Bauwerk

Haus 2226
Baumschlager Eberle Architekten - Lustenau (A) - 2013
Haus 2226, Foto: archphoto
Haus 2226, Foto: archphoto
Haus 2226, Foto: archphoto
20. November 2015 - vai
Nach dreißig Jahren Beschäftigung mit konstruktiv-energetischen Grundlagen und annähernd 300 realisierten Bauten ist für Baumschlager Eberle die Errichtung des eigenen Bürogebäudes eine Gelegenheit, mit neuen Denkansätzen zu experimentieren: Wenig Energie mit wenig Technik, haltbare Naturmaterialien, einen zeitgemäßen sozio-kulturellen Beitrag leisten. Die Überfrachtung mit Haustechnik und die hochtechnisierten Isoliermaterialien haben ein Ablaufdatum. Sie verbrauchen übermäßig viel Energie, auch „graue“.

Als Ergebnis steht der Monolith von L26 x B26 x H26 Metern wie ein Architekturmodell im Millennium Park, mit gleichmäßigen, hohen, schmalen Öffnungen rundherum und doch die Geometrie durchbrechend. Die fast achtzig Zentimeter dicken Außenwände sind in geschoßweise variierenden, leichten Radien nach Innen geformt. Dadurch entstehen reizvolle Schattenkanten in der Skulptur. Die Fixverglasungen, mit schmalem Lüftungsflügel in Weißtanne - im Erdgeschoß raumhoch, ansonsten alle im gleichen Format mit geringer Sockelbrüstung – sind flächenbündig an der Innenwand. Fensterbänke und Abdeckungen des Dachrandes, in weißem Rorschacher Sandstein, gehen nahtlos in den Kalkputz über. Abschattungen sind bei dieser Leibungstiefe überflüssig, auch Sonnenkollektoren, wegen dem Energiekonzept.

Der Wandaufbau ist zweischichtig, ohne Isoliermaterialien dazwischen. Jeweils 38 Zentimeter Hohlziegelsteine – großporig und isolierend außen, kleinere Löcher und statisch wirksam innen – sind direkt und pur mit Löschkalk verputzt. Das Gebäude kommt ohne Heizung, Lüftung und Kühlung aus. Es gibt nur die Steuerung der Lüftungsflügel und Messung von Luftqualität beziehungsweise Temperatur. Im Winter sorgt die Abwärme von Beleuchtung, Computern, Menschen für hohen Energieeintrag. Die Lüftungsflügel öffnen sich erst einen Spalt, wenn der CO2-Anteil im Raum ansteigt. Im Sommer kühlt man nachts mit natürlicher Querdurchlüftung. Der Name des Bürogebäudes „2226“ bezieht sich auf die Komforttemperatur von 22 bis 26 Grad Celsius.

Der quadratische Grundriss ist mit vier windmühlenartig angeordneten Doppel-Wandscheiben in drei zirka 100 m² Räume zoniert, das Haupttreppenhaus belässt den vierten Bereich etwas kleiner. Aktuell wird für fünf Bürogeschoße gedacht, es funktionieren jedoch auch Wohnungsgrundrisse. Flexibilität bedeutet Nachhaltigkeit. Den Wandscheiben entlang verläuft ein mit Holzbrett abgedeckter Kabelkanal. Über den Hohlboden kann Strom, sogar Wasser geführt werden und an beliebiger Stelle ein Loch in den Gipsestrich gebohrt werden.

Das Erdgeschoß ist einer Kunstgalerie vorbehalten und dem Restaurant, Bistro, Kantine. Das Ambiente ist wichtig für inspirierte Arbeit, ebenso für die Kommunikation mit den Kolleg:innen. Auch die Platzgestaltung mit weißem Kiesbeet, Wasserfläche und Pappelsegmenten trägt zur besonderen Atmosphäre bei. (Text: Martina Pfeifer Steiner)

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Für den Beitrag verantwortlich: Vorarlberger Architektur Institut

Ansprechpartner:in für diese Seite: Verena Konradvk[at]v-a-i.at

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