Artikel
Das Wohnen ist vor der Tür
Der Sommer ist für viele die Zeit des zweiten Wohnsitzes am Land. Doch heute will man keine heimeligen Stuben mehr und keine kleinen Fenster, sondern Wohnräume, die sich ganz und gar der schönen Landschaft widmen. Denn im Ferienhaus, da zählt nur eins: das Drumherum.
19. August 2006 - Anne Isopp
Wie soll ein Ferienhaus aussehen? Le Corbusier entwarf für sich und seine Frau eine schlichte, einfache Holzhütte. Sie steht in Roquebrune direkt an der Côte d'Azur. Auf gerade mal 16 Quadratmetern Grundfläche brachte der berühmt-berüchtigte französische Architekt alle notwendigen Funktionen unter Dach und Fach: einen Klapptisch, zwei Hocker, die gleichzeitig Aufbewahrungskästen sind, eine Zimmerdecke, hinter der sich ebenfalls Stauraum verbirgt, eine Toilette und eine Liege. Auf eine Küche verzichtete er ganz, da das Ehepaar sich im Café nebenan verpflegte.
Für Corbusier ging es um die Frage: Wie verbinde ich die eindrucksvolle Landschaft mit der Architektur? Und seine Antwort war so einfach wie verblüffend: Hier lebe ich im Freien - also brauche ich nur eine kleine, schlichte Behausung.
Die Ferienhäuser made in Austria sind meist wesentlich großzügiger konzipiert. Und doch haben sie einiges gemeinsam mit Le Corbusiers Hütte: In ihrem Inneren sind sie auf die wesentlichsten Funktionen beschränkt. Neben einem großen Aufenthaltsraum findet man - ganz anders als beim klassischen Einfamilienhaus - meist nur kleine Schlafzimmer und das obligatorische Bad. Der eigentliche Aufenthaltsraum ist auf das Genießen der umliegenden Natur ausgerichtet.
„Jetzt ist es drinnen wie draußen und draußen wie drinnen“, schwärmt die Bauherrin des Hauses Salgenreuthe. Mitten im Bregenzerwald hat sie gemeinsam mit ihrer Schwester einige Hektar Land geerbt und dazu ein Ferienhaus aus den 70er-Jahren. Das Haus war für die beiden Familien zu klein und hatte zudem „viel zu kleine Fenster“, um die wunderschöne Natur genießen zu können.
Bernardo Bader, ein junger Architekt aus dem Ort, erweiterte den Bestand um das erlaubte Drittel und packte Alt und Neu in ein frisches Holzkleid aus Lärchenlatten ein. Im Bestand sind drei Schlafzimmer für bis zu sechs Personen und zwei Badezimmer untergebracht. Neu ist der große Wohnraum mit Küche, Essplatz und Wohnbereich. Raumhohe Glasflächen, die teilweise zur Seite geschoben werden können, bieten den erwünschten Ausblick auf die Landschaft.
Kiste in der Schräge
Das Besondere an dem Haus ist, dass es wie ein Solitär mitten auf einer leicht abschüssigen Wiese steht und weit und breit weder eine Straße noch ein Auto zu sehen ist. Auch das ist ein Verdienst des Architekten. „Ich habe nie verstanden, dass man das Auto neben das Haus stellen muss“, erzählt er. Heute führt für das kurze Be- und Entladen ein Schotterrasen zum Haus Salgenreuthe. Die Autos werden danach etwa 80 Meter vom Haus entfernt abgestellt. Dies bedarf natürlich einer gewissen Disziplin. Doch die beiden Familien haben sich inzwischen daran gewöhnt.
Beim Bau des Haus Salgenreuthe haben die Bauherren darauf geachtet, dass überwiegend Handwerker aus der Gegend beschäftigt wurden. Ganz anders bei den beiden Ferienhäusern in Bocksdorf im Burgenland: Zwei befreundete Familien engagierten die Wiener Architekten ARTEC für den Bau ihres neuen Feriendomizils.
Obwohl sich die Wünsche der beiden Familien voneinander unterschieden und die jeweiligen Grundstücke unterschiedlicher nicht sein konnten, haben die Architekten für das Haus B und das Haus S eine ähnliche Konstruktion entwickeln können. Das sparte Zeit und Kosten. Die Konstruktion wurde so weit wie möglich von einer Vorarlberger Holzfirma vorgefertigt. Das eine Haus steht auf einer Hügelkuppe und scheint über der Wiese zu schweben. Das andere liegt mitten am Hang und ist an einen kleinen Altbau angegliedert.
Alt spricht mit Neu
Damit die Bauherren von einem erhöhten Standpunkt aus den Ausblick genießen können, wurde das bestehende Ziegeldach entfernt und durch eine Dachterrasse ersetzt. So spricht also das Alte mit dem Neuen. Nicht nur in der Konstruktion, auch in der Raumaufteilung ähneln sich die zwei Bauten. Beide verfügen über einen großen, verglasten Wohnbereich und eine umlaufende Terrasse, die von jedem Raum des Hauses betreten werden kann. Die Priorität des ferialen Wohnens ist letztlich wie bei Le Corbusier ausgefallen: Was zählt, ist das Drumherum.
Für Corbusier ging es um die Frage: Wie verbinde ich die eindrucksvolle Landschaft mit der Architektur? Und seine Antwort war so einfach wie verblüffend: Hier lebe ich im Freien - also brauche ich nur eine kleine, schlichte Behausung.
Die Ferienhäuser made in Austria sind meist wesentlich großzügiger konzipiert. Und doch haben sie einiges gemeinsam mit Le Corbusiers Hütte: In ihrem Inneren sind sie auf die wesentlichsten Funktionen beschränkt. Neben einem großen Aufenthaltsraum findet man - ganz anders als beim klassischen Einfamilienhaus - meist nur kleine Schlafzimmer und das obligatorische Bad. Der eigentliche Aufenthaltsraum ist auf das Genießen der umliegenden Natur ausgerichtet.
„Jetzt ist es drinnen wie draußen und draußen wie drinnen“, schwärmt die Bauherrin des Hauses Salgenreuthe. Mitten im Bregenzerwald hat sie gemeinsam mit ihrer Schwester einige Hektar Land geerbt und dazu ein Ferienhaus aus den 70er-Jahren. Das Haus war für die beiden Familien zu klein und hatte zudem „viel zu kleine Fenster“, um die wunderschöne Natur genießen zu können.
Bernardo Bader, ein junger Architekt aus dem Ort, erweiterte den Bestand um das erlaubte Drittel und packte Alt und Neu in ein frisches Holzkleid aus Lärchenlatten ein. Im Bestand sind drei Schlafzimmer für bis zu sechs Personen und zwei Badezimmer untergebracht. Neu ist der große Wohnraum mit Küche, Essplatz und Wohnbereich. Raumhohe Glasflächen, die teilweise zur Seite geschoben werden können, bieten den erwünschten Ausblick auf die Landschaft.
Kiste in der Schräge
Das Besondere an dem Haus ist, dass es wie ein Solitär mitten auf einer leicht abschüssigen Wiese steht und weit und breit weder eine Straße noch ein Auto zu sehen ist. Auch das ist ein Verdienst des Architekten. „Ich habe nie verstanden, dass man das Auto neben das Haus stellen muss“, erzählt er. Heute führt für das kurze Be- und Entladen ein Schotterrasen zum Haus Salgenreuthe. Die Autos werden danach etwa 80 Meter vom Haus entfernt abgestellt. Dies bedarf natürlich einer gewissen Disziplin. Doch die beiden Familien haben sich inzwischen daran gewöhnt.
Beim Bau des Haus Salgenreuthe haben die Bauherren darauf geachtet, dass überwiegend Handwerker aus der Gegend beschäftigt wurden. Ganz anders bei den beiden Ferienhäusern in Bocksdorf im Burgenland: Zwei befreundete Familien engagierten die Wiener Architekten ARTEC für den Bau ihres neuen Feriendomizils.
Obwohl sich die Wünsche der beiden Familien voneinander unterschieden und die jeweiligen Grundstücke unterschiedlicher nicht sein konnten, haben die Architekten für das Haus B und das Haus S eine ähnliche Konstruktion entwickeln können. Das sparte Zeit und Kosten. Die Konstruktion wurde so weit wie möglich von einer Vorarlberger Holzfirma vorgefertigt. Das eine Haus steht auf einer Hügelkuppe und scheint über der Wiese zu schweben. Das andere liegt mitten am Hang und ist an einen kleinen Altbau angegliedert.
Alt spricht mit Neu
Damit die Bauherren von einem erhöhten Standpunkt aus den Ausblick genießen können, wurde das bestehende Ziegeldach entfernt und durch eine Dachterrasse ersetzt. So spricht also das Alte mit dem Neuen. Nicht nur in der Konstruktion, auch in der Raumaufteilung ähneln sich die zwei Bauten. Beide verfügen über einen großen, verglasten Wohnbereich und eine umlaufende Terrasse, die von jedem Raum des Hauses betreten werden kann. Die Priorität des ferialen Wohnens ist letztlich wie bei Le Corbusier ausgefallen: Was zählt, ist das Drumherum.
Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard
Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroom