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Maximilian Eisenköck – Von der Geschichte lernen
Maximilian Eisenköck – Von der Geschichte lernen, Foto: Maximilian Eisenköck

Der gebürtige Grazer Maximilian Eisenköck (rechts im Bild, stehend) gehört zu einer jungen Generation kritischer ArchitektInnen. Neben klassischen Hochbauprojekten bildet die denkmalgerechte Sanierung historischer Bausubstanz einen Schwerpunkt in der Arbeit des Büros. Warum es sich lohnt, für eine nachhaltige Architektur einen Blick in die Vergangenheit zu werfen, erzählte er Christian Reinecke.

24. Mai 2022 - Christian Reinecke
„Ich glaube, wir können auch zum Thema Nachhaltigkeit viel aus der Architekturgeschichte lernen. Da sieht man, dass Nachhaltigkeit nicht nur Energieverbrauch pro Quadratmeter bedeutet, sondern auch Lebensqualität Das ist für mich eine kulturelle Nachhaltigkeit. Saubere Luft, gute Räume, kein Lärm, kurze Wege in der Stadt – all das spielt eine wichtige Rolle. Das findet man zum Beispiel in klein strukturierten historischen Ortskernen.

Aktuell sanieren wir die Villa Rezek, eines der wenigen Beispiele der Wiener Moderne. Die Familie Rezek und der Architekt Hans Glas mussten aufgrund ihrer jüdischen Herkunft im zweiten Weltkrieg fliehen und danach ist das Gebäude ein bisschen in Vergessenheit geraten, wurde oft umgebaut und verändert. 2008 wurde die Villa dann unter Denkmalschutz gestellt und wir versuchen dort zu sanieren und eine Teilrekonstruktion durchzuführen.

Das ist eine denkmalpflegerische Detektivarbeit. Das Gebäude wurde fast vollständig entkernt. Es gab keine Zwischenwände mehr, keine Innentüren, nichts. Wir hatten ein paar Fotos und Pläne und sind damit auf Spurensuche gegangen. Es gab Aufzeichnungen von einem grünen Linoleumboden. Wir haben uns dann auf die Suche gemacht, Schichten abgetragen und tatsächlich in einer Ecke einen kleinen Rest gefunden. Daraus konnten wir dann den originalen Farbton wiederherstellen und das Linoleum kommt jetzt wieder in die entsprechenden Räume.

Und das ist eine spannende Frage, wie wir hier mit den Qualitäten des Raums umgehen können, ohne daraus jetzt ein Architekturmuseum zu machen. Dass dieses Haus noch viele Jahre weitergenutzt werden kann, ist für mich ein nachhaltiger Aspekt. Dadurch werden auch die besonderen Qualitäten der historischen, zum Teil kleinteiligeren Strukturen wieder erlebbar. Qualitäten, die heute unter dem Druck kurzfristiger Kapitalerlöse und der vielen Normen etwas verloren gegangen sind.“
»nextroom fragt« Architekt:innen, Bauherr:innen und Expert:innen. Die Gesprächsreihe zum nachhaltigen Bauen wird konzipiert und betreut von Anne Isopp. Im Gespräch werden unterschiedliche Dimensionen des nachhaltigen Bauens eingefangen, auf konkrete Bauten Bezug genommen und individuelle Sichtweisen abgefragt. Einige der Gespräche sind als Podcast auf morgenbau.at zu hören.

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