Bauwerk

Kultur- und Veranstaltungszentrum B4
Wolf Architektur - Zirl (A) - 2015
Kultur- und Veranstaltungszentrum B4, Foto: Christian Flatscher
Kultur- und Veranstaltungszentrum B4, Foto: Christian Flatscher
11. November 2015 - aut. architektur und tirol
Für das rege Vereinsleben in der Marktgemeinde Zirl sollte mit einem neuen Vereinshaus mit großem Veranstaltungssaal ein gebührender Rahmen geschaffen werden. Als Grundstück stand das zentral gelegene Areal des ehemaligen Altersheims zur Verfügung, für das mit dem 's zenzi vor einigen Jahren ein Neubau errichtet wurde (Architektur: Manfred Gsottbauer, s. eigener Eintrag). Aus dem EU-weit ausgeschriebenen, 2-stufigen Wettbewerb ging das Projekt von Wolf Architektur als Sieger hervor, dass die Jury wegen seines städtebaulichen Grundkonzeptes, seiner präzisen Innenraumabfolge und der durchdachten Konstruktions- und Materialvorschläge überzeugte.

Die Architekten schufen an der südlichen Einfahrt in die Gemeinde ein neues Entrée, dass die vorgefundenen Wegeverbindungen und Gassen weiterführt. Auf dem zwischen dem Schloßbach und der Bahnhofstraße gelegenen Grundstück platzieren sie eine Baukörpersequenz, die sich in ihrer Maßstäblichkeit in die bestehende Struktur einfügt und eindeutige räumliche Kanten ausbildet, die sowohl den großzügigen Vorplatz zur Bahnhofstraße als auch den rückseitigen Veranstaltungsplatz hin zum Schloßbach fassen. Mit wenigen, gezielt gesetzten Öffnungen versehen sind mehrere, unterschiedlich hohe Baumassen zu einer Gesamtheit zusammengefügt. Als subtile Betonung der Platzeinschnitte wurden die die Plätze umschließenden Fassaden glatt verputzt, während die restlichen Außenflächen eine rauhe Putzstruktur erhielten.

Das Zentrum des neuen Veranstaltungszentrums bildet ein lichtdurchflutetes, 2-geschossiges Foyer, das als zentrales Gelenk zwischen den beiden Vorplätzen, dem großen Veranstaltungssaal und dem davor angeordneten kleineren Mehrzweckraum fungiert. Dieser halböffentliche Raum wurde im Sinne eines im Gebäude liegenden „Dorfplatzes“ gestaltet, eine Anmutung, die durch den grauen Betonboden und die nur im unteren Drittel mit einer Holzvertäfelung versehenen grauen gehaltenen Wände unterstrichen wird. Ursprünglich sollten diese innen liegenden Platzfassaden in Sichtbeton ausgeführt werden, aus Schallschutzgründen wurden sie schlussendlich in gelochtem Gipskarton ausgeführt. Überspannt wird das Foyer von einer Holztragstruktur aus Leimbindern, die mit 3-Schichtplatten in Form eines Dreiecksträgers verkleidet wurden, um dahinter die Licht- und Lüftungstechnik aufzunehmen. Die Holzelemente filtern das Natur- bzw. das Kunstlicht und schaffen durch das Licht- und Schattenspiel eine interessante Raumatmosphäre.

Nördlich des Foyers liegt der multifunktional nutzbare große Veranstaltungssaal, der bei Reihenbestuhlung Platz für ca. 450 Personen bietet. Ausgestattet mit einer fixen Bühne bildet der Saal als holzvertäfelter Resonanzkörper den angemessen Rahmen für Theateraufführungen, Konzerte, Bälle oder sonstige Veranstaltungen. Wie im Foyer blieb die skelettartig den Raum überspannende Holztragstruktur als wesentlicher Aspekt im Gestaltungskonzept unverkleidet.

Im Obergeschoss erhielten die Schützen ihren eigenen Bereich inkl. eines Schießraums mit 10 Standplätzen, einem Aufenthaltsraum und einer davor liegenden Terrasse. Ebenfalls im Obergeschoss untergebracht sind Räume für die Alpenvereins-Jugend mit einem öffentlich zugänglichen Boulderraum, der sich über ein großes Schaufenster zum Ort hin öffnet.

Neben den notwendigen Räumen für die Theaterinfrastruktur sowie einer Küche steht im südlichen Bereich des Erdgeschoss eine separat erschlossene, vermietbare Fläche zur Verfügung. Außerdem wurde im Untergeschoss eine große Tiefgarage als natürlich belüftetes Parkdeck realisiert. (Text: Claudia Wedekind)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

Ansprechpartner:in für diese Seite: Claudia Wedekindclaudia.wedekind[at]aut.cc

Akteure

Architektur

Bauherrschaft

Tragwerksplanung

Fotografie