminium-Sandwichplatten, deren Farbgebung Assoziationen wie Münzen oder die Corporate Identity der Bank zulässt. … Schmale, an kalkulierten Stellen der Fassaden angeordnete Fensteröffnungen tragen den Anforderungen der Blendfreiheit bei der Bildschirmarbeit Rechnung."

Ungewöhnliche Fassade mit hoher Funktionalität

Diese Grundidee - zitiert aus dem Erläuterungsbericht zum Wettbewerbsbeitrag - wurde vertieft und weiterentwickelt. Nach Osten und Westen ist das Gebäude in eine metallische Fassade aus Alucobond-Platten gehüllt, die von einer eigens entwickelten Fensteranordnung perforiert ist. Diese Anordnung ermöglicht ungewöhnliche Ausblicke, bietet den Mitarbeiter:innen aber auch eine fast intime Arbeitsatmosphäre und schützt vor Blendung bei der Bildschirmarbeit.
Die Größe der Fensterflächen ist auf das notwendige Ausmaß hinsichtlich der Richtlinien für Arbeitsstätten ausgelegt. Es kann damit eine größere geschlossene Wandflächen erhalten werden, die durch ihre bauphysikalischen Eigenschaften (gute Wärmedämmung und gute Wärmespeicherung) zur Optimierung des Energiehaushaltes des Gebäudes beiträgt. Die raumhohen Glasfassaden nach Süden tragen dem großartigen Ausblick in die Wulkaebene Rechnung und können mit regulativen Elementen (Sonnenschutzsystem) die Energie (Solarer Energieeintrag) in das Gebäude hereinlassen oder auch großteils ausblenden.

Der Innenraum ist als geregeltes Bezugssystem auf verschiedenen Bedeutungsebenen ausformuliert:

Erstens als räumlich-materielles Konstrukt einer Ganzheit mit dem Gesamtgebäude
Das Material der Außenhülle ist Ausgangspunkt für das Materialkonzept auch im Inneren. Wie die Fassade sind auch die Fensterleibungen sowie die Fancoils mit Alucobond verkleidet. Die abgehängten Decken der repräsentativen Bereiche in den oberen Stockwerken sind aus gleichfarbigem Metall, sodass sich die Gebäudeaußenhülle gleichsam in den Innenraum herein zieht. Die unverkleideten Decken- und Außenwandbereiche sind in glattem Sichtbeton ausgeführt. Lichtgrau gestrichener Gipskarton für die abgehängten Decken über den Gangbereichen sowie für Teile der Bürotrennwände ergänzt gemeinsam mit dem schallschluckenden Gummi- oder Textilboden den Materialkanon der sanft abgestuften Grautöne. Der elegante neutralisierende Hintergrund ermöglicht das individuelle Bespielen der Arbeitsfläche mit Farbakzenten, womit besondere Bereiche, Sphären oder Bedeutungen hervorgehoben werden können.

Zweitens in der Steuerung der Innen-/Außenraumbeziehung
Die Bürowände zu den Gangzonen sollen prinzipiell als Glastrennwandsysteme ausgeführt werden, deren Durchsichtigkeit über Folienbesatz gesteuert werden kann. Dadurch sind Einblicke, Durchblicke und Ausblicke in der nach Vorgabe möglichen Art und Weise steuerbar, Transparenz und Raumtiefe erlebbar, ja wird sogar der Außenraum und die Landschaft bis in den innersten Bereich des Gebäudes herein getragen. Die Innenarchitektur soll Raumbeziehungen ermöglichen und nicht verbauen.

Drittens als Abbild der inneren Betriebsorganisation
Die konstruktive Auslegung des Gebäudes und der Fassadengliederung im Grundraster von 1,30 m ermöglicht den variablen Anschluss der Bürotrennwände im vorgegebenen Rastersystem. Dadurch ist die Ausbildung verschiedener Raumgrößen je nach Funktion und Bedarf gut herstellbar und gegebenenfalls auch änderbar. Offene, halboffene oder geschlossene Bereiche sind gut herstellbar in unterschiedlichen Ausformungen. Die Grundrissgestaltung der unterschiedlichen Geschoße zeigt die hohe Flexibilität des Systems. Monotonie und Gleichförmigkeit werden vermieden, unterschiedliche Funktionen und Organisationsebenen sind abbildbar.

Viertens als artikuliertes Regelwerk der Kommunikation
Die Zwischenwände zwischen den einzelnen Büros sind aus Glas bzw. sind mit einem Glasoberlichtstreifen in variabler Höhe ausgestattet. Dadurch werden unterschiedliche Bezugsmuster und Kommunikationsinteressen artikuliert.

Das Foyer als öffentlicher Raum

Besonderes Augenmerk wird auch auf die Gestaltung des Foyers und der Eingangshalle gelegt. Als verbindendes Element zwischen Bestand und Neubau ist dieser Raum die Visitkarte des Gebäudes. Dieser Raum lebt von seiner Durchlässigkeit, von seiner Raumhöhe, von den ihn durchquerenden Verbindungsbrücken und von seinen mehrgeschossigen Glasfassaden: der Glasfassade zum Außenraum hin und der vorgeblendeten Glasfassade vor dem umstrukturierten Bestandsteil, welche mit einem künstlerisch gestalteten Lichtkonzept versehen ist. In diesem Raum findet die erste Kontaktaufnahme mit der Bank statt, hier zeigt sie sich als kundenfreundliches, offenes und doch zugleich repräsentatives Institut. Er wird sowohl von den Kunden als auch von den Bankangestellten durchquert und erzeugt so ein Zu- und Zusammengehörigkeitsgefühl, verstärkt die Identifikation mit dem Finanz Center und die Bindung und an einen verlässlichen starken Partner. (Text: Architekten)

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Für den Beitrag verantwortlich: ARCHITEKTUR RAUMBURGENLAND

Ansprechpartner:in für diese Seite: Nikolaus Gartnerng[at]raumburgenland.at

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