Bauwerk

Neue Mitte Pöttelsdorf
ViA ZT - Pöttelsdorf (A) - 2022
Neue Mitte Pöttelsdorf, Foto: Julia Grandegger
Neue Mitte Pöttelsdorf, Foto: Julia Grandegger
Neue Mitte Pöttelsdorf, Foto: Julia Grandegger
Die Gemeinde Pöttelsdorf liegt im Nordburgenland an der Wulka und zählt knapp 770 Einwohner:innen. Der Ortskern ist geprägt von gut erhaltenen Streckhöfen und einer für das Burgenland typischen baulichen Struktur. Inspiriert von den umliegenden Streckhöfen mit ihren endlosen Steildächern und ihren besonderen Details, ist es ein formales und funktionales Puzzlestück, welches Hauptstraße und Hauptplatz verbindet und diese beleben.

Das Gebäude ist in drei Baukörper gegliedert – jede der drei neuen Funktionen (Café, Dorfladen und Veranstaltungssaal) sollte seine eigene Kubatur bekommen und einen gut sichtbaren Eingang zur Hauptstraße. Durch ihre Anordnung schaffen sie einen geschützten Platz vor dem Café: ein neuer zentraler Treffpunkt, der auch für Ortsfremde gut sichtbar ist. Optisch sollen Fassade und Dach eine Einheit bilden. Außen sollten die Baukörper kühl, wie die gekalkten Fassaden der Streckhöfe wirken. In die Fassade sind Sitzbänke integriert, die zum kurzen oder langen Verweilen einladen. Direkt am Gebäude. Die hölzernen Fassadendetails referenzieren nicht nur die traditionellen, bunten Tore und Fensterläden der Streckhöfe, sondern auch die warme Atmosphäre der Innenräume: Die Akustikdecken aus Holz und die großen Raumhöhen prägen die Innenräume. Diese öffnen den Raum nach möglichst vielen Seiten durch große Fenster dem umliegenden Dorf und erlauben ein Zusammenspiel mit den verschiedenen Außenräumen: nach Süden öffnet sich der Saal zur angrenzenden großen Wiese, die direkt mit dem Hauptplatz verbunden ist. Die Saalküche hat ein Ausgabefenster direkt zum Hauptplatz: bei schönem Wetter fungiert das Dorfzentrum als zusätzliche Infrastruktur für den alten Platz. Auf der Rückseite des Saales befindet sich ein weiterer Außenraum: intimer und umschlossener, um auch private Feiern mitten im Ortszentrum Raum zu geben. Das neue Pflaster ziert dieses Wohnzimmer im Freien wie ein Teppich. Mit einer temporären Zeltüberdachung verdoppelt er den Saal in seinem Umfang und gibt auch größere Veranstaltungen witterungsgeschützt Raum. Dazwischen kann das Café diesen Platz als erweiterten Außenraum nutzen.

Nicht zuletzt wurde viel Aufwand und Liebe für Details aufgebracht: Die Haustechnik versteckt sich im Dachraum des Dorfladens. Für die Durchlüftung sorgen lackierte Weinziegel. Die so unschönen Anschlusskästen wurden hinter die Holzverkleidung der Fassade verbannt – den sehr engagierten Dorfverschönerungsverein hat das gefreut. Für die Pflasterung und Verkleidungen für Türe und Tore wurden alte Muster neu interpretiert, die technischen Einbauten möglichst harmonisch integriert. Nur die große Photovoltaikanlage, die das gesamte Dorfzentrum mit Strom versorgt, sieht man von vielen Richtungen. Das soll so sein! Auf die Umsetzung eines energieeffizienten Gebäudes ist
die Gemeinde stolz. Zu Recht. Und was kann man sonst noch tun für die Nachhaltigkeit?

Ein Gebäude schaffen, das die Jahrzehnte überdauert, das flexibel ist, und das, sollte es irgendwann erste Schäden bekommen, von seinen Nutzer:innen saniert wird. Weil es ein Teil des Ortes ist, der nicht mehr wegzudenken ist. Ob das gelungen ist, wird die Zukunft zeigen. Bis dahin wird genascht und gefeiert und eingekauft. Im neuen Dorfzentrum in Pöttelsdorf. (Text: Architekt:innen)

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Für den Beitrag verantwortlich: ARCHITEKTUR RAUMBURGENLAND

Ansprechpartner:in für diese Seite: Nikolaus Gartnerng[at]raumburgenland.at