Bauwerk

Antoniushaus Feldkirch
Johannes Kaufmann Architektur - Feldkirch (A) - 2012
Antoniushaus Feldkirch, Foto: Norman Radon
Antoniushaus Feldkirch, Foto: Norman Radon
29. Januar 2014 - vai
Von Ferne sichtbar, in südostseitiger Hanglage Feldkirchs, an der Schnittstelle kleinteiliger Bebauungsstruktur und freier Naturlandschaft mit Streuobstwiesen, steht prominent das Antoniushaus. Seit über dreißig Jahren fühlen sich hier die Kreuzschwestern verpflichtet, älteren Menschen einen liebevollen Lebensabend zu bereiten. Das Seniorenheim wurde aktuell nicht nur renoviert, sondern auch vergrößert. Die Verdoppelung des Bauvolumens am stadtnahen Blasenberg unterzubringen und am ehemaligen Exerzitienhaus, aus dem Jahre 1900, anzuschließen war anspruchsvoll. In einer Spange umgreift der Neubau nun das Bestandsgebäude und bildet damit einen funktionellen Gesamtkomplex. Das Alte wird vom Neuen regelrecht umarmt.

Die einzelnen Funktionsbereiche Pflegeheim, Tagesbetreuung MOHI, Betreutes Wohnen, Kindergarten sind jeweils über klar getrennte Eingänge erschlossen. Es gibt nur zwei Stiegenhäuser, die Fluchtwege funktionieren über die Außenräume. Von beiden Geschoßen mit den Pflegezimmern werden Terrasse und Garten barrierefrei erreicht. Die Hanglage ist damit klug genutzt. Über den zentralen Vorplatz erreicht man das Foyer im Neubau des Pflegeheimes. Er übernimmt die Verteilerfunktion zu den einzelnen Bereichen wie Verwaltung, Krankenpflegeverein, Kaffeestube, Mehrzweckraum und den Verbindungsgang zum Altbau mit Zentralküche und Wäscherei. Der Kindergarten im Erdgeschoss des Altbaus wird über den bisherigen Zugang erschlossen und durch eingezogenen Windfang und Barrierefreiheit verbessert. Die Kapelle und die Wohnungen der Schwestern befinden sich ebenfalls weiterhin im Altbau.

Der Neubau ist als Holzbau konzipiert, mit Aussteifungskern in Sichtbeton und vorgefertigten Holzboxen. Die Argumente für die Modulbauweise waren der hohe Wiederholungsfaktor von immer gleichen Zimmern, die geforderte Bauzeit von nur einem Jahr und verkehrstechnische Lage. Die Boxen wurden fix fertig, inklusive aller Installationen geliefert und aneinandergestapelt. Akustisch beste Werte ergeben sich durch die Zweischaligkeit. Jedes Zimmer grenzt mit Luftzwischenraum an das andere, die tragenden Längswände stehen auf Neopren-Lagern übereinander. Die Holzfassade kommt ebenfalls als fertiges Dämmpaketelement auf die Baustelle. Spezifische Lösungen für den Brandschutz sind notwendig: Trockenbauplatten, Leitungsdurchführungen für Holzbau, Brandüberschlag - mittels Quellband gelöst, keine Kupferbleche an der Holzfassade, Brandabschnitte.

Die Zimmereinheiten lassen sich von den raumhohen Fenstern außen ablesen. Vorherrschendes Material ist Holz: Fassade Fichte aus Feldkirchs Wäldern, am Boden, Türen und Möbel Braunkernesche. Die Gänge sind hell und weiß, Trockenbau, am Boden Linoleum. Übersichtlichkeit und Freiraumbezug hatten Priorität. Zirbenstube und Strahlungswärme durch eine Art von Kachelofen, in dem die Heizschlangen der Fußbodenheizung hoch gezogen werden, sind Attribute an die Behaglichkeit. Die einzelnen „Haus“Eingänge bekommen Hausnummern und erlauben mit kleinen Bords persönliche Gestaltung. Insgesamt ist die Signaletik bemerkenswert und entspricht mit den logischen, abstrakten Schwarz-Weiß-Spiegelungen dem übersichtlichen Gesamtkonzept.

Energie: Der kompakte Neubau ist in Passivhausqualität konzipiert. Neben hoch gedämmten Außenbauteilen, gibt es kontrollierte Be-Entlüftung, mit Wärmerückgewinnung. In Kombination mit einer Fußbodenheizung ermöglicht dies Einzelraumtemperaturregelung. Der Altbau wird im Zuge der Umbaumaßnahmen durch die Fassadensanierung energetisch optimiert, die Heizgrundlast für Alt- und Neubau durch Biomasse und Solarenergie gedeckt. (Text: Martina Pfeifer Steiner)

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Für den Beitrag verantwortlich: Vorarlberger Architektur Institut

Ansprechpartner:in für diese Seite: Verena Konradvk[at]v-a-i.at

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