Bauwerk
Fakultät für Architektur und Fakultät für Technische Wissenschaften der Universität Innsbruck
ATP architekten ingenieure - Innsbruck (A) - 2015
Neugestaltung und Generalsanierung
11. November 2015 - aut. architektur und tirol
Für Umbau und Sanierung der Ende der 1960er Jahre nach Plänen von Hubert Prachenksy und Ernst Heiß errichteten Fakultäten für Architektur und für Technische Wissenschaften der Universität Innsbruck wurde 2009 ein EU-weiter, offener Realisierungswettbewerb ausgeschrieben. Zum einen war es Aufgabe, die Haupt- und Nebengebäude beider Fakultäten in Bezug auf Bauphysik, Brandschutz, Arbeiternehmerschutz und energetische Optimierung so zu sanieren, dass sie den derzeitigen Normen und Gesetzen entsprechen. Zum anderen sollten diese Notwendigkeiten als Chance genutzt werden, die äußere Erscheinung und die Nutzungsmöglichkeiten dem kulturellen und gesellschaftlichen Anspruch sowie den heutigen Anforderungen eines Forschungs- und Ausbildungsorts entsprechend neu zu gestalten.
ATP architekten ingenieure gewann den Wettbewerb mit einem Projekt, das darauf abzielt, die beiden ähnlich strukturierten Bestandsgebäude ihren jeweiligen Nutzungen entsprechend differenziert zu gestalten. Das Ursprungskonzept aus den 1960er Jahren beruhte auf einem erweiterbaren Universitätscampus mit ringförmig angeordneten Institutsbauten. Sowohl der viergeschossige Baukörper der Architekturfakultät als auch der achtgeschossige der Bauingenieure waren innen und außen ident konzipiert. Im Inneren waren jeweils die Seminar- und Büroräume rund um einen Gebäudekern gruppiert, der Treppenhäuser, Lifte, WC-Anlagen und technische Versorgung enthält. An den Fassaden prägten umlaufende Balkonbrüstungen aus Sichtbeton und zurückversetzte Fensterbänder das Erscheinungsbild.
Während die Gebäudestruktur als bewährtes System beibehalten wurde und damit auch die künstlerisch gestaltete Stahlbeton-Ummantelung der Kerne erhalten wurde, haben die Architekten und Ingenieure die Gebäudehülle komplett umgestaltet und dabei für jeden der beiden Baukörper eine andere Lösung gefunden: einmal als präzise und ruhig wirkendes Hochhaus für die Bauingenieure, einmal als lebendigeres und offeneres Gebäude für die Architekten.
Bestimmendes Element der dunkel schimmernden Fassade des Architekturgebäudes ist eine zweischalige Gebäudehülle aus raumhohem Glas, gefasst durch schmale Stahlprofile zwischen den Geschossen und das bündige Flachdach. Die äußere Fassadenschale, die der Belüftung und dem Sonnenschutz dient, besteht aus vertikal fächerartig angeordneten sonnenschutzbeschichteten Scheiben, die der eigentlichen Fassade schuppenartig vorgesetzt sind. Die unterschiedliche Schrägstellung der Glasflügel verleiht dem Baukörper Lebendigkeit und lässt das Haus spielerisch offen erscheinen. Über die raumhohe Verglasung wird viel Licht in die teils tiefen Räume geleitet, die sich als loftartige Großraumbüros an der Ostseite und als Seminarbereiche entlang der Westfassade aneinanderreihen. Großzügige Raumkonfigurationen, der Einsatz von viel Glas im Innenraum, der durchlaufende Eichenparkettboden und die rohe Gestaltung der Decken mit Sichtinstallationen unterstützen die angestrebte Atmosphäre eines Werkstattgebäudes mit offenem, kreativen und flexiblen Ambiente. Indem die Fassade an die Außenkante der ehemaligen Fluchtbalkone versetzt wurde konnte zudem die Nutzfläche pro Geschoss um 180 qm erhöht werden.
Im Unterschied zum lebendigen und offenen Charakter der Architekturfakultät wurde das Gebäude der Fakultät für Technische Wissenschaften als markanter „Turm“ gestaltet, der mit seiner klaren, bündig-geschlossenen Fassade als Landmark für das gesamte Areal wirken soll. Die Fensterfront wurde auch hier nach außen gezogen um mehr Innenraum für die Büros zu gewinnen. Strukturiert wird die Fassade horizontal durch flächenbündige Fensterbänder und vertikal durch durchlaufende, lisenenartige Bänder. Dazwischen finden sich jeweils vier Fensteröffnungen, zwei davon öffenbar, zwei fixverglast, angeordnet je nach dahinter liegender Nutzung, womit eine gewisse Unregelmäßigkeit in die an sich strenge Fassade gebracht wird. In den Obergeschoßen wurden im Unterschied zur Architekturfakultät Einzel- und Gruppenbüros rund um den Gebäudekern angeordnet, die – um trotzdem eine gewisse Transparenz und Offenheit zu erreichen – zum Gang hin über Verglasungen geöffnet wurden. Für den Bodenbelag aus Kautschuk wurde in jedem Geschoss eine andere Farbe gewählt, was sowohl die Orientierung erleichtert, als auch zur Identitätsbildung innerhalb des Gebäude beiträgt.
Eine Besonderheit ist der eigens für dieses Gebäude in Zusammenarbeit mit einem Fensterkonstrukteur entwickelte Prototyp eines öffenbaren und beschattbaren Senk-Klapp-Fensters, das für natürliche Belüftung und windresistente Beschattung sorgt. Es ist sowohl vom Nutzer individuell bedienbar, als auch über die Gebäudeleittechnik ansteuerbar und dient etwa in Sommernächten einer automatischen Kühlung des Gebäudes. Die entlang der Fassade liegenden Räume werden natürlich belüftet, die Frischluft über „Überstromöffnungen“ in den Bürotüren ins gesamte Gebäude geleitet und die warme Luft im Gebäudekern mechanisch abgesaugt. Das damit entstandene Low-Tech-Gebäude erreicht den EnerPhit-Standard für die Sanierung auf Passivhausniveau, insgesamt konnten durch die Sanierung an die 85% des Heizwärmebedarfs eingespart werden. 2015 wurde die sanierte Bauingenieursfakultät von der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen mit dem TQB-Total Quality Building-Zertifikat und dem klima:aktiv Standard Gold ausgezeichnet.
Die Generalsanierung der Technischen Fakultät ist außerdem eines von zwei Demonstrationsobjekten von „BIGMODERN“ und dem Programm „Haus der Zukunft Plus, , einer Modernisierungsinitiative der BIG für Gebäude aus den 1950er bis 1980er Jahren, die darauf abzielt Nachhaltigkeits- und Klimaschutzstandards für die Sanierung von Bundesgebäuden der Nachkriegsperiode zu entwickeln. Anhand der Demonstrationsobjekte sollen die formulierten Zielkriterien auf ihre Praxistauglichkeit hin überprüft werden, um in Folge Leitprinzipien für sämtliche zukünftige Modernisierungsvorhaben der BIG zu definieren. (Text: Claudia Wedekind)
ATP architekten ingenieure gewann den Wettbewerb mit einem Projekt, das darauf abzielt, die beiden ähnlich strukturierten Bestandsgebäude ihren jeweiligen Nutzungen entsprechend differenziert zu gestalten. Das Ursprungskonzept aus den 1960er Jahren beruhte auf einem erweiterbaren Universitätscampus mit ringförmig angeordneten Institutsbauten. Sowohl der viergeschossige Baukörper der Architekturfakultät als auch der achtgeschossige der Bauingenieure waren innen und außen ident konzipiert. Im Inneren waren jeweils die Seminar- und Büroräume rund um einen Gebäudekern gruppiert, der Treppenhäuser, Lifte, WC-Anlagen und technische Versorgung enthält. An den Fassaden prägten umlaufende Balkonbrüstungen aus Sichtbeton und zurückversetzte Fensterbänder das Erscheinungsbild.
Während die Gebäudestruktur als bewährtes System beibehalten wurde und damit auch die künstlerisch gestaltete Stahlbeton-Ummantelung der Kerne erhalten wurde, haben die Architekten und Ingenieure die Gebäudehülle komplett umgestaltet und dabei für jeden der beiden Baukörper eine andere Lösung gefunden: einmal als präzise und ruhig wirkendes Hochhaus für die Bauingenieure, einmal als lebendigeres und offeneres Gebäude für die Architekten.
Bestimmendes Element der dunkel schimmernden Fassade des Architekturgebäudes ist eine zweischalige Gebäudehülle aus raumhohem Glas, gefasst durch schmale Stahlprofile zwischen den Geschossen und das bündige Flachdach. Die äußere Fassadenschale, die der Belüftung und dem Sonnenschutz dient, besteht aus vertikal fächerartig angeordneten sonnenschutzbeschichteten Scheiben, die der eigentlichen Fassade schuppenartig vorgesetzt sind. Die unterschiedliche Schrägstellung der Glasflügel verleiht dem Baukörper Lebendigkeit und lässt das Haus spielerisch offen erscheinen. Über die raumhohe Verglasung wird viel Licht in die teils tiefen Räume geleitet, die sich als loftartige Großraumbüros an der Ostseite und als Seminarbereiche entlang der Westfassade aneinanderreihen. Großzügige Raumkonfigurationen, der Einsatz von viel Glas im Innenraum, der durchlaufende Eichenparkettboden und die rohe Gestaltung der Decken mit Sichtinstallationen unterstützen die angestrebte Atmosphäre eines Werkstattgebäudes mit offenem, kreativen und flexiblen Ambiente. Indem die Fassade an die Außenkante der ehemaligen Fluchtbalkone versetzt wurde konnte zudem die Nutzfläche pro Geschoss um 180 qm erhöht werden.
Im Unterschied zum lebendigen und offenen Charakter der Architekturfakultät wurde das Gebäude der Fakultät für Technische Wissenschaften als markanter „Turm“ gestaltet, der mit seiner klaren, bündig-geschlossenen Fassade als Landmark für das gesamte Areal wirken soll. Die Fensterfront wurde auch hier nach außen gezogen um mehr Innenraum für die Büros zu gewinnen. Strukturiert wird die Fassade horizontal durch flächenbündige Fensterbänder und vertikal durch durchlaufende, lisenenartige Bänder. Dazwischen finden sich jeweils vier Fensteröffnungen, zwei davon öffenbar, zwei fixverglast, angeordnet je nach dahinter liegender Nutzung, womit eine gewisse Unregelmäßigkeit in die an sich strenge Fassade gebracht wird. In den Obergeschoßen wurden im Unterschied zur Architekturfakultät Einzel- und Gruppenbüros rund um den Gebäudekern angeordnet, die – um trotzdem eine gewisse Transparenz und Offenheit zu erreichen – zum Gang hin über Verglasungen geöffnet wurden. Für den Bodenbelag aus Kautschuk wurde in jedem Geschoss eine andere Farbe gewählt, was sowohl die Orientierung erleichtert, als auch zur Identitätsbildung innerhalb des Gebäude beiträgt.
Eine Besonderheit ist der eigens für dieses Gebäude in Zusammenarbeit mit einem Fensterkonstrukteur entwickelte Prototyp eines öffenbaren und beschattbaren Senk-Klapp-Fensters, das für natürliche Belüftung und windresistente Beschattung sorgt. Es ist sowohl vom Nutzer individuell bedienbar, als auch über die Gebäudeleittechnik ansteuerbar und dient etwa in Sommernächten einer automatischen Kühlung des Gebäudes. Die entlang der Fassade liegenden Räume werden natürlich belüftet, die Frischluft über „Überstromöffnungen“ in den Bürotüren ins gesamte Gebäude geleitet und die warme Luft im Gebäudekern mechanisch abgesaugt. Das damit entstandene Low-Tech-Gebäude erreicht den EnerPhit-Standard für die Sanierung auf Passivhausniveau, insgesamt konnten durch die Sanierung an die 85% des Heizwärmebedarfs eingespart werden. 2015 wurde die sanierte Bauingenieursfakultät von der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen mit dem TQB-Total Quality Building-Zertifikat und dem klima:aktiv Standard Gold ausgezeichnet.
Die Generalsanierung der Technischen Fakultät ist außerdem eines von zwei Demonstrationsobjekten von „BIGMODERN“ und dem Programm „Haus der Zukunft Plus, , einer Modernisierungsinitiative der BIG für Gebäude aus den 1950er bis 1980er Jahren, die darauf abzielt Nachhaltigkeits- und Klimaschutzstandards für die Sanierung von Bundesgebäuden der Nachkriegsperiode zu entwickeln. Anhand der Demonstrationsobjekte sollen die formulierten Zielkriterien auf ihre Praxistauglichkeit hin überprüft werden, um in Folge Leitprinzipien für sämtliche zukünftige Modernisierungsvorhaben der BIG zu definieren. (Text: Claudia Wedekind)
Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol
Ansprechpartner:in für diese Seite: Claudia Wedekind
Akteure
ArchitekturBauherrschaft
Tragwerksplanung
Fotografie
wettbewerb
Das Projekt ist aus dem Verfahren Sanierung der Hauptgebäude der Architektur- und Baufakultät der Universität Innsbruck hervorgegangen1. Rang, Gewinner
Christoph Achammer
2. Rang, Preis
Lankes Koengeter Architekten
3. Rang, Preis
Nickl & Partner Architekten
2. Stufe
Schaut Architekten
2. Stufe
Grüttner Architekten BDA
2. Stufe
Obermoser arch-omo ZT GmbH