Veranstaltung
Kazuyo Sejima / Ryue Nishizawa - Sanaa
Ausstellung
29. Oktober 2005 bis 29. Januar 2006
Basilica Palladiana
Piazza Dei Signori
I-36100 Vicenza
Piazza Dei Signori
I-36100 Vicenza
Veranstalter:in: Abaco
Lyrische Abstraktion
Das Architektenduo Kazuyo Sejima und Ryue Nishizawa in der Basilica Palladiana in Vicenza
Die in Tokio bald selbständig, bald unter dem gemeinsamen Büronamen Sanaa tätigen Architekten Kazuyo Sejima und Ryue Nishizawa zählen derzeit zu den international meistbeachteten Baukünstlern Japans. Eine Ausstellung in Vicenza präsentiert nun ihre Bauten und Projekte, denen dank der Reduzierung der Ausdrucksmittel etwas Immaterielles eignet.
6. Januar 2006 - Daniel A. Walser
In der Basilika von Vicenza, einem Hauptwerk Andrea Palladios, werden seit einigen Jahren wichtige zeitgenössische Architekten mit grossen Ausstellungen geehrt. Doch noch kein Architekturbüro war in der Konzeption seiner Schau so radikal wie die Japanerin Kazuyo Sejima und ihr Partner Ryue Nishizawa. Die beiden beschränken die Ausstellung, die von einem attraktiven Katalogbuch begleitet wird, auf einen eigens im Innern der Basilika geschaffenen, von Kunstlicht erhellten weissen Raum. Dadurch geht die Präsentation auf Distanz zur dominanten Architektur von Palladio. Im atmosphärisch gestalteten Ausstellungsraum wirken die mittels Plänen, Fotos und Modellen vorgestellten Bauten und Projekte wie Kunstwerke. Gleichzeitig wird den Besuchern auf sinnliche Weise die architektonische Essenz der Arbeiten nähergebracht.
Architekturlandschaften
Bevor sich Kazuyo Sejima 1987 in Tokio selbständig machte, war sie im Büro des einflussreichen japanischen Architekten Toyo Ito tätig. Ihr heutiger Partner Nishizawa arbeitete nach seinem Studium 1990 zuerst als Angestellter von Sejima. Gemeinsam gründeten sie dann 1995 das Büro Sanaa, das schnell internationale Beachtung fand. Hier entwerfen die beiden Partner ihre grösseren Projekte. Neben dem gemeinsamen Architekturbüro besitzen Sejima und Nishizawa aber weiterhin auch eigene Studios, wo sie kleinere Projekte bearbeiten. Ihr erstes gemeinsames Bauwerk war das Museum «O» in den Bergen bei Nagano (1996). Das reduzierte, elegant auf Stützen schwebende Gebäude ist aussen vollkommen verglast, wobei die transparente Hülle mit einem abstrakten Muster bedruckt ist, das sich auf die umliegenden Bambuswälder bezieht.
Als bis anhin wichtigstes Bauwerk von Sanaa gilt das unlängst eröffnete Museum für zeitgenössische Kunst in Kanazawa (NZZ 10. 9. 05). Das weitgehend eingeschossige Gebäude wurde auf einer kreisrunden Plattform errichtet und verwebt die öffentlichen Nutzungen - Bibliothek, Vorlesungssaal, Buchshop, Café und Kinderatelier - mit den Ausstellungsräumen. Das nicht ganz einfache Konzept einer Durchmischung von Museumsbetrieb und Öffentlichkeit wurde zusammen mit den Auftraggebern erarbeitet und verfeinert. Entstanden ist ein räumlich komplexer Bau, der zwischen den einzelnen Ausstellungssälen und Höfen städtische Qualitäten aufweist. Dabei tritt die von Sejima und Nishizawa angestrebte Präzision der architektonischen Mittel vor allem in Form von Decken und raumhoch verglasten Öffnungen in Erscheinung.
In der Schweiz arbeitet das Büro Sanaa derzeit an zwei Bauwerken. Auf dem Novartis-Campus in Basel werden sie in diesem Jahr ein schmales, verglastes Bürogebäude mit einem parkartigen Innenhof fertigstellen. Die nur 5,5 Meter breiten Büroräume sind frei unterteilbar und bieten allen Angestellten einen Arbeitsplatz in Fensternähe. Dank den völlig transparenten Glasfassaden kommen die Geschossplatten als strukturierende Elemente des eleganten Baus voll zur Geltung.
Bauen in der Schweiz
Im vergangenen Frühling vermochte sich Sanaa ausserdem im internationalen Wettbewerb für das neue Learning Center der ETH Lausanne durchzusetzen - und zwar gegen Architekten wie balos & Herreros, Zaha Hadid oder Herzog & de Meuron (NZZ 12. 3. 05). Das Projekt von Sanaa sieht neben einer neuen Bibliothek ein Cybercafé, ein Restaurant, ein Forschungs- und Sprachzentrum sowie Multimedia-, Gruppen- und Konferenzräume vor, die einer neuartigen Form des Wissensaustauschs dienen sollen. Das rechteckige, eingeschossige Gebäude steht mit seiner enormen Ausdehnung von 145×195 Metern in diametralem Gegensatz zum strukturalistischen Komplex der sonst eher etwas gesichtslosen Lausanner Hochschulanlage. Der lyrisch geformte Baukörper bewegt sich wie ein leicht gewellter Teppich über den Erdboden und wird durch ovale Innenhöfe belichtet. - Dass sie aber auch mit kompakten Baukörpern umzugehen wissen, zeigen die beiden Entwerfer in der Ausstellung anhand der Projekte für die Erweiterung des Institut Valencià d'Art Modern in Valencia (2002) und für die Designschule Zollverein in Essen (2003). Europa scheint der Ort zu werden, wo sich die neue japanische Kreativität besonders eindrücklich entfalten kann.
[ Bis 29. Januar in der Basilica Palladiana in Vicenza. Katalog: Kazuyo Sejima & Ryue Nishizawa. Sanaa (in italienischer Sprache). Hrsg. Yuko Hasegawa. Electa, Mailand 2005. 267 S., Euro 49.-. ]
Architekturlandschaften
Bevor sich Kazuyo Sejima 1987 in Tokio selbständig machte, war sie im Büro des einflussreichen japanischen Architekten Toyo Ito tätig. Ihr heutiger Partner Nishizawa arbeitete nach seinem Studium 1990 zuerst als Angestellter von Sejima. Gemeinsam gründeten sie dann 1995 das Büro Sanaa, das schnell internationale Beachtung fand. Hier entwerfen die beiden Partner ihre grösseren Projekte. Neben dem gemeinsamen Architekturbüro besitzen Sejima und Nishizawa aber weiterhin auch eigene Studios, wo sie kleinere Projekte bearbeiten. Ihr erstes gemeinsames Bauwerk war das Museum «O» in den Bergen bei Nagano (1996). Das reduzierte, elegant auf Stützen schwebende Gebäude ist aussen vollkommen verglast, wobei die transparente Hülle mit einem abstrakten Muster bedruckt ist, das sich auf die umliegenden Bambuswälder bezieht.
Als bis anhin wichtigstes Bauwerk von Sanaa gilt das unlängst eröffnete Museum für zeitgenössische Kunst in Kanazawa (NZZ 10. 9. 05). Das weitgehend eingeschossige Gebäude wurde auf einer kreisrunden Plattform errichtet und verwebt die öffentlichen Nutzungen - Bibliothek, Vorlesungssaal, Buchshop, Café und Kinderatelier - mit den Ausstellungsräumen. Das nicht ganz einfache Konzept einer Durchmischung von Museumsbetrieb und Öffentlichkeit wurde zusammen mit den Auftraggebern erarbeitet und verfeinert. Entstanden ist ein räumlich komplexer Bau, der zwischen den einzelnen Ausstellungssälen und Höfen städtische Qualitäten aufweist. Dabei tritt die von Sejima und Nishizawa angestrebte Präzision der architektonischen Mittel vor allem in Form von Decken und raumhoch verglasten Öffnungen in Erscheinung.
In der Schweiz arbeitet das Büro Sanaa derzeit an zwei Bauwerken. Auf dem Novartis-Campus in Basel werden sie in diesem Jahr ein schmales, verglastes Bürogebäude mit einem parkartigen Innenhof fertigstellen. Die nur 5,5 Meter breiten Büroräume sind frei unterteilbar und bieten allen Angestellten einen Arbeitsplatz in Fensternähe. Dank den völlig transparenten Glasfassaden kommen die Geschossplatten als strukturierende Elemente des eleganten Baus voll zur Geltung.
Bauen in der Schweiz
Im vergangenen Frühling vermochte sich Sanaa ausserdem im internationalen Wettbewerb für das neue Learning Center der ETH Lausanne durchzusetzen - und zwar gegen Architekten wie balos & Herreros, Zaha Hadid oder Herzog & de Meuron (NZZ 12. 3. 05). Das Projekt von Sanaa sieht neben einer neuen Bibliothek ein Cybercafé, ein Restaurant, ein Forschungs- und Sprachzentrum sowie Multimedia-, Gruppen- und Konferenzräume vor, die einer neuartigen Form des Wissensaustauschs dienen sollen. Das rechteckige, eingeschossige Gebäude steht mit seiner enormen Ausdehnung von 145×195 Metern in diametralem Gegensatz zum strukturalistischen Komplex der sonst eher etwas gesichtslosen Lausanner Hochschulanlage. Der lyrisch geformte Baukörper bewegt sich wie ein leicht gewellter Teppich über den Erdboden und wird durch ovale Innenhöfe belichtet. - Dass sie aber auch mit kompakten Baukörpern umzugehen wissen, zeigen die beiden Entwerfer in der Ausstellung anhand der Projekte für die Erweiterung des Institut Valencià d'Art Modern in Valencia (2002) und für die Designschule Zollverein in Essen (2003). Europa scheint der Ort zu werden, wo sich die neue japanische Kreativität besonders eindrücklich entfalten kann.
[ Bis 29. Januar in der Basilica Palladiana in Vicenza. Katalog: Kazuyo Sejima & Ryue Nishizawa. Sanaa (in italienischer Sprache). Hrsg. Yuko Hasegawa. Electa, Mailand 2005. 267 S., Euro 49.-. ]
Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung
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Kazuyo Sejima & Ryue Nishizawa. Sanaa