Bauwerk

Sonderpädagogisches Zentrum Innsbruck
reitter_architekten - Innsbruck (A) - 2014
Sonderpädagogisches Zentrum Innsbruck, Foto: Mojo Reitter
Sonderpädagogisches Zentrum Innsbruck, Foto: Mojo Reitter

Sonderpädagogisches Zentrum

Das sonderpädagogische Zentrum für schwerstbehinderte Kinder war bisher nicht adäquat in einer Volksschule im Osten von Innsbruck untergebracht. Bei der Standortwahl für den Schulneubau – der erste dieser Art in Tirol – spielte das Ziel, kein einseitige spezialisiertes Gebäude zu errichten, sondern im Sinne einer „inklusiven Schule“ einen zukunftsgerichteten, hochqualitativen Schulstandort zu entwickeln eine wesentliche Rolle. Die Wahl fiel auf einen Bauplatz direkt am Inn und unmittelbar neben der bestehenden „Neuen Mittelschule Hötting“. Diese, in den 1930er Jahren nach Plänen von Franz Baumann und Theodor Prachensky errichtete Schule gilt als „Klassiker“ der Tiroler Moderne und steht unter Denkmalschutz.

Mit dem aus einem EU-weiten Wettbewerb hervorgegangenen Sonderpädgagogischen Zentrum erhielt der denkmalgeschützte Bau einen unaufdringlichen, aber dennoch selbstbewussten Konterpart. Ausgehend von der attraktiven Lage am Grün- bzw. Flussraum und der bestehenden Bebauung wurde ein Baukörper entwickelt, der die Baufluchten der Umgebung – etwa des von Johannes Wiesflecker errichteten „Bischof-Paulus-Heim“ (s. eigener Eintrag) – aufnimmt und anstelle einer eindeutigen Ausrichtung rund um orientiert ist. Nach Westen hin zum Studentenheim und zur ruhigen Wohnstraße wird urbane Verdichtung erzeugt, nach Osten entsteht ein zur Innpromenade offener, von Neubau, Altbau und einem Wohnbau umschlossener großer grüner Hof.

Der dreigeschossige Schulneubau umfasst 13 Unterrichtsräume, mehrere Sonderräume, eine Bibliothek, einen Speisesaal, eine Turnhalle und Unterrichtsräume sowie ein Jugendzentrum im Untergeschoss. An der Westseite liegt der Haupteingang mit einer für den Ein- und Ausstieg gedeckten Zufahrt für Schulbusse. Der Weg führt weiter in die Aula, die Durchblicke bis in den Schulgarten bietet. Der neue Turnsaal im Untergeschoss ragt als Luftraum in das Erdgeschoss und wird damit rundum von oben belichtet - vor Einblicken schützen Lamellen aus Bambus. Zwischen der Turnhalle und dem Küchen- bzw. Mensabereich führt eine geradlinie Verbindung hinüber zum Altbau, wo ein neuer Lift ein barrierefreies Zusammenwachsen der beiden Schulen ermöglicht. Nahe der Umkleiden im Untergeschoss liegen die Therapieräume, die durch Ausnutzung der Geländehöhenunterschiede von Südosten Tageslicht bekommen.

Entsprechend der Nutzung als sonderpädagogisches Zentrum, in dem es für jedes Kind einen individuellen Förderplan gibt und damit einen ständigen Wechsel zwischen Einzelbetreuung, freiem Lernen und Spielen, bieten sich in den beiden Obergeschossen Erschließungsflächen mit echtem Mehrwert. Insbesondere hier wird der konzeptionelle Ausgangspunkt des Projekts spürbar, dem „Dazwischen“ – , der Anordnung, Dimensionierung und Belichtung der Zonen zwischen den Klassen – große Aufmerksamkeit zu schenken. So gibt es keine „Gänge“ im eigentlichen Sinn, sondern eine abwechslungsreiche Abfolge von Wegen, „Plätzen“ und Freibereichen in großer Vielfalt. Fast jede Klasse hat über nach allen Himmelsrichtungen orientierten Terrassen direkten Zugang ins Freie; die Westterrassen kommunizieren mit der Wohnstraße, jene im Osten mit dem Schulhof. Im Inneren verbinden Lufträume die Geschosse und belichten die Mittelbereiche des freien Lernens mit ihren inselartigen Sitzmulden.

Besonderer Wert wurde auch auf die Außenraumgestaltung gelegt, sowohl die alte wie die neue Schule erhielten qualitätvolle Freiräume. Der bestehende Streichelzoo und das Biotop wurden erhalten, für das Sonderpädagogische Zentrum ein Gerätespielplatz angelegt, der Erfahrungsfelder zur Entfaltung der Sinne bietet. (Text: Claudia Wedekind)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

Ansprechpartner:in für diese Seite: Claudia Wedekindclaudia.wedekind[at]aut.cc

Akteure

Architektur

Bauherrschaft

Tragwerksplanung

Landschaftsarchitektur

Kunst am Bau