Zeitschrift
Steeldoc 04/08
Preis des Deutschen Stahlbaus 2008
Die Schweiz hat den Prix Acier – und Deutschland hat den Preis des Deutschen Stahlbaus. Er ist einer der ältesten Architekturpreise Deutschlands und wird alle zwei Jahre von «Bauen mit Stahl» vergeben. So vielfältig wie das grosse, den meisten von uns recht unbekannte Deutschland ist seine Architekturlandschaft. Eine deutsche Architektursprache gibt es so wenig wie einen gemeinsamen Dialekt. Wie die Schweiz, hat Deutschland seine Architekturschulen, die sich meist im Einfluss ihrer Meister und grossen Professoren bewegen. So galt der Süden bislang als das Land der modernen, teilweise sperrigen Stahl- und Glasarchitektur – der Norden, insbesondere unter dem Einfluss der Berliner Schule, als das Land der Neo-Konservativen und gewichtigen Tektonen – derer also, die wieder im historischen Bewusstsein und im rechten Winkel auf deutschem Boden bauen. So hat Deutschland beides – und alles, was dazwischen liegt. Der Preis des Deutschen Stahlbaus spiegelt diese Haltung wieder.
Obwohl Deutschland auch heute noch eine bedeutende Stahlindustrie hat, ist das Bauen mit Stahl eher die Ausnahme als die Regel. Umso interessanter ist es, wie sich die deutsche Architektur in ihrer Polarität dem Baustoff Stahl annimmt. Zwar erhielt die neue BMW-Welt von Coop Himmelb(l)au eine Anerkennung, der Preis des deutschen Stahlbaus 2008 ging jedoch an ein für den klassischen Stahlbau relativ untypisches Projekt: das Werk- und Denklabor Pauker, dem deshalb in diesem Heft ein Schwerpunkt gewidmet ist. Während die BMW-Welt Stahl als Mittel zum Zweck benutzt – nämlich die freie, um nicht zu sagen frei erfundene Form des Gebäudes zu stützen – wird im Werk- und Denklabor der Stahl selbst zum raum- und strukturgebenden Element. Hier wie dort trägt der Stahl – doch im Werk- und Denklabor wird Stahl als tragendes Material auch formal zelebriert. Umso konsequenter wird dieser Akt, als dass die nichttragenden Elemente in Holz ausgeführt sind. Das Projekt ist deshalb auch hinsichtlich der Nachhaltigkeit zukunftsweisend. Hier sind zwei ökologisch sinnvolle Baustoffe genau dort eingesetzt worden, wo sie ihre Stärke entfalten: Stahl in der tragenden Funktion, Holz in der raumbildenden.
Nachhaltiges Bauen in Stahl verkörpert auch ein weiteres Projekt in diesem Heft: das Montagezentrum ESTA – ein leichter, flexibel nutzund umnutzbarer Produktions- und Verwaltungsbau, der sich energetisch selbst versorgt. Dass er auch architektonisch überzeugt, hat ihm die Auszeichnung mit dem Preis deutschen Stahlbaus beschert. Wir dokumentieren in diesem Heft ausführlich vier der insgesamt zehn ausgezeichneten Projekte. Sechs weitere werden im Überblick vorgestellt. Auffallend ist eine merkliche Freude deutscher Architekten und Ingenieure an der Materialität des Stahls und an seinem ökologisch wie ökonomisch sinnvollen Einsatz. Der Ernst der alten Meister scheint bei der Schüler-Generation einer gewissen intellektuellen Leichtigkeit gewichen zu sein.
Wir wünschen unseren Lesern viel Freude und Leichtigkeit bei der Lektüre und dem Studium der folgenden Seiten von Steeldoc.
03 Editorial
04 Werk- und Denklabor Pauker, Friedberg
Denkanstoss im Quadrat
12 ESTA Montage- und Verwaltungszentrum, Senden
Leicht – flexibel – sparsam
18 Mensa Adolf Weber- und Rupprecht-Gymnasium, München
Kostprobe
22 Hauptpforte Firma Trumpf, Ditzingen
Kompetenz in eigener Sache
26 Weitere Preisträger
31 Impressum
Obwohl Deutschland auch heute noch eine bedeutende Stahlindustrie hat, ist das Bauen mit Stahl eher die Ausnahme als die Regel. Umso interessanter ist es, wie sich die deutsche Architektur in ihrer Polarität dem Baustoff Stahl annimmt. Zwar erhielt die neue BMW-Welt von Coop Himmelb(l)au eine Anerkennung, der Preis des deutschen Stahlbaus 2008 ging jedoch an ein für den klassischen Stahlbau relativ untypisches Projekt: das Werk- und Denklabor Pauker, dem deshalb in diesem Heft ein Schwerpunkt gewidmet ist. Während die BMW-Welt Stahl als Mittel zum Zweck benutzt – nämlich die freie, um nicht zu sagen frei erfundene Form des Gebäudes zu stützen – wird im Werk- und Denklabor der Stahl selbst zum raum- und strukturgebenden Element. Hier wie dort trägt der Stahl – doch im Werk- und Denklabor wird Stahl als tragendes Material auch formal zelebriert. Umso konsequenter wird dieser Akt, als dass die nichttragenden Elemente in Holz ausgeführt sind. Das Projekt ist deshalb auch hinsichtlich der Nachhaltigkeit zukunftsweisend. Hier sind zwei ökologisch sinnvolle Baustoffe genau dort eingesetzt worden, wo sie ihre Stärke entfalten: Stahl in der tragenden Funktion, Holz in der raumbildenden.
Nachhaltiges Bauen in Stahl verkörpert auch ein weiteres Projekt in diesem Heft: das Montagezentrum ESTA – ein leichter, flexibel nutzund umnutzbarer Produktions- und Verwaltungsbau, der sich energetisch selbst versorgt. Dass er auch architektonisch überzeugt, hat ihm die Auszeichnung mit dem Preis deutschen Stahlbaus beschert. Wir dokumentieren in diesem Heft ausführlich vier der insgesamt zehn ausgezeichneten Projekte. Sechs weitere werden im Überblick vorgestellt. Auffallend ist eine merkliche Freude deutscher Architekten und Ingenieure an der Materialität des Stahls und an seinem ökologisch wie ökonomisch sinnvollen Einsatz. Der Ernst der alten Meister scheint bei der Schüler-Generation einer gewissen intellektuellen Leichtigkeit gewichen zu sein.
Wir wünschen unseren Lesern viel Freude und Leichtigkeit bei der Lektüre und dem Studium der folgenden Seiten von Steeldoc.
03 Editorial
04 Werk- und Denklabor Pauker, Friedberg
Denkanstoss im Quadrat
12 ESTA Montage- und Verwaltungszentrum, Senden
Leicht – flexibel – sparsam
18 Mensa Adolf Weber- und Rupprecht-Gymnasium, München
Kostprobe
22 Hauptpforte Firma Trumpf, Ditzingen
Kompetenz in eigener Sache
26 Weitere Preisträger
31 Impressum
Weiterführende Links:
Stahlbau Zentrum Schweiz
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