Bauwerk
Bregenzerwälder Käsekeller
Oskar Leo Kaufmann - Lingenau (A) - 2003
25. Oktober 2003 - Az W
Beeindruckend ist nicht nur die monolithisch-dezente Präsenz, sondern auch der nahrhafte Inhalt des Gebäudes: 33.000 Käselaibe mit einem Gewicht von 35 kg pro Stück lagern in säuberlichen Reihen in diesem Reife-Keller der besonderen Art, der den Sennereien des gesamten Bregenzerwaldes als Produktionsstätte dient.
Zur Vorgeschichte dieser ungewöhnlichen Kooperative: Der Bregenzerwälder Bergkäse ist ein Qualitätsprodukt, das mit dem Beitritt Österreichs zur EU an wirtschaftlicher Bedeutung für die Region gewann. Der damals durch Subventionsstreichungen ausgelöste Preisverfall betraf vor allem die Käsesorte Emmentaler, während sich das Nischenprodukt des Bergkäses relativ stabil hielt - sodass fast die gesamte Produktion nach und nach auf den „Bregenzerwälder Bergkäse“ umgestellt wurde. Die Reifezeit dieser Sorte beträgt ca. 4 Monate, wobei durch die unterschiedlichen Kellergrößen und Klimaverhältnisse in den einzelnen Betrieben unterschiedliche Qualitäten „heranreiften“, was für die Positionierung eines Markenprodukts mit einheitlichem Qualitätsstandard nicht unbedingt förderlich wäre. Das ganzheitliche Lösungsszenario: ein großer gemeinsamer Reifekeller, der allen Käseproduzenten der Region zur Verfügung stehen sollte. Nach Klärung der organisatorischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Belange wurde unter der Schirmherrschaft des Landes Vorarlberg ein Business-Plan aufgestellt und die Bregenzer Käsekeller GmbH gegründet. Der Grundstein für ein regionales Erfolgsprogramm war gelegt.
Man entschloss sich, für den beispielhaften Zweckbau einen Architekturwettbewerb auszuschreiben, um dem regionalen Produkt ein „Haus mit Identität“ zu geben und es im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu verankern. Im Juli 2002 fiel die Wahl auf den Entwurf von Oskar Leo Kaufmann, im Oktober konnte nach sehr kurzer Planungszeit bereits der erste Spatenstich erfolgen. Der Zusammenhang zwischen dem Produkt, der Region und der unmittelbaren Umgebung bildet das Leitmotiv des architektonischen Gesamtkonzeptes: Ein klarer, solider Sichtbetonkörper von 80 Meter Länge versinnbildlicht den langen Reifungsvorgang des Bergkäses, und das Foyer mit dem Präsentationsraum steht mit dieser beeindruckenden Raumflucht - nur durch eine Glasscheibe davon getrennt - in direktem visuellen Zusammenhang. Die Büros im Obergeschoss sind im Gegensatz zu den geschliffenen Betonoberflächen des Reifekellers mit einer Holzschicht überzogen. Um die Identifikation von Bauwerk und Inhalt ironisch auf den Punkt zu bringen, ist die Betonfassade vereinzelt mit Käselöchern versehen. (Text: Gabriele Kaiser)
Zur Vorgeschichte dieser ungewöhnlichen Kooperative: Der Bregenzerwälder Bergkäse ist ein Qualitätsprodukt, das mit dem Beitritt Österreichs zur EU an wirtschaftlicher Bedeutung für die Region gewann. Der damals durch Subventionsstreichungen ausgelöste Preisverfall betraf vor allem die Käsesorte Emmentaler, während sich das Nischenprodukt des Bergkäses relativ stabil hielt - sodass fast die gesamte Produktion nach und nach auf den „Bregenzerwälder Bergkäse“ umgestellt wurde. Die Reifezeit dieser Sorte beträgt ca. 4 Monate, wobei durch die unterschiedlichen Kellergrößen und Klimaverhältnisse in den einzelnen Betrieben unterschiedliche Qualitäten „heranreiften“, was für die Positionierung eines Markenprodukts mit einheitlichem Qualitätsstandard nicht unbedingt förderlich wäre. Das ganzheitliche Lösungsszenario: ein großer gemeinsamer Reifekeller, der allen Käseproduzenten der Region zur Verfügung stehen sollte. Nach Klärung der organisatorischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Belange wurde unter der Schirmherrschaft des Landes Vorarlberg ein Business-Plan aufgestellt und die Bregenzer Käsekeller GmbH gegründet. Der Grundstein für ein regionales Erfolgsprogramm war gelegt.
Man entschloss sich, für den beispielhaften Zweckbau einen Architekturwettbewerb auszuschreiben, um dem regionalen Produkt ein „Haus mit Identität“ zu geben und es im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu verankern. Im Juli 2002 fiel die Wahl auf den Entwurf von Oskar Leo Kaufmann, im Oktober konnte nach sehr kurzer Planungszeit bereits der erste Spatenstich erfolgen. Der Zusammenhang zwischen dem Produkt, der Region und der unmittelbaren Umgebung bildet das Leitmotiv des architektonischen Gesamtkonzeptes: Ein klarer, solider Sichtbetonkörper von 80 Meter Länge versinnbildlicht den langen Reifungsvorgang des Bergkäses, und das Foyer mit dem Präsentationsraum steht mit dieser beeindruckenden Raumflucht - nur durch eine Glasscheibe davon getrennt - in direktem visuellen Zusammenhang. Die Büros im Obergeschoss sind im Gegensatz zu den geschliffenen Betonoberflächen des Reifekellers mit einer Holzschicht überzogen. Um die Identifikation von Bauwerk und Inhalt ironisch auf den Punkt zu bringen, ist die Betonfassade vereinzelt mit Käselöchern versehen. (Text: Gabriele Kaiser)
Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien
Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzig
Akteure
ArchitekturBauherrschaft
Bregenzerwälder Käsekeller GmbH
Tragwerksplanung
Fotografie