Zeitschrift

tec21 2006|9
Schlieren beobachten
tec21 2006|9
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Fotografie als Dokument

Die deutschen Fotografen Bernd und Hilla Becher haben Ende der 1960er-Jahre einen neuen Blick auf bisher Unbeachtetes geworfen, was zu einem Umdenken in der Denkmalpflege führte und zur Erhaltung von Zeugen der Industriearchitektur. Durch die systematische Wiedergabe von bestimmten Bautypen wie Silos oder Gasometern und deren serielle Reihung stellten sie Form und Funktionsvergleiche an und betätigten sich damit als subjektive Architekturhistoriker. Die konzeptuell angelegten Arbeiten bildeten den Ausgangspunkt für die Wiederentdeckung der alltäglichen Architektur und deren Inszenierung durch die Becher-Schüler Thomas Ruff oder Andreas Gursky in den 1990er-Jahren. Dies schlug sich sowohl auf die Architektur der Neuen Einfachheit wie auch auf den Umgang mit den hässlichen Vorstädten, den Zwischenräumen und Unorten nieder, nicht jedoch auf den Einsatz des Mediums Fotografie als Dokumentationsmittel für die Raumplanung, obwohl die Fotografie für naturwissenschaftliche und soziologische Studien bereits Anfang des 20. Jahrhunderts eingesetzt wurde. Die Fotografie der Neuen Sachlichkeit der 20er-Jahre des 20. Jahrhunderts versuchte die architektonische Realität möglichst objektiv abzubilden. Albert Renger-Patzsch fotografierte deutsche Landschaften in Bildreihen, um das Bild der Landschaft für nachfolgende Generationen zu erhalten. Ihm ging es auch darum, den Charakter des Ortes zu vermitteln – ohne moralischen Fingerzeig, sondern um einen gezielten Blick und Ausschnitt einer Zeitperiode und eines bestimmten Ortes festzuhalten. Die dokumentarische fotografische Beobachtung von Schlieren steht in gewisser Weise in dieser Tradition: Die Sichtung des jeweiligen Ist-Zustands nimmt keine Stellung und ist auch nur indirekt ein Porträt von Schlieren. Vielmehr sind die Spuren der Bewohner, ihre Arbeit und Freizeitbeschäftigung in den Aufnahmen indirekt präsent, und das Fotoprojekt ist damit eine mediale Erforschung der Wirklichkeit und ihrer Veränderung. Während die Bechers die Industriedenkmäler ins Blickfeld genommen haben, setzten ihre Schüler die alltäglichen Situationen der Vorstädte als Einzelbilder ästethisch in Szene und trugen damit zu einer neuen Sicht der Agglomeration und ihrer urbanen Räume bei. Deren Wandel wird nun erstmals systematisch an Schlieren mit dem Medium der Fotografie dokumentiert – womit auch ein Beitrag an das Instrumentarium der Raumplanung geleistet wird.

Lilian Pfaff, pfaff@tec21.ch

Beobachten, wie Schlieren baut
Ruedi Weidmann
Zürichs westliche Nachbargemeinde Schlieren steht vor einem Entwicklungsschub. Ein Forschungsprojekt der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich wird in einer fotografischen Langzeitbeobachtung mitverfolgen, wie sich der öffentliche Raum in den nächsten 15 Jahren verändert.

Eine Strasse wird gezügelt
Daniel Engler
Seit 35 Jahren zerschneidet die vier- und mehrspurige Zürcher-/Badenerstrasse das Zentrum von Schlieren und bildet einen unwirtlichen, trennenden Korridor. Nun wird zurückgebaut. Der mutige Vorschlag, im Stadtzentrum die Hauptstrasse zu verlegen, bildet die Kernidee eines siegreich aus einem Studienauftrag hervorgegangenen Projektes.

Wettbewerbe
Neue Ausschreibungen und Preise | Sowohl Lenzburg als auch das aargauische Strengelbach wollen eine Dreifachturnhalle bauen – zwei Studienaufträge mit derselben Aufgabe

Magazin
Baubeginn für Basler Geothermie-Kraftwerk | Ausstellung: «Energie aus der Tiefe» | Leserbrief | Umwelt schafft Arbeitsplätze | Publikationen: «Situation/KCAP»; «Brandschutz in Baudenkmälern» | In Kürze | Ausstellung: «Junge Schweizer Architekten» | Autonomie beim Denkmalschutz

Aus dem SIA
Zur Neuausgabe der Norm SIA 181 «Schallschutz im Hochbau» | Vorsicht beim Anwenden der europäischen Holzbaunor-
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