Zeitschrift
werk, bauen + wohnen 03-20
Für das Klima
Stein, Lehm, massives Holz: Jahrzehntelang waren diese traditionellen, unmittelbar der Natur entnommenen Materialien in der modernen Architektur fast nur noch als applizierte, dünne Haut denkbar. Die tragende Rolle in der Konstruktion übernahmen Beton und Backstein, seltener Stahl – denn sie versprechen ganz andere Freiheiten des Entwurfs, grosse Spannweiten und freie Abtragung der Lasten. Hinter ihnen stehen zudem ein - flussreiche Industrien, die ihre Verwendung mittels Normen und Marketing fördern. Doch diese gehören zu den CO₂-intensivsten Wirtschaftsbranchen.
In den letzten Jahren sind auf der Suche nach authentischen und gleichzeitig ökologischen Konstruktionsweisen zahlreiche alte Baustoffe neu entdeckt worden. Auch sie zunächst in Form von Verkleidungen, Platten oder Anstrichen: Lehm, Kalk, Wolle, Hanf und Stroh – als Alternativen zu Styropor und Plastikfolien. Neuer ist das Bemühen, auch im Bereich der Primärkonstruktion Alternativen zu finden. Alternativen auch zum komplizierten Schichtenaufbau von Fassaden, deren Ausdruck nichts mehr mit der konstruktiven Realität zu tun hat. Ihnen widmen wir dieses Heft.
Wir präsentieren konstruktive Konzepte, die sich lange vergessener Materialien bedienen und diese auf neue, zeitgenössische Weise und im grösseren Massstab tragend einsetzen. Manche dieser Bauweisen prägen den Entwurf grundlegend mit ihrem sperrigen Eigensinn, und gerade dadurch liefern sie der Architektur interessante Themen. Alle stehen zudem explizit im Dienst einer breit verstandenen Nachhaltigkeit: sie kommen mit wenig CO₂ aus, sind dauerhaft und altern in Würde, sie sorgen für ein ausgeglichenes und gesundes, schadstofffreies Innenraumklima – und lassen Ausdruck und Konstruktion wieder näher zusammenrücken.
Wir sind überzeugt, dass für eine klimaneutrale Schweiz auch eine Neuorientierung bezüglich der Baustoffe notwendig sein wird. Auch um Häuser zu bauen, die nicht nur 50, sondern ebenso gut 200 Jahre alt werden können – und deren Teile man am Ende auch wieder auseinanderschrauben und getrennt weiter verwenden kann. Wir plädieren für Bauweisen, die Klima und Ressourcen schonen mit der Ambition, für die Architektur auch einen Ausdruck zu finden, der Dauerhaftigkeit beanspruchen kann.
Eigensinn des Materials
Wiederentdecktes Bauen mit Stein
Valéry Didelon
Im Kontext der Stadt
Wohnhaus in Paris von Barrault Pressacco
Tragender Stein
Vier Wohnhäuser in Plan-les-Ouates GE von Archiplein und Perraudin
Klassisch und nachhaltig
Haus in Montélimar (F) von Perraudin architecture
Lehm zweischalig
Firmenzentrale in Darmstadt von Haas Cook Zemmrich Studio2050
Roland Züger, Roland Halbe (Bilder)
Lehm in Lyon
L’ Orangerie, Lyon-Confluence von Clément Vergély, Joud Vergély Beaudoin und Diener & Diener
In sich ruhend
Vollholz als Strick- und Elementbau
Eva Stricker, Sven Schönwetter (Bilder)
Vollholz
Wohnhaus Küng, Alpnach von Seiler Linhard
Die Welt als Kontext
Dominique Gauzin-Müller und Sascha Roesler im Gespräch mit Tibor Joanelly und Roland Züger
Zudem:
werk-notiz: Ein Wettbewerb für junge Architekturkritik! Zum dritten Mal schreibt werk, bauen+wohnen zusammen mit dem BSA den Wettbewerb Erstling aus und lädt junge Autorinnen und Autoren zur Teilnahme ein.
Debatte: Was wäre, wenn die üblicherweise im Keller versorgte Haustechnik zum Gegenstand des Entwerfens würde? Elli Mosayebi hat in einem Semester an der ETH mit ihren Studierenden ausprobiert, auf welche Reisen Licht, Wärme und Luft durch das Haus geschickt werden könnten.
Wettbewerb: Die Dritte Rhonekorrektion stellt ein Jahrhundertbauwerk mit bedeutenden Auswirkungen auf die Landschaft dar. Das Siegerteam aus Frankreich definiert Spielregeln für den Prozess des Wandels.
Ausstellungen: Frau Architekt kommt nach Zürich ins ZAZ. Die Kuratorin der Ausstellung, Evelyn Steiner, spricht mit Jenny Keller über Genderfragen, Vorurteile und Identitätspolitik. Und über gute Architektur.
Bücher: Dank der wandelbaren Polykatoikies zeigt sich Athen einheitlich als Stadt des 20. Jahrhunderts und gerüstet für die heutige Zeit. Und Buckminster Fullers ökologisches Denken ist aktuell wie nie. Sein Buch Nine Chains to the Moon wurde neu aufgelegt.
Nachrufe: Werner Blaser, 1924 – 2019, Franz Füeg, 1921 – 2019
Junge Architektur Schweiz Leuthold von Meiss: Die Schwestern Nicole Leuthold und Irène von Meiss-Leuthold kennen die Welt aus wechselnden Perspektiven. Ihre Architektur ist komplex und sucht die Widersprüche.
Baumhäuser am Knotenpunkt: Das begrünte Gartenhochhaus Aglaya von Ramser Schmid Architekten bringt eine neue Dichte in den Wohnbereich des Suurstoffi-Areals in Rotkreuz, das als CO₂-neutrales Quartier entwickelt worden ist. Es gesellt sich zum gegenwärtig höchsten Holz-Hochhaus der Schweiz, dem Komplex der Hochschule Luzern von Manetsch Meyer und Büro Konstrukt. In seinem Innern entfaltet sich zwischen Hörsälen eine eindrucksvolle Raum-Landschaft.
werk-material: Sportinstitut Le Synathlon der Uni Lausanne von Karamuk Kuo Architekten
werk-material: Bildungszentrum XUND, Luzern von Metron Architektur
In den letzten Jahren sind auf der Suche nach authentischen und gleichzeitig ökologischen Konstruktionsweisen zahlreiche alte Baustoffe neu entdeckt worden. Auch sie zunächst in Form von Verkleidungen, Platten oder Anstrichen: Lehm, Kalk, Wolle, Hanf und Stroh – als Alternativen zu Styropor und Plastikfolien. Neuer ist das Bemühen, auch im Bereich der Primärkonstruktion Alternativen zu finden. Alternativen auch zum komplizierten Schichtenaufbau von Fassaden, deren Ausdruck nichts mehr mit der konstruktiven Realität zu tun hat. Ihnen widmen wir dieses Heft.
Wir präsentieren konstruktive Konzepte, die sich lange vergessener Materialien bedienen und diese auf neue, zeitgenössische Weise und im grösseren Massstab tragend einsetzen. Manche dieser Bauweisen prägen den Entwurf grundlegend mit ihrem sperrigen Eigensinn, und gerade dadurch liefern sie der Architektur interessante Themen. Alle stehen zudem explizit im Dienst einer breit verstandenen Nachhaltigkeit: sie kommen mit wenig CO₂ aus, sind dauerhaft und altern in Würde, sie sorgen für ein ausgeglichenes und gesundes, schadstofffreies Innenraumklima – und lassen Ausdruck und Konstruktion wieder näher zusammenrücken.
Wir sind überzeugt, dass für eine klimaneutrale Schweiz auch eine Neuorientierung bezüglich der Baustoffe notwendig sein wird. Auch um Häuser zu bauen, die nicht nur 50, sondern ebenso gut 200 Jahre alt werden können – und deren Teile man am Ende auch wieder auseinanderschrauben und getrennt weiter verwenden kann. Wir plädieren für Bauweisen, die Klima und Ressourcen schonen mit der Ambition, für die Architektur auch einen Ausdruck zu finden, der Dauerhaftigkeit beanspruchen kann.
Eigensinn des Materials
Wiederentdecktes Bauen mit Stein
Valéry Didelon
Im Kontext der Stadt
Wohnhaus in Paris von Barrault Pressacco
Tragender Stein
Vier Wohnhäuser in Plan-les-Ouates GE von Archiplein und Perraudin
Klassisch und nachhaltig
Haus in Montélimar (F) von Perraudin architecture
Lehm zweischalig
Firmenzentrale in Darmstadt von Haas Cook Zemmrich Studio2050
Roland Züger, Roland Halbe (Bilder)
Lehm in Lyon
L’ Orangerie, Lyon-Confluence von Clément Vergély, Joud Vergély Beaudoin und Diener & Diener
In sich ruhend
Vollholz als Strick- und Elementbau
Eva Stricker, Sven Schönwetter (Bilder)
Vollholz
Wohnhaus Küng, Alpnach von Seiler Linhard
Die Welt als Kontext
Dominique Gauzin-Müller und Sascha Roesler im Gespräch mit Tibor Joanelly und Roland Züger
Zudem:
werk-notiz: Ein Wettbewerb für junge Architekturkritik! Zum dritten Mal schreibt werk, bauen+wohnen zusammen mit dem BSA den Wettbewerb Erstling aus und lädt junge Autorinnen und Autoren zur Teilnahme ein.
Debatte: Was wäre, wenn die üblicherweise im Keller versorgte Haustechnik zum Gegenstand des Entwerfens würde? Elli Mosayebi hat in einem Semester an der ETH mit ihren Studierenden ausprobiert, auf welche Reisen Licht, Wärme und Luft durch das Haus geschickt werden könnten.
Wettbewerb: Die Dritte Rhonekorrektion stellt ein Jahrhundertbauwerk mit bedeutenden Auswirkungen auf die Landschaft dar. Das Siegerteam aus Frankreich definiert Spielregeln für den Prozess des Wandels.
Ausstellungen: Frau Architekt kommt nach Zürich ins ZAZ. Die Kuratorin der Ausstellung, Evelyn Steiner, spricht mit Jenny Keller über Genderfragen, Vorurteile und Identitätspolitik. Und über gute Architektur.
Bücher: Dank der wandelbaren Polykatoikies zeigt sich Athen einheitlich als Stadt des 20. Jahrhunderts und gerüstet für die heutige Zeit. Und Buckminster Fullers ökologisches Denken ist aktuell wie nie. Sein Buch Nine Chains to the Moon wurde neu aufgelegt.
Nachrufe: Werner Blaser, 1924 – 2019, Franz Füeg, 1921 – 2019
Junge Architektur Schweiz Leuthold von Meiss: Die Schwestern Nicole Leuthold und Irène von Meiss-Leuthold kennen die Welt aus wechselnden Perspektiven. Ihre Architektur ist komplex und sucht die Widersprüche.
Baumhäuser am Knotenpunkt: Das begrünte Gartenhochhaus Aglaya von Ramser Schmid Architekten bringt eine neue Dichte in den Wohnbereich des Suurstoffi-Areals in Rotkreuz, das als CO₂-neutrales Quartier entwickelt worden ist. Es gesellt sich zum gegenwärtig höchsten Holz-Hochhaus der Schweiz, dem Komplex der Hochschule Luzern von Manetsch Meyer und Büro Konstrukt. In seinem Innern entfaltet sich zwischen Hörsälen eine eindrucksvolle Raum-Landschaft.
werk-material: Sportinstitut Le Synathlon der Uni Lausanne von Karamuk Kuo Architekten
werk-material: Bildungszentrum XUND, Luzern von Metron Architektur
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Verlag Werk AG