Bauwerk
Um- und Zubau Haus Wagner-Pirch
Hans Gangoly - Neudauberg (A) - 2002
Erweiternde neue Schichten
Das Alte in die Gegenwart transponiert: Ein kleines Bauernhaus im Südenburgenland wurde nach Plänen des Grazer Architekten Hans Gangoly mit viel Gefühl für das Bestehende weitergebaut.
16. Juni 2003 - Franziska Leeb
Eine Sitzbank vor einem burgenländischen Bauernhaus ist nichts Ungewöhnliches. Steht aber ein blassgrünes, von Philipp Starck designtes Kunststoffsofa davor - wie vor einem auf den ersten Blick unscheinbaren Häuschen in Neudauberg -, kann das schon für leichte Irritation sorgen. Die schicke Kunststoffbank ist neben dem sorgfältig neu gestalteten Eingangsbereich ein erster Hinweis, dass man hier Tradition und modernen Lebensstil gut zu vereinen weiß.
Hans Gangoly hat schon bei einigen Bauten - etwa beim Zubau zu einem alten Gutshof, dem Umbau einer Grazer Stadtmühle zu einem Wohnhaus oder, ganz aktuell, dem Mundartinstitut in Oberschützen - ein gutes Sensorium im Umgang mit alter Bausubstanz bewiesen. Der Bauernhausumbau im Südburgenland ist zwar eine der unspektakulärsten und kleineren Arbeiten in seinem Oeuvre, steht in der konzeptuellen Konsequenz aber den anderen nicht nach.
Aufgabe war, den Wohnraum des bescheidenen Gehöfts zu vergrößern, wobei das Haus während der Umbauphase bewohnbar bleiben musste. Eine der Vergrößerungsmaßnahmen betraf die Neugestaltung des Innenhofes. Er wurde zur Hälfte als Veranda ganzjährig nutzbar gemacht. Der Holzrost am Boden verdeutlicht, dass es sich hier um keinen eindeutigen Innenraum handelt. Gläserne Dachflächen und raumhohe Glasschiebewände in der Stahlkonstruktion bewirken, dass die Ausdehnung des Hofraumes weiter erfahrbar bleibt. So wurde mit einfachen Mitteln ein Übergangsbereich geschaffen, der je nach Witterung als Innen- oder Außenraum zu verwenden ist.
Die größere Intervention erfolgte an der dem Obstgarten zugewandten Südseite, wo das Haus um ein 45 m² großes Wohnzimmer mit drei verglasten Seiten erweitert wurde. Schiebetüren führen auf eine schmale, überdachte Terrasse. Oberlicht kommt durch den raumbreiten Lichtschacht, der an den Längsseiten mit Holz verschalt wurde. Von außen ist das nicht gleich verständlich. Schließlich wird das Wohnzimmer durch die Glaswände bestens belichtet. Erst von innen versteht man, dass die südseitige Deckenöffnung Teil einer wohldurchdachten Dramaturgie ist. Denn die Überleitung vom Altbau mit seinen engen, sparsam belichteten Räumen in den hellen Zubau wurde sorgsam inszeniert: Dadurch, dass die südliche Glasfassade erst etwas tiefer als die Deckenuntersicht ansetzt und der Altbau, bedingt durch die Hanglage, höher liegt, wird der Blick in den Garten gelenkt. Der Horizont ist aus dem Bestand nur im Sitzen zu sehen. Das von oben einfallende Licht wirkt als Anziehungspunkt und suggeriert eine Weite, die erst, unten angekommen, tatsächlich zur Gänze erfahren wird.
Die Deckenuntersicht ist in hellem Grau gehalten, der Lichtschlitz cremeweiß gefärbelt. Das steigert die Licht-Schatten-Wirkung, der Übergang vom Düsteren ins Helle erfolgt weniger abrupt. Eine kleine Maßnahme, die dazu beiträgt, dass der Anbau sich atmosphärisch mit dem Bestehenden verbindet.
Für die oberen Zimmer entstand auf dem Dach ein attraktiver Freiraum, der durch den einer Attika ähnlichen Hochzug des Oberlichtes geschützt ist. Da das Haus keinen Keller hatte, wurde der Zubau unterkellert. Der Zugang erfolgt praktischer Weise direkt aus dem Wohnzimmer.
Gangoly hat das 150 Jahre alte Haus weitergebaut, ohne bestehende Qualitäten oder seine Identität zu zerstören.
Hans Gangoly hat schon bei einigen Bauten - etwa beim Zubau zu einem alten Gutshof, dem Umbau einer Grazer Stadtmühle zu einem Wohnhaus oder, ganz aktuell, dem Mundartinstitut in Oberschützen - ein gutes Sensorium im Umgang mit alter Bausubstanz bewiesen. Der Bauernhausumbau im Südburgenland ist zwar eine der unspektakulärsten und kleineren Arbeiten in seinem Oeuvre, steht in der konzeptuellen Konsequenz aber den anderen nicht nach.
Aufgabe war, den Wohnraum des bescheidenen Gehöfts zu vergrößern, wobei das Haus während der Umbauphase bewohnbar bleiben musste. Eine der Vergrößerungsmaßnahmen betraf die Neugestaltung des Innenhofes. Er wurde zur Hälfte als Veranda ganzjährig nutzbar gemacht. Der Holzrost am Boden verdeutlicht, dass es sich hier um keinen eindeutigen Innenraum handelt. Gläserne Dachflächen und raumhohe Glasschiebewände in der Stahlkonstruktion bewirken, dass die Ausdehnung des Hofraumes weiter erfahrbar bleibt. So wurde mit einfachen Mitteln ein Übergangsbereich geschaffen, der je nach Witterung als Innen- oder Außenraum zu verwenden ist.
Die größere Intervention erfolgte an der dem Obstgarten zugewandten Südseite, wo das Haus um ein 45 m² großes Wohnzimmer mit drei verglasten Seiten erweitert wurde. Schiebetüren führen auf eine schmale, überdachte Terrasse. Oberlicht kommt durch den raumbreiten Lichtschacht, der an den Längsseiten mit Holz verschalt wurde. Von außen ist das nicht gleich verständlich. Schließlich wird das Wohnzimmer durch die Glaswände bestens belichtet. Erst von innen versteht man, dass die südseitige Deckenöffnung Teil einer wohldurchdachten Dramaturgie ist. Denn die Überleitung vom Altbau mit seinen engen, sparsam belichteten Räumen in den hellen Zubau wurde sorgsam inszeniert: Dadurch, dass die südliche Glasfassade erst etwas tiefer als die Deckenuntersicht ansetzt und der Altbau, bedingt durch die Hanglage, höher liegt, wird der Blick in den Garten gelenkt. Der Horizont ist aus dem Bestand nur im Sitzen zu sehen. Das von oben einfallende Licht wirkt als Anziehungspunkt und suggeriert eine Weite, die erst, unten angekommen, tatsächlich zur Gänze erfahren wird.
Die Deckenuntersicht ist in hellem Grau gehalten, der Lichtschlitz cremeweiß gefärbelt. Das steigert die Licht-Schatten-Wirkung, der Übergang vom Düsteren ins Helle erfolgt weniger abrupt. Eine kleine Maßnahme, die dazu beiträgt, dass der Anbau sich atmosphärisch mit dem Bestehenden verbindet.
Für die oberen Zimmer entstand auf dem Dach ein attraktiver Freiraum, der durch den einer Attika ähnlichen Hochzug des Oberlichtes geschützt ist. Da das Haus keinen Keller hatte, wurde der Zubau unterkellert. Der Zugang erfolgt praktischer Weise direkt aus dem Wohnzimmer.
Gangoly hat das 150 Jahre alte Haus weitergebaut, ohne bestehende Qualitäten oder seine Identität zu zerstören.
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