Bauwerk

krankenpflegeschule kfj-spital
lichtblauwagner architekten - Wien (A) - 2010
krankenpflegeschule kfj-spital, Foto: Rupert Steiner
krankenpflegeschule kfj-spital, Foto: Rupert Steiner
13. November 2010 - Az W
Die neue Gesundheits- und Krankenpflegeschule der Stadt Wien liegt unmittelbar an der Triester Straße in Wien-Favoriten, einer der meist befahrenen Straßen der Stadt. Dahinter liegt, von außen völlig unbemerkt, das Pavillonkrankenhaus des Kaiser-Franz-Josef-Spitals, ein stadträumlicher Typus des 19. Jahrhunderts mit heute noch gültigen Qualitäten: grosszügige Grünräume, Parkflächen mit altem Baumbestand, und intensive Außenbezüge der einzelnen Gebäude.

Die Schule ist in konsequenten Längsschichten organisiert. Alle Lehrräume sind über die Länge des Gebäudes zur ruhigen Parkseite des Spitals orientiert, sämtliche Neben- und Pausenräume sowie Räume zum selbstorganisierten Lernen sind in, über die gesamte Gebäudelänge, locker angeordneten Raumfiguren zum urbanen Strassenraum situiert. Eine vollkommen glatte 120 m lange Glashaut ohne jegliche Öffnungen wirkt als gebäudeintegriertes Schallschutzelement. Davor wurde eine Allee grosskroniger Bäume gesetzt, die als außenliegender, sich jahreszeitlich selbst regulierender Sonnenschutz dieser Fassade dient. Sie spannen den Bogen von technischer Funktionalität zu emotionaler Qualität der Innenräume. Man arbeitet in den Baumkronen.

Durch die gegebene Geländenivellierung und die entsprechende Anordnung des Baus gibt es zwei gleichwertige Erdgeschosse. Diese komplexe innenräumliche Disposition wird bereits in der zentral angeordneten Eingangshalle spürbar: Das Gebäude wird auf einer Zwischenhöhe betreten, die Erschließung des oberen und unteren Erdgeschosses wird durch geneigte Ebenen und Rampen ermöglicht und stellt gleichzeitig eine selbstverständliche behindertengerechte Erschließung von beiden Erdgeschossen dar. Im ersten Stock dieser zentralen Halle ist brückenartig die Bibliothek der Schule angeordnet.

Ein thematisch zentrales Element ist eine lineare Kastenwand zwischen den Unterrichtsräumen und den Erschließungs- und Kommunikationsräumen. Sie dient einerseits als Stauraum, der jeweils direkt den Räumen zugeordnet ist sowie als Raumtrennwand, die mit Unter- und Oberlicht den Unterrichtsräumen zweiseitiges, sich im Tageslauf ständig änderndes Sonnenlicht bietet.
Damit ist ein wesentliches Thema von Unterrichtsgebäuden, nämlich die soziale und edukative Nachhaltigkeit, als gebäudeintegrierter und sinnlich wahrnehmbarer Aspekt realisiert.
Im alltäglichen Betrieb ist das gesamte Schulgebäude ein einziges zusammenhängendes, offenes Raumvolumen, das einer differenzierten Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern Platz gibt.

Ein intelligentes Brandschutzkonzept mit selbstschließenden Brandschutzschiebetoren und einer – mittels Computersimulation entwickelten – Brandentrauchung über Dach ermöglichen diese im Schulbau durchaus unübliche innenräumliche Strategie einer 4-geschossig offenen Halle.

Um den Klassenräumen die Zufuhr konditionierter Frischluft zu garantieren, ist ein technisch avanciertes Lüftungssystem vorgesehen. Durch Einblasen frischer Luft in die Klassenräume wird ein hervorragendes Innenraumklima hergestellt, sodass im Sinne ökologischer Nachhaltigkeit in jeder Klasse CO2-entlastete Luft über die gesamte Unterrichtsdauer zur Verfügung steht.

Eine Wärmerückgewinnungsanlage nutzt die im gesamten Gebäude bereitgestellte Wärmeenergie und die entstehende Abwärme der Schüler, eine wesentliche Reduktion des Heizwärmebedarfs kann so erzielt werden. (Text: Architekten)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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