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Eine Weiterentwicklung des Lagerfeuers
Der Standard

Das Architektenteam von Coop Himmelb(l)au kooperiert seit 30 Jahren mit den Küchenhersteller Ewe. Ein Gespräch mit Architekt Wolf D. Prix anlässlich des auf der Eurocucina in Mailand präsentierten Remake der Küche „soft mobil“

3. Juli 2004 - Michael Hausenblas
der Standard:Wann haben Sie zum letzten Mal gekocht?
Wolf D. Prix: Vor zwei Tagen. Nein, stimmt gar nicht, das war gestern, für meine Tochter.

Und was gab's ?
Prix: Spaghetti al burro, ganz was Simples.

Kochen Sie öfters?
Prix: Nein, sehr, sehr selten.

Wer kocht dann für Sie?
Prix: Ich gehe essen. Leider hab ich's selbst nie gelernt und jetzt habe ich die Geduld nicht mehr, mich intensiv damit zu beschäftigen. Ich würde es aber gern tun.

Trotzdem haben Sie eine Küche. Wie sieht die aus?
Prix: Das ist eine Küche aus Metall. Ein einfacher Tisch, der in den Wohnbereich integriert ist.

Was macht eine gute Küche aus?
Prix: Die Küche ist ein sehr wichtiger Ort der Gemeinsamkeit in einer Wohnung. Sie ist die Weiterentwicklung des Lagerfeuers. In diesem Sinne sollte eine Küche auch gestaltet sein. Die Form und das Material spielen dabei eine untergeordnete Rolle. Die Aufteilung des Raumes ist entscheidend. Es muss Platz für Essen und Gespräche sein, ein öffentlicher Raum im Wohnraum. Wenn es Individualbereiche gibt, gehört die Küche zum Gemeinschaftsbereich. Mehr als das so genannte Wohnzimmer. Das wird leider oft übersehen.

Sie arbeiten seit 30 Jahren mit dem Küchenhersteller Ewe zusammen. Welche Idee lag der ersten Küche namens Soft zugrunde?
Prix: Der Name softmobil beschreibt das Konzept, das seiner Zeit weit voraus war. Wir entwarfen damals eine individuell zusammensetzbare Küche. Küchenteile auf Rädern konnten verschieden kombiniert und an verschiedensten Orten in der Wohnung aufgestellt werden.

Welche Trends sehen Sie in der Küche kommen?
Prix: Ich denke, dass sich, abgesehen von der Materialwahl, die ja Mode-abhängig ist, die Verschmelzung von Küche und Wohnraum durchsetzen wird. Die Küchenmöbel werden also zu Wohnzimmermöbeln.

Was halten Sie von Kochshows à la Jamie Oliver?
Prix: Das finde ich lustig.

Glauben Sie, dass solche Sendungen Auswirkungen auf das Aussehen von Küchen haben?
Prix: Das hoffe ich sehr. Die Kulinarik der Gemeinsamkeit in einer Küche, die nicht jeden Tag blitzblank sauber sein muss, ist das, was mich fasziniert. Übertriebene Sauberkeit ist ja tödlich, und wir entwerfen für lebendige Menschen. So denke ich, dass auch Lebendigkeit in der Küche eine zunehmend wichtigere Rolle spielen wird.

Und Leute wie Jamie Oliver bringen mehr Lebendigkeit ins Kochen?
Prix: Ja, je wüster das Kochen wird, desto wüster werden die Küchenmöbel hoffentlich aussehen.

Inwieweit sehen Sie den Namen Coop Himmelb(l)au als verkaufsfördernd für die Küchen von Ewe?
Prix: Ich werde oft von Leuten angesprochen, die ganz stolz erklären, dass sie eine Signatur von uns in der Küche haben. Ich denke, das beantwortet die Frage.

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