Bauwerk
Music Box
heri&salli - Wien (A) - 2021
4. Oktober 2023 - Az W
2015-17 fanden Bewerbungsverfahren für sogenannte Quartiershäuser im Wiener Stadtentwicklungsgebiet Sonnwendviertel Ost beim Hauptbahnhof statt.
Den Zuschlag für den Bauplatz beim Arsenalsteg erhielt das Projekt „Music Box“ der Architekten heri&salli mit dem Bauträger Österreichisches Siedlungswerk Gemeinnützige Wohnungsaktiengesellschaft (ÖSW).
Das Funktionskonzept sah eine speziell auf den Bedarf von Musiker:innen zugeschnittene gemischte Nutzung von Wohnen, Arbeiten und Freizeit vor. Raumangebote für musikalisch-künstlerische und öffentliche Nutzungen im Sockelgeschoß, Gastronomie, ein Studierendenheim, ein Hotel und Kurzzeitwohnungen speziell für im Musikbereich Tätige.
In der ersten Wettbewerbsstufe war das Projekt noch für einen anderen Quartiershaus-Bauplatz konzipiert worden.
Der Bau besteht aus einem elfgeschossigen, schmalen und zwanzig Achsen langen Stahlbetonriegel und einem zweiten über Eck gestellten niedrigeren Baukörper an der Bloch-Bauer-Promenade.
Besonderes Augenmerk legten die Architekten auf eine differenzierte Gestaltung der Sockelzone und des umgebenden Freiraums (mit Landschaftsplanerin Carla Lo).
Ein schallentkoppeltes Untergeschoß lässt Nutzungen wie Musikproben und Aufführungen zu. Die Sockelzone weist großzügige Räume und weite Öffnungen nach außen auf. Sitzstufen führen vom Außenraum zu den geplanten Musikräumen im Untergeschoß. Eine anliegende Terrasse auf Erdgeschoßniveau erweitert das Angebot im Freiraum.
Die Obergeschosse zwei bis elf verfügen jeweils über einen Mittelgang, von dem aus zu beiden Seiten Kleinapartments mit Größen von 25 bis 54 Quadratmetern erschlossen werden. Dem Baukörper vorgelagert ist in den Obergeschossen ein Betonskelett mit durchlaufenden Loggien. Im ersten Obergeschoß befinden sich Fitness- und Wellnessräume.
Das Spezifikum des Entwurfs bilden drei an der Gebäude-Längsseite zum öffentlichen Raum hin eingeschnittene, drei Geschoß hohe und ebenso breite „Freiraum-Boxen“. Diese Freiräume sind Aufenthalts-, Aussichts- und Begegnungszonen, zu denen alle Bewohner:innen Zugang haben. Sie erinnern an die Immeuble Villas von 1922, mit denen Le Corbusier die Notwendigkeit dichten städtischen Wohnens mit dem Bedarf nach Frei- und Grünraum zu vereinen suchte.
Die in unterschiedlichen Signalfarben gestrichenen „Freiraum-Boxen“ im Sonnwendviertel durchbrechen visuell die Monotonie des Riegels mit seiner Lochfassade. Im Entwurf waren sechs solcher Freiraum-Elemente vorgesehen, in der Umsetzung wurden sie auf drei reduziert.
Der über Eck gestellte, kleinere, viergeschossige Baukörper hebt sich mit seiner Holzverkleidung und den plastischen schwarzen Fensterumrahmungen betont vom großen Block ab. Hier war das Hotel geplant; hier befindet sich auch der Durchgang zu den Apartments, die vom Hof aus erschlossen werden.
Das Projekt Music-Box wurde ursprünglich als „lebendiger Hotspot der Kreativität“, als Ort der Teilhabe und als maßgeschneiderte Infrastruktur für die Musikstadt Wien beworben. Umso mehr fällt die Diskrepanz zur Umsetzung auf. Realisiert wurden nur die Kurzzeitwohnungen: 161 vollmöblierte „Serviced Apartments“, die für wenige Monate bis maximal zwei Jahre vermietet werden.
Die architektonisch anspruchsvolle Planung der ersten Wettbewerbsstufe (ein heterogener, aufgelockerter Baukörper unterschiedlicher Materialität, in dem sich Vertikal- und Horizontal(frei)räume verschränken) wurde simplifiziert und das multifunktionale Nutzungskonzept mit musikalisch-künstlerischem Schwerpunkt nicht umgesetzt. Die Räume im Unter- und im Sockelgeschoß stehen auch zwei Jahre nach Fertigstellung leer. Das schallentkoppelte Untergeschoß für entsprechende kommende Musik-Nutzungen ist jedenfalls vorhanden.
Die geplanten Stadtmöbel, die an der urbanistischen Schlüsselstelle beim Steg über die Bahngeleise öffentliches Leben anregen sollten, wurden bisher nicht ausgeführt. Was vor allem abgeht an diesem Ort sind Begrünung und Grünraum. In diese mittlerweile zentralen Elemente städtischer Entwicklung wurde in dem als Quartiershaus definierten Bau so gut wie nicht investiert. (Text: Maria Welzig)
Den Zuschlag für den Bauplatz beim Arsenalsteg erhielt das Projekt „Music Box“ der Architekten heri&salli mit dem Bauträger Österreichisches Siedlungswerk Gemeinnützige Wohnungsaktiengesellschaft (ÖSW).
Das Funktionskonzept sah eine speziell auf den Bedarf von Musiker:innen zugeschnittene gemischte Nutzung von Wohnen, Arbeiten und Freizeit vor. Raumangebote für musikalisch-künstlerische und öffentliche Nutzungen im Sockelgeschoß, Gastronomie, ein Studierendenheim, ein Hotel und Kurzzeitwohnungen speziell für im Musikbereich Tätige.
In der ersten Wettbewerbsstufe war das Projekt noch für einen anderen Quartiershaus-Bauplatz konzipiert worden.
Der Bau besteht aus einem elfgeschossigen, schmalen und zwanzig Achsen langen Stahlbetonriegel und einem zweiten über Eck gestellten niedrigeren Baukörper an der Bloch-Bauer-Promenade.
Besonderes Augenmerk legten die Architekten auf eine differenzierte Gestaltung der Sockelzone und des umgebenden Freiraums (mit Landschaftsplanerin Carla Lo).
Ein schallentkoppeltes Untergeschoß lässt Nutzungen wie Musikproben und Aufführungen zu. Die Sockelzone weist großzügige Räume und weite Öffnungen nach außen auf. Sitzstufen führen vom Außenraum zu den geplanten Musikräumen im Untergeschoß. Eine anliegende Terrasse auf Erdgeschoßniveau erweitert das Angebot im Freiraum.
Die Obergeschosse zwei bis elf verfügen jeweils über einen Mittelgang, von dem aus zu beiden Seiten Kleinapartments mit Größen von 25 bis 54 Quadratmetern erschlossen werden. Dem Baukörper vorgelagert ist in den Obergeschossen ein Betonskelett mit durchlaufenden Loggien. Im ersten Obergeschoß befinden sich Fitness- und Wellnessräume.
Das Spezifikum des Entwurfs bilden drei an der Gebäude-Längsseite zum öffentlichen Raum hin eingeschnittene, drei Geschoß hohe und ebenso breite „Freiraum-Boxen“. Diese Freiräume sind Aufenthalts-, Aussichts- und Begegnungszonen, zu denen alle Bewohner:innen Zugang haben. Sie erinnern an die Immeuble Villas von 1922, mit denen Le Corbusier die Notwendigkeit dichten städtischen Wohnens mit dem Bedarf nach Frei- und Grünraum zu vereinen suchte.
Die in unterschiedlichen Signalfarben gestrichenen „Freiraum-Boxen“ im Sonnwendviertel durchbrechen visuell die Monotonie des Riegels mit seiner Lochfassade. Im Entwurf waren sechs solcher Freiraum-Elemente vorgesehen, in der Umsetzung wurden sie auf drei reduziert.
Der über Eck gestellte, kleinere, viergeschossige Baukörper hebt sich mit seiner Holzverkleidung und den plastischen schwarzen Fensterumrahmungen betont vom großen Block ab. Hier war das Hotel geplant; hier befindet sich auch der Durchgang zu den Apartments, die vom Hof aus erschlossen werden.
Das Projekt Music-Box wurde ursprünglich als „lebendiger Hotspot der Kreativität“, als Ort der Teilhabe und als maßgeschneiderte Infrastruktur für die Musikstadt Wien beworben. Umso mehr fällt die Diskrepanz zur Umsetzung auf. Realisiert wurden nur die Kurzzeitwohnungen: 161 vollmöblierte „Serviced Apartments“, die für wenige Monate bis maximal zwei Jahre vermietet werden.
Die architektonisch anspruchsvolle Planung der ersten Wettbewerbsstufe (ein heterogener, aufgelockerter Baukörper unterschiedlicher Materialität, in dem sich Vertikal- und Horizontal(frei)räume verschränken) wurde simplifiziert und das multifunktionale Nutzungskonzept mit musikalisch-künstlerischem Schwerpunkt nicht umgesetzt. Die Räume im Unter- und im Sockelgeschoß stehen auch zwei Jahre nach Fertigstellung leer. Das schallentkoppelte Untergeschoß für entsprechende kommende Musik-Nutzungen ist jedenfalls vorhanden.
Die geplanten Stadtmöbel, die an der urbanistischen Schlüsselstelle beim Steg über die Bahngeleise öffentliches Leben anregen sollten, wurden bisher nicht ausgeführt. Was vor allem abgeht an diesem Ort sind Begrünung und Grünraum. In diese mittlerweile zentralen Elemente städtischer Entwicklung wurde in dem als Quartiershaus definierten Bau so gut wie nicht investiert. (Text: Maria Welzig)
Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien
Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzig
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