Bauwerk
Schloss Gandegg, Bibliothek—Bar—Loggia
Martin Feiersinger - Eppan (I) - 2022
7. Februar 2023 - newroom
Das Schloss Gandegg mit seinen vier Rundtürmen und der angebauten Kapelle – 1434 erstmalig erwähnt, 1550 ausgebaut – liegt mitten in einem Park und ist von einer Ringmauer umschlossen. An diese sind bergseitig Nebengebäude angegliedert, darunter die ehemaligen Stallungen, die zur Schlossbibliothek ausgebaut wurden.
Was mit dem Entwurf einiger weniger Bücherregale begonnen hatte, entwickelte sich über die lange Bearbeitungszeit hinweg zu einem komplexen Umnutzungs- und Renovierungsprojekt mit Mauertrockenlegungen, Bodenabsenkung im Hauptraum um etwa 45 cm auf das ursprüngliche Niveau, neuen Raumbezügen, Barrierefreiheit, haustechnischen und akustischen Maßnahmen. Die Arbeiten verfolgten dabei die Strategie möglichst unsichtbarer Eingriffe in die Bausubstanz.
Die bestehende Loggia fungiert als überdachter Vorplatz für den neuen Eingang. Ein Tor öffnet sich zum Mehrzweckraum mit der roten Bar, von hier aus erschließt eine weitere Flügeltür in einem neu geschaffenen Wanddurchbruch den längsrechteckigen eigentlichen Bibliotheksraum mit seinem Tonnengewölbe und verschiedenformatigen Fenstern.
Es ergab sich die Möglichkeit, die gesamte Ausstattung bis hin zu den Leuchten zu entwerfen. Als Inspirationsquelle diente dabei eine Spekulation darüber, welche Bücher sich vor 500 Jahren wohl hier befunden haben könnten – etwa „Divina Proportione“ von Luca Pacioli, das die erste gedruckte Version eines Dodekaeders zeigt. Um eine Art Rückkoppelung an Renaissance-Zeiten zu erwirken, sollten mehrere der in diesem Buch versammelten geometrischen Illustrationen von Leonardo da Vinci in Raumobjekte überführt und in ein Wechselspiel mit Referenzen – von frühen Druckwerken bis zur Gegenwartskunst – eingebunden werden, in ein Spiel mit Querbezügen, Symbolismen und Selbstreferenzialitäten.
So verweist das dreigliedrige Eingangstor auf die Vorbilder direkt vor Ort, lässt mit seinem schmalen Rundbogenausschnitt mit grünem Glas aber auch ein riesiges Schlüsselloch assoziieren und weiter den 60er-Jahre Symbolismus von Hans Hollein mit seinem Kerzengeschäft Retti in Wien.
Das Lichtobjekt im ersten Raum besteht aus 12 kreisförmigen Scheiben anstelle der Fünfecke eines Dodekaeders und bezieht sich auf die Scheibenleuchte über dem Schlosstor mit dem annähernd gleichen Durchmesser und zentral platzierter Lampe.
Die Pyramidenpforte erscheint zunächst wie eine historische Flügeltür. Die ungleichseitigen Pyramiden der Füllungen unterwandern diesen Eindruck allerdings durch die Weigerung, sich den „göttlichen Proportionen“ platonischer Körper zu fügen.
Die halbkreisförmigen Lesetische sind ein konkrete Übertragung aus einer Zeichnung von Sol LeWitt in der hauseigenen Sammlung. Sie erlauben zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten im Raum und können mit der geraden Kante auch einzeln an die Wand gestellt werden.
Der auf Federrollen verschiebliche Stufenstuhl „Schwesternsitz“ zeigt als mehrdeutiges und mehrfach bespielbares Möbelstück eine Verwandtschaft zu Alessandro Mendinis thronartigem Objekt.
Der Stuhlentwurf „Catilina“ von Luigi Caccia Dominioni (1957) mit elliptischer Sitzfläche erfuhr eine leichte Abwandlung durch eine Sitzmulde und die Ausführung in massivem Ahorn anstelle von Stahl. Die kürzere Rückenlehne der „grünen Georgine“ erlaubt es, um 90° gedreht zu sitzen.
Um eine möglichst gleichmäßige Ausleuchtung der Bibliothek zu gewährleisten, sowie verschiedene Nutzungen zu erlauben, wurden sternförmige Lüster mit sechs Armen entwickelt.
Quallenzeichnungen finden sich immer wieder in Feiersingers Skizzenbüchern – über die Räume verteilte Quallenhocker mit 3 bis 8 Beinen laden in der Schlossbibliothek nun zum Sitzen wie auch Ablegen von Büchern ein. (Autor: Achim Geissinger, nach einem Text des Architekten)
Was mit dem Entwurf einiger weniger Bücherregale begonnen hatte, entwickelte sich über die lange Bearbeitungszeit hinweg zu einem komplexen Umnutzungs- und Renovierungsprojekt mit Mauertrockenlegungen, Bodenabsenkung im Hauptraum um etwa 45 cm auf das ursprüngliche Niveau, neuen Raumbezügen, Barrierefreiheit, haustechnischen und akustischen Maßnahmen. Die Arbeiten verfolgten dabei die Strategie möglichst unsichtbarer Eingriffe in die Bausubstanz.
Die bestehende Loggia fungiert als überdachter Vorplatz für den neuen Eingang. Ein Tor öffnet sich zum Mehrzweckraum mit der roten Bar, von hier aus erschließt eine weitere Flügeltür in einem neu geschaffenen Wanddurchbruch den längsrechteckigen eigentlichen Bibliotheksraum mit seinem Tonnengewölbe und verschiedenformatigen Fenstern.
Es ergab sich die Möglichkeit, die gesamte Ausstattung bis hin zu den Leuchten zu entwerfen. Als Inspirationsquelle diente dabei eine Spekulation darüber, welche Bücher sich vor 500 Jahren wohl hier befunden haben könnten – etwa „Divina Proportione“ von Luca Pacioli, das die erste gedruckte Version eines Dodekaeders zeigt. Um eine Art Rückkoppelung an Renaissance-Zeiten zu erwirken, sollten mehrere der in diesem Buch versammelten geometrischen Illustrationen von Leonardo da Vinci in Raumobjekte überführt und in ein Wechselspiel mit Referenzen – von frühen Druckwerken bis zur Gegenwartskunst – eingebunden werden, in ein Spiel mit Querbezügen, Symbolismen und Selbstreferenzialitäten.
So verweist das dreigliedrige Eingangstor auf die Vorbilder direkt vor Ort, lässt mit seinem schmalen Rundbogenausschnitt mit grünem Glas aber auch ein riesiges Schlüsselloch assoziieren und weiter den 60er-Jahre Symbolismus von Hans Hollein mit seinem Kerzengeschäft Retti in Wien.
Das Lichtobjekt im ersten Raum besteht aus 12 kreisförmigen Scheiben anstelle der Fünfecke eines Dodekaeders und bezieht sich auf die Scheibenleuchte über dem Schlosstor mit dem annähernd gleichen Durchmesser und zentral platzierter Lampe.
Die Pyramidenpforte erscheint zunächst wie eine historische Flügeltür. Die ungleichseitigen Pyramiden der Füllungen unterwandern diesen Eindruck allerdings durch die Weigerung, sich den „göttlichen Proportionen“ platonischer Körper zu fügen.
Die halbkreisförmigen Lesetische sind ein konkrete Übertragung aus einer Zeichnung von Sol LeWitt in der hauseigenen Sammlung. Sie erlauben zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten im Raum und können mit der geraden Kante auch einzeln an die Wand gestellt werden.
Der auf Federrollen verschiebliche Stufenstuhl „Schwesternsitz“ zeigt als mehrdeutiges und mehrfach bespielbares Möbelstück eine Verwandtschaft zu Alessandro Mendinis thronartigem Objekt.
Der Stuhlentwurf „Catilina“ von Luigi Caccia Dominioni (1957) mit elliptischer Sitzfläche erfuhr eine leichte Abwandlung durch eine Sitzmulde und die Ausführung in massivem Ahorn anstelle von Stahl. Die kürzere Rückenlehne der „grünen Georgine“ erlaubt es, um 90° gedreht zu sitzen.
Um eine möglichst gleichmäßige Ausleuchtung der Bibliothek zu gewährleisten, sowie verschiedene Nutzungen zu erlauben, wurden sternförmige Lüster mit sechs Armen entwickelt.
Quallenzeichnungen finden sich immer wieder in Feiersingers Skizzenbüchern – über die Räume verteilte Quallenhocker mit 3 bis 8 Beinen laden in der Schlossbibliothek nun zum Sitzen wie auch Ablegen von Büchern ein. (Autor: Achim Geissinger, nach einem Text des Architekten)
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Akteure
ArchitekturBauherrschaft
Kathrin Oberrauch
Sarah Oberrauch
Fotografie