Veranstaltung
Alvar und Aino Alto
Ausstellung
28. November 2004 bis 27. Februar 2005
Kunsthalle Bielefeld
Artur-Ladebeck-Straße 5
33602 Bielefeld
Artur-Ladebeck-Straße 5
33602 Bielefeld
Veranstalter:in: Kunsthalle Bielefeld
Nordisch wohnen
Alvar und Aino Aalto als Designer in der Kunsthalle Bielefeld
29. Dezember 2004 - Mathias Remmele
Die zahlreichen Möbel, Leuchten und Glasobjekte, die der finnische Architekt Alvar Aalto (1898-1976) im Laufe seiner langen Karriere entworfen hat, erregen seit langem Aufmerksamkeit und Bewunderung. Und doch stand bisher sein herausragender Beitrag zur Designgeschichte, der oft von der engen Zusammenarbeit mit Aaltos erster Frau Aino profitierte, in Publikationen und Ausstellungen meist im Schatten seiner berühmten Bauten. Dabei gehörten die Aaltos - neben Marcel Breuer und Charles und Ray Eames - zu den innovativsten Gestaltern des 20. Jahrhunderts. Sie waren es nämlich, die das Material Holz für die Moderne «entdeckten» und in der europäischen Avantgarde salonfähig machten. Ihre in den dreissiger Jahren entworfenen Möbel aus zweidimensional verformtem Schicht- und Sperrholz, von denen viele noch immer hergestellt werden, stellten damals produktionstechnische Meisterleistungen dar, welche das gestalterische Vokabular der Moderne um organisch anmutende Formen erweiterten. Allein schon mit diesen Arbeiten haben die Aaltos die Entwicklung der westlichen Wohnkultur bis heute nachhaltig beeinflusst. Ähnliches gilt für ihr Leuchten- und Glasdesign, das sich, man denke nur an die Savoy-Vasen, einer ungebrochenen Popularität erfreut.
Derzeit lädt nun die Kunsthalle Bielefeld unter dem etwas merkwürdigen Titel «Alvar und Aino Aalto - Möbel und Design» (merkwürdig, weil Möbel im Allgemeinen auch zum Design gerechnet werden) ein zu Begegnung und Auseinandersetzung mit diesem Bereich im Schaffen der Aaltos. Die materielle Grundlage für die Ausstellung bildet die hochkarätige, seit etwa 1980 zusammengetragene Design- und Kunstgewerbesammlung des Zürcher Galeristenpaares Christina und Bruno Bischofberger. So umfassend wie jetzt in Bielefeld ist das Design der Aaltos in Mitteleuropa bisher noch nie gezeigt worden. Im Bereich der Möbel reicht das Spektrum vom Frühwerk, das stilistisch noch dem nordischen Klassizismus verpflichtet war, über die klassisch modernen Stücke der dreissiger Jahre bis hin zu den im Rückgriff auf eine eher traditionelle Formensprache entworfenen Hockern, Stühlen und Sesseln der späten vierziger und fünfziger Jahre. Bei den Leuchten sind die meisten der in Serie produzierten Entwürfe zu sehen, und die Aalto-Glaskollektion der Bischofbergers dürfte ausserhalb von Finnland einmalig sein. Den Höhepunkt der Ausstellung markiert aber die komplette Möblierung und Ausstattung eines Patientenzimmers aus dem 1932 vollendeten Lungensanatorium Paimio, ein funktionalistisches Meisterwerk, mit dem Aalto international bekannt wurde. Ergänzt werden die weit über 200 Objekte durch Zeichnungen, Pläne und Fotografien aus dem Bestand des Alvar- Aalto-Museums in Jyväskylä.
Wenn die Bielefelder Schau trotz der Fülle und Qualität der Exponate nicht restlos zu überzeugen vermag, so liegt dies vor allem an der Präsentation und der didaktischen Aufbereitung des Materials. So macht es den Eindruck, als sei die Kunsthalle mit dem ihr fremden designgeschichtlichen Thema letztlich überfordert gewesen. Das zeigt sich etwa bei den oft fehlerhaften und unbeholfen formulierten Wandtexten oder bei der Präsentation der Leuchten. Seltsam leblos und unbeseelt baumeln deren blecherne Korpusse, ihres Leuchtmittels beraubt, von der Decke. Da ist nichts zu ahnen von jener poetischen Lichtqualität, die diese Aalto-Entwürfe erst so einzigartig macht.
[ Bis 27. Februar 2005. Der Katalog wird voraussichtlich im Laufe des Januars erscheinen. ]
Derzeit lädt nun die Kunsthalle Bielefeld unter dem etwas merkwürdigen Titel «Alvar und Aino Aalto - Möbel und Design» (merkwürdig, weil Möbel im Allgemeinen auch zum Design gerechnet werden) ein zu Begegnung und Auseinandersetzung mit diesem Bereich im Schaffen der Aaltos. Die materielle Grundlage für die Ausstellung bildet die hochkarätige, seit etwa 1980 zusammengetragene Design- und Kunstgewerbesammlung des Zürcher Galeristenpaares Christina und Bruno Bischofberger. So umfassend wie jetzt in Bielefeld ist das Design der Aaltos in Mitteleuropa bisher noch nie gezeigt worden. Im Bereich der Möbel reicht das Spektrum vom Frühwerk, das stilistisch noch dem nordischen Klassizismus verpflichtet war, über die klassisch modernen Stücke der dreissiger Jahre bis hin zu den im Rückgriff auf eine eher traditionelle Formensprache entworfenen Hockern, Stühlen und Sesseln der späten vierziger und fünfziger Jahre. Bei den Leuchten sind die meisten der in Serie produzierten Entwürfe zu sehen, und die Aalto-Glaskollektion der Bischofbergers dürfte ausserhalb von Finnland einmalig sein. Den Höhepunkt der Ausstellung markiert aber die komplette Möblierung und Ausstattung eines Patientenzimmers aus dem 1932 vollendeten Lungensanatorium Paimio, ein funktionalistisches Meisterwerk, mit dem Aalto international bekannt wurde. Ergänzt werden die weit über 200 Objekte durch Zeichnungen, Pläne und Fotografien aus dem Bestand des Alvar- Aalto-Museums in Jyväskylä.
Wenn die Bielefelder Schau trotz der Fülle und Qualität der Exponate nicht restlos zu überzeugen vermag, so liegt dies vor allem an der Präsentation und der didaktischen Aufbereitung des Materials. So macht es den Eindruck, als sei die Kunsthalle mit dem ihr fremden designgeschichtlichen Thema letztlich überfordert gewesen. Das zeigt sich etwa bei den oft fehlerhaften und unbeholfen formulierten Wandtexten oder bei der Präsentation der Leuchten. Seltsam leblos und unbeseelt baumeln deren blecherne Korpusse, ihres Leuchtmittels beraubt, von der Decke. Da ist nichts zu ahnen von jener poetischen Lichtqualität, die diese Aalto-Entwürfe erst so einzigartig macht.
[ Bis 27. Februar 2005. Der Katalog wird voraussichtlich im Laufe des Januars erscheinen. ]
Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung
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