Bauwerk

Generalsanierung Akademie der bildenden Künste Wien
Ablinger, Vedral & Partner, silberpfeil-architekten - Wien (A) - 2022
Generalsanierung Akademie der bildenden Künste Wien, Foto: Ablinger, Vedral & Partner ZT GmbH
Generalsanierung Akademie der bildenden Künste Wien, Foto: Bruno Klomfar
7. September 2023 - Az W
Zwei repräsentative Bauten der Ringstraße nach Entwürfen Theophil Hansens wurden seit 2012 in einem ein Jahrzehnt währenden Prozess generalsaniert: das Parlament und die Akademie der Bildenden Künste am Schillerplatz (1872-1877). Nach Hansens Plänen entstanden im Umkreis der Ringstraße im Stil der Neorenaissance auch die Börse, der Musikverein und die beispielgebenden Palais Ephrussi, Epstein, Todesco, Hansen und Drasche (Heinrichshof).
Für die Generalsanierung und unterirdische Erweiterung der Akademie der Bildenden Künste schlossen sich die beiden sanierungserfahrenen Büros Ablinger Vedral & Partner und Silberpfeil Architekten zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen. Erfahrung mit der Sanierung historischer Bauten war Voraussetzung für das Bewerbungsverfahren. Zum Portfolio von Ablinger Vedral & Partner zählen unter anderem Sanierungen und Neugestaltungen im Kontext der Hofburg (Neuzugang der Silberkammer und Sisi Museum) und von Schloss Schönbrunn.
Die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) als Bauherrin beauftragte die Arge nach gewonnenem Wettbewerb mit der Generalplanung. Die örtliche Bauaufsicht lag beim Büro FCP, das auch für die Statik zuständig war.

Die Akademie der Bildenden Künste ist Ort für experimentelle Kunst und Architektur und gleichzeitig mit ihrer Gemäldegalerie, dem Kupferstichkabinett und der Glyptothek bedeutendes historisches Museum. Mit ihrer Bibliothek und dem Anatomiesaal verfügt sie über historische Forschungsorte, die bis ins Mobiliar aus der Gründerzeit erhalten sind.
Sanierungen denkmalgeschützter Bauten stellen hohe Kommunikationsanforderungen an die Generalplaner:innen und scheinbar bleiben deren Eingriffe unsichtbar. Ja, es zählt zu den Herausforderungen, die technischen Neuanforderungen der Gegenwart möglichst unsichtbar zu machen. Dies betrifft etwa die enorm gestiegenen Brandschutzvorschriften, die den Einbau von Brandschutzwänden und -türen vorgeben. Auf Fachgutachten gestützt konnten die Architekt:innen die Brandschutztüren zu den Stiegenhaus-Aufgängen auf Rauchschürzen reduzieren, die im Ernstfall automatisch herabrollen, sodass die Halle als zusammenhängender Raum erlebbar bleibt.
Spätere Einbauten wurden entfernt und die massiven Heizkörper in den Gängen durch eine Außenwand-integrierte Heizung ersetzt.
Die Deckenmalereien – Hansen vertrat im „Polychromie-Streit“ des 19. Jahrhunderts eine explizite „Farbposition“ – kommen nun wieder in ihrer ganzen Farbigkeit und Frische zur Wirkung. Im Zuge der Sanierung stellte sich heraus, dass auch sämtliche Wände farbig waren. Diese unter späteren Wandschichten verborgenen Malereien waren jedoch nur mehr rudimentär erhalten. Nach einem gemeinsamen Beschluss von Denkmalamt, Architekt:innen, Nutzerin und Bauherrin wurde im Anatomiesaal beispielhaft der ursprüngliche Raumeindruck mit den Wandbemalungen wiederhergestellt.
Eine Kernanforderung der Ausschreibung war die Erweiterung um ein Depot und einen Studiensaal für das Kupferstichkabinett. In diesen Bereichen kommt die zeitgenössische Architektursprache zur Wirkung, und die ist bereichernd für das historische Ambiente, ohne es zu stören. Das betrifft vor allem die Belichtung, die Form der Leuchtkörper und die Materialien – Stahl und Holz. Der Studiensaal erhält über Oberlichten in einem der beiden Innenhöfe natürliches Licht. Die Oberlichten wurden im Hof als Sitzbänke ausgebildet. Zur Wirkung kommen die zeitgenössischen Materialien auch im neuen barrierefreien Zugang an der Makartgasse.
Eine weitere Anforderung der Ausschreibung waren Maßnahmen gegen die sommerliche Überhitzung. Die Architekt:innen planten eine Begrünung der Innenhöfe und Kühlung durch Wasserverdunstung (adiabate Kühlung) und Nachtlüftung. Dieses zukunftsweisende Low-Tech Konzept wurde jedoch in der Umsetzungsphase aus Kostengründen gestrichen. Dabei hält gerade die späte Ringstraßenperiode mit dem Belüftungssystem der Neuen Burg ein hervorragendes Beispiel für natürliche Kühlungssysteme parat.
Die beiden Höfe der Akademie befinden sich auf Souterrain-Niveau und haben keinen einladenden Freiraum-Charakter. Die Begrünungsplanung sah eine auf Erdgeschoß-Niveau in die Pflanzpergolen auskragende Terrasse vor, was die Freiraumnutzung erweitert und die Hofdimensionen günstig verändert hätte.
So bleibt den Studierenden das Ausweichen auf den von altem Baumbestand beschatteten Schillerpark – ein Privileg, über das die Akademie der Bildenden Künste verfügt. Maria Welzig

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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