Zeitschrift

TEC21 2007|51-52
Schutzengel
TEC21 2007|51-52
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Auf die Hilfe von Schutzengeln vertrauen (erstaunlich) viele Menschen, wie verschiedene Befragungen von Meinungsforschungsinstituten belegen. Eine rationale Erklärung für deren Existenz gibt es nicht. Doch der Gedanke, dass Wesen oder Kräfte existieren, die einen beschützen, hat wohl etwas Tröstliches – warum trotz aller Rationalität der Schutzengelglaube standhält.

Der Begriff «Engel» kommt vom griechischen «ànghelos» und bedeutet «Bote». In Schriften vieler Religionen, vor allem der monotheistischen, werden Engel unterschiedlich beschrieben. Eines soll ihnen gemeinsam sein: Sie sind den Menschen in Wissen, Weisheit und Macht weit überlegen. Aus diesem Grund bestaunten die Laien den Blitzableiter wohl zuerst als Wunder und dessen Funktionsweise als Schutzengel. Der zweite Fachartikel in diesem Heft beschreibt, wie Benjamin Franklin vor mehr als 250 Jahren zeigte, dass Blitze elektrischer und nicht religiöser Natur sind, und wie er daraufhin Blitze einfi ng und sie in den Boden ableitete. Ein reizvolles Experiment, waren doch Gewitter Mitte des 18. Jahrhunderts eine permanente Gefahr vor allem für Kirchtürme und Pulvermagazine. Nach heftigen Diskussionen über die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf das Naturphänomen wurde das prinzipielle Funktionieren eines Blitzableiters akzeptiert. Offen blieb die Frage nach der besten Ausführung. Noch heute dauern diese Streitigkeiten über die «magischen Metallstangen» an. Die Kernaufgabe der Schutzengel, sofern man von einer solchen überhaupt sprechen kann, ist der Schutz. In diesem Sinne könnten letztlich auch Schutzbauten für archäologische Fundstellen, Absturzsicherungen, Lawinenverbauungen oder Baugesetze und Normen als Schutzengel angesehen werden. In der Regel aber werden Figuren, Statuen oder Fresken Schutzengelfunktionen zugeordnet. Im Tunnelbau bewahrt die heilige St. Barbara die Mineure vor Unheil. Auch die Grossplastik der verstorbenen Künstlerin Niki de Saint Phalle wirkt als Schutzengel. In der Haupthalle des Hauptbahnhofs Zürich von der Decke hängend, beschützt sie seit zehn Jahren die Reisenden. Im ersten Fachartikel wird dieser Schutzengel auf ganz rationale Weise betrachtet, seine Aufhängekonstruktion, die ihn zum Schweben bringt, beschrieben und sein Inneres aufgedeckt – was nach wie vor aber ungeklärt bleibt, ist der tatsächliche Schutzeffekt der Grossplastik ...

Ob der um Mitfahrt bittende Schutzengel an der Gotthardstrasse (siehe Titelbild) in Hospental bereits einmal einen Reisenden begleiten und beschützen konnte, bleibt unseren rationalen Vorstellungen ebenfalls vorenthalten. Das Kunstwerk soll gemäss Plastiker Yvan Pestalozzi daran erinnern, dass es für alle einen Schutzengel gibt. Die Menschen müssten nur lernen, ihn zu rufen, und daran glauben, dass Wunder auch in Form von Schutzengeln am Strassenrand stehen.

Mit diesen Gedanken des Künstlers wünscht die Redaktion der gesamten Leserschaft besinnliche Weihnachtstage – möge die heiter-ironisierende Verspieltheit im Schaffen Yvan Pestalozzis und der spielerische Umgang mit Fachwissen in den beiden Fachartikeln Sie während der kommenden, hoffentlich erholsamen Tage erfreuen. Clementine van Rooden

WETTBEWERBE
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MAGAZIN
Gefährdete Kunst in Genf | Neue S-Bahn-Station Luzern Verkehrshaus | Illegale Bauten von Ai Weiwei | Bauökologische Begleitung ist erfolgreich | Donald Judd: räumliche Erfahrung | Feuerwehrgebäude auf Erdbebenlagern

REISEBEGLEITER
Clementine van Rooden | Die Grossplastik von Niki de Saint Phalle in der Haupthalle des Bahnhofs Zürich wirkt als Schutzengel der Reisenden. Damit sie ihre Aufgabe weiterhin erfüllen kann, wurde das Langzeitverhalten ihrer Aufhängung geprüft und dafür die bis anhin unbekannte Innenkonstruktion aufgedeckt.

FITTICHE AUS STAHL
Christian Kammann | Seit mehr als 250 Jahren schützen Blitzableiter Gebäude vor einem Einschlag. Noch heute arbeiten Spezialisten an der Entwicklung des idealen Blitzschutzes, über dessen Wirksamkeit weiterhin gestritten wird.

SIA
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