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Markus Schadenbauer – Innenstadt revitalisieren
Markus Schadenbauer – Innenstadt revitalisieren, Foto: Ursula Dünser

Aus der verödeten Marktstraße in Hohenems ist eine lebendige Wohn- und Einkaufsstraße geworden. Diese Verwandlung geht vor allem auf das Engagement des privaten Projektentwicklers Markus Schadenbauer zurück. Ihm ist es gemeinsam mit der Stadt und der Bevölkerung gelungen, diese Kehrtwende einzuleiten, durch einen sorgsamen Umgang mit dem historischen Bestand und einem Verständnis für die Qualitäten moderner Architektur. Markus Schadenbauer erzählt, warum es für so eine Transformation immer eine Person vor Ort geben muss, die sich darum kümmert, und warum er viel Wert auf eigentümergeführte Ladenlokale legt. Das Gespräch ist in voller Länge im Podcast Morgenbau anzuhören.

21. März 2023 - Anne Isopp
„Zu der Zeit, als ich nach Hohenems gekommen bin, machte die Marktstraße einen sehr verfallenen Eindruck. Es gab kaum noch Geschäfte, die Fassaden waren heruntergekommen und nur mehr wenige Menschen lebten hier. Bis etwa 2010 fuhr der Schwerlastverkehr durch diese Straße. Stadt und Land entschieden sich dann für eine Innenstadtumfahrung – eine weitreichende Entscheidung. Nachdem die Stadtspange umgesetzt war, hat man dann erst recht gesehen, wie tot die Innenstadt, insbesondere die Marktstraße, ist.
Als das Bundesdenkmalamt die Marktstraße unter Ensembleschutz stellte, sorgte das unter den Hauseigentümern für noch mehr Aufregung. Sie hatten das Gefühl, dass jetzt hier gar nichts mehr passieren kann. Tatsächlich war das aber der Wendepunkt: Man wusste, die Häuser dürfen nicht abgerissen werden. Wir haben uns dann überlegt, wie wir die Marktstraße wiederbeleben können. Wir haben das als privates Unternehmen gemeinsam mit der Stadt und der Bevölkerung entwickelt.
Die Marktstraße weist durch ihre Typologie Qualitäten auf, die andere Städte nicht haben. Ich spreche hier speziell die geschlossene Bauweise mit den Innenhöfen und die Durchwegungen an, die in zweiter und dritter Bautiefe über die Jahre entstanden sind.
Ich glaube, ein wesentlicher Grund, warum Hohenems so populär wurde, ist, dass das Historische noch immer ablesbar und zugleich in einer annehmbaren Art und Weise in die Gegenwart transformiert ist. Dazu gehören auch die unterschiedlichen Fassaden, diese Vielfalt. Jedes Haus hat seinen eigenen Charakter und seine eigene Typologie. Im Rahmen der Sanierungen haben wir mit unterschiedlichen Architekten und Architektinnen zusammengearbeitet, um diese Differenzierung auch in der Gegenwart ablesbar zu machen. So wie der historische Baubestand muss auch die Nachverdichtung einen architektonischen Anspruch haben. Die Menschen sollen in Zukunft sagen, dass auch diese neuen Gebäude erhaltenswert sind, so wie wir es heute mit den um 1600 bis 1700 erbauten Häusern machen.
Wir haben uns darum bemüht, dass in der Marktstraße wieder Handel und Handwerk einziehen, in Kombination mit Wohnen, Dienstleistungen und einer generell hohen Aufenthaltsqualität. Wir wollten in der Straße keine klassischen Filialisten haben, sondern eigentümergeführte Ladenlokale. Wir wussten, nur wenn wir etwas Besonderes anbieten, dann kommen die Leute auch aus den Nachbarorten nach Hohenems.
Damit so eine Transformation gelingt, braucht es ein Gesicht vor Ort, man braucht einen Bezug zum Ort. Ich wohne und arbeite hier. Mir ist es nicht egal, wenn in der Marktstraße ein Geschäft schließt. Ich möchte auch nicht, dass es hier fünf Optiker oder drei Bioläden gibt. Wir wollen, dass es jedem einzelnen Geschäft gut geht. Oft mache ich am Morgen einen Spaziergang und gehe dann da und dort einen Kaffee trinken. Dabei erfahre ich wieder Dinge. Ich bin auch Ansprechpartner, wenn es mal nicht so gut geht. Wir haben eine Zeit, in der die Baukosten steigen. Ich glaube, dass die derzeitige Teuerung nachhaltig ist, weil wir uns verstärkt überlegen müssen, was wir erhalten und was wir abreißen.“

Markus Schadenbauer ist Geschäftsführer der Schadenbauer Projekt- und Quartierentwicklungs GmbH. Der gebürtige Bregenzerwälder lebt in Hohenems und wirkt seit vielen Jahren in enger Zusammenarbeit mit Stadt und Investoren federführend am Entwicklungsprozess der Innenstadt mit. 2022 wurde er für seine Verdienste um die Revitalisierungen im Jüdischen Viertel und der Marktstraße in Hohenems vom Bundesdenkmalamt mit der Denkmalschutzmedaille ausgezeichnet.
»nextroom fragt« Architekt:innen, Bauherr:innen und Expert:innen. Die Gesprächsreihe zum nachhaltigen Bauen wird konzipiert und betreut von Anne Isopp. Im Gespräch werden unterschiedliche Dimensionen des nachhaltigen Bauens eingefangen, auf konkrete Bauten Bezug genommen und individuelle Sichtweisen abgefragt. Einige der Gespräche sind als Podcast auf morgenbau.at zu hören.

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