Zeitschrift

TEC21 2013|20
Innere Qualitäten
TEC21 2013|20
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Am 11. März 2012 haben die Schweizer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger die Zweitwohnungsinitiative angenommen und am 3. März 2013 auch der Revision des Raumplanungsgesetzes zugestimmt. Damit haben sie sich für einen haushälte­rischen Umgang mit dem Boden ausgesprochen: Das wertvolle Kulturland, das seit Jahren in einem Rhythmus von einem Quadratmeter pro Sekunde zugebaut wird, soll besser geschützt werden. Gleichzeitig nimmt die Wohnbevölkerung der Schweiz jedoch rapide zu. Im vergangenen Sommer hat sie die 8-Millionen-Grenze überschritten – wenn sie in diesem Tempo weiterwächst, werden in 20 Jahren über 10 Millionen Menschen in der Schweiz leben. Und diese Menschen beanspruchen immer mehr Platz: Innerhalb einer Generation hat sich die durchschnittliche Wohnfläche pro Person verdoppelt, und ein freiwilliger Verzicht auf diese Annehmlichkeit ist bei den meisten Zielgruppen nicht abzusehen. Daher gilt es, unsere Siedlungsstrukturen zu überdenken. Nachdem der Ausbau des Strassen- und S-Bahn-Netzes über Jahrzehnte zu einer Besiedlung in der Fläche und einem erschreckenden Landverschleiss in ehemals entlegenen, verkehrstechnisch mit einem Mal gut erschlossenen Gemeinden geführt hat, soll nun die Verdichtung bestehender Siedlungen einsetzen.[1]

Zur Verdichtung gehört auch, dass Bestehendes neu genutzt wird. Diese Entwicklung allerdings ist nicht neu: In der Schweiz wächst der Anteil der Umbauten an den ­gesamten Bauinvestitionen – innerhalb der letzten sechs Jahre ist er von ca. 28 % auf ca. 30 % oder rund 20 Mrd. Fr. gestiegen.[2] In diesem Heft zeigen wir drei realisierte Bauprojekte, die sich in ganz unterschiedlicher Weise mit dem Bestand auseinandersetzen: ein behutsam transformiertes «Castel» aus dem 14. Jahrhundert am Comersee, das flexibel nutzbare Ferienwohnungen enthält; eine Telefonzentrale, in der über technischen Anlagen nun auch Lofts und eine Wohnung Platz finden; und neue Mehr­fami­lienhäuser auf einem ehemaligen Industrieareal.

Gemeinsam ist den drei Projekten die architektonische Qualität und die Tatsache, dass es sich um Objekte in einem ­vergleichsweise hohen Preissegment handelt. Sie zeigen: Innere Verdichtung und Umnutzung münden nicht automatisch in Verzicht, sondern können im Gegenteil zu besonders begehrten Ergebnissen führen – zu Ferien in historischen Mauern, zu städ­tischen Wohnungen mit rekordträchtigen Raumhöhen oder zu räumlicher Vielfalt in einer Region, in der selbst bescheidene Unterkünfte sonst kaum erschwinglich sind.

Judit Solt


Anmerkungen:
[01] Vgl. TEC21 9/2013 und TEC21 19/2013 (Reihe «Dichte») und das Online-Dossier «Nach­haltigkeit planen» auf.
[02] Bundesamt für Statistik: Statistischer Atlas der Schweiz, www.bfs.admin.ch

05 WETTBEWERBE
Erlenwäldlibrücke Nidau-Ipsach

10 MAGAZIN
Die Hülle bestimmt den Innenraum | Bücher

18 EIN WOHNTURM AM LARIO
Mercedes Daguerre
Am oberen Comersee sanierten Met Architekten aus Zürich mit viel ­Respekt einen jahrhundertealten Wohnturm und bauten edle Wohnungen ein.

22 NEUER ANSCHLUSS UNTER DIESER NUMMER
Jenny Keller
Der Telefonzentrale Zürich ­Wollishofen haben Rossetti   Wyss Architekten Lofts eingebaut und ein Dachgeschoss mit exquisitem Holzausbau aufgesetzt.

27 FLIESSENDE RÄUME IM ZUGER HINTERLAND
Marko Sauer
In Rotkreuz ZG realisierten ­Holzer Kobler Architekturen zwei energetisch teilautarke Mehrfamilienhäuser mit Mietwohnungen in gehobenem Standard.

33 SIA
Neues Berufsfeld: BIM-Koordinator | Stromverbrauch von Geräten | Einschreibungsstart SIA-Tage 2014

36 FIRMEN
Haworth | Bulthaup

45 IMPRESSUM

46 VERANSTALTUNGEN

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Verlags-AG der akademischen technischen Vereine

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