Zeitschrift

TEC21 2010|49-50
Schutz im Untergrund
TEC21 2010|49-50
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Den Bergleuten Alteuropas war die Welt der christlichen Heiligen bei ihrem gefährlichen und beängstigenden Beruf eine grosse Hilfe. Vor jeder Einfahrt in den Berg beteten sie. Die verbreitetste Bergbauheilige im 15. und 16. Jahrhundert war die Heilige Anna, die legendäre Mutter Mariens. Da Maria mit Mond und Silber, Jesus mit Sonne und Gold gleichgesetzt wurden, galt Anna als das «Bergwerk», aus dem die edlen Metalle hervorgehen, die Erzmacherin.[1] Erst in der Neuzeit wurde die Märtyrerin Barbara aus Nikomedia die wichtigste Bergbauheilige («Schutzpatronin», S. 18).

Barbarafiguren zieren auch heute noch Tunnelportale und Bergwerkseingänge. Am Gedenktag vom 4. Dezember ruht auf allen Tunnelbaustellen die Arbeit. Es wird aber nicht nur der Schutzpatronin und der verstorbenen Kollegen gedacht, vielmehr ist es ein Fest für alle Mineure, die unter schwersten Bedingungen arbeiten: Zu Zeiten des Eisenerzabbaus am Gonzen war dieser Tag für die Bergleute der Höhepunkt des Jahres. Staub, Feuchtigkeit, Schichtbetrieb und Dunkelheit sind nur einige der Herausforderungen, die die Menschen zu meistern hatten («Erzgewinnung im Gonzen», S. 24).


In der Schweiz haben der Gesundheitsschutz und die Arbeitssicherheit einen der weltweit höchsten Standards erreicht. Beim Bau des Allmendtunnels in Luzern waren die Beteiligten jedoch mit einer in der Schweiz neuen Situation konfrontiert. Die Arbeiten wurden unter Druckluft durchgeführt, einerseits um das Grundwasser aus dem Tunnel fernzuhalten und anderseits um über die Spundwände dem Erddruck entgegenzuwirken. Für die Arbeiter, die in einer Atmosphäre tätig waren, welche einer Tauchtiefe von knapp sieben Metern entspricht, waren besondere Vorkehrungen zu treffen («Überdruck unter Luzern», S. 21).

Die Arbeit unter Tage wird immer eine besondere Herausforderung bleiben, die von besonderen Menschen gemeistert wird. Trotz moderner Technik und fortschrittlicher Umsetzung der vorgeschriebenen Massnahmen ist es nur schwer vorstellbar, dass die Statuen der Heiligen Barbara aus ihren Nischen verschwinden – auch wenn sie mancherorts etwas in den Hintergrund gedrängt wirken (Titelbild).

Übrigens: Schneidet man am Barbaratag Zweige von einem Obstbaum und stellt sie ins Wasser, sollen sie bis an Heiligabend blühen. Nach altem Volksglauben bringt das Aufblühen der Zweige Glück im kommenden Jahr. Daniela Dietsche

Anmerkung
[1] Gregor Markl, Sönke Lorenz: Silber Kupfer Kobalt, Bergbau im Schwarzwald. Markstein Verlag, Filderstadt, 2004

05 WETTBEWERBE
Wohnen in Reinach BL | Prix Velo Infrastruktur 2010

10 MAGAZIN
An Weihnachten nichts Neues | Neuer Präsident der Verlags-AG | Neuer Knigge für den Handel mit Holz | Musikalische Räume | Bücher

20 SCHUTZPATRONIN
Daniela Dietsche Die Heilige Barbara beschützt Bergleute und Tunnelbauer. Aber wer war sie, und wie verbreitete sich ihre Verehrung?

23 ÜBERDRUCK UNTER LUZERN
Philipp Kohlschreiber Druckluftarbeit stellt höchste Anforderungen an Menschen und Maschinen. Welche Vorkehrungen getroffen werden müs-sen, zeigt das Beispiel Allmend-tunnel in Luzern.

26 ERZGEWINNUNG IM GONZEN
Aldo Rota Trotz der gefährlichen Arbeit und den schwierigen Arbeitsbedingungen herrschte unter den Bergleuten am Gonzen gute Stimmung.

31 SIA
Vernehmlassung SIA 405 | Zukunft zwischen den Disziplinen | Teuerung: Neue SIA-Normen | Geschäftslage im 3. Quartal 2010

37 FIRMEN

45 IMPRESSUM

46 VERANSTALTUNGEN

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