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Unspektakuläre Baukunst
Neue Zürcher Zeitung

Der Zuger Architekt Hans Peter Ammann

5. November 2004 - Fabrizio Brentini
Die von Hannes Ineichen initiierte Reihe der «Monographien Schweizer Architekten» stellt Architekten vor, deren aktivste Schaffensphase in die Zeit zwischen 1950 und 1990 fiel und die somit den Bauboom der Nachkriegszeit wesentlich mitprägten. Mit der Publikation des Gesamtwerks von Hans Peter Ammann ist nun jüngst der zehnte Band erschienen. Der 1933 geborene Zuger Architekt zählt zu den erfolgreichsten Architekten in der Zentralschweiz. 1961 eröffnete er in Zug ein eigenes Büro und schuf mit der reformierten Kirche in Walchwil ein Kleinod des protestantischen Kirchenbaus in der Schweiz. Entscheidend war die Zusammenarbeit mit dem Luzerner Architekten Peter Baumann, mit dem er von 1964 bis 1996 fast sämtliche Projekte firmierte. Höhepunkt dieser Tätigkeit war die Realisierung des grossen Komplexes mit Post und Bahnhof in Luzern von 1981 bis 1990. Weitere wichtige Werke schuf Ammann mit dem Kasino in Zug (1976-81), mit einem Einkaufszentrum in Cham (1980-90), mit dem Schulhaus in Rotkreuz (1984-87) und mit der Wohnüberbauung Chämleten in Hünenberg (1992-99). All diese Arbeiten sind im Buch gut dokumentiert mit Schwarzweissaufnahmen, Plänen und Kommentaren von Ammann selbst. Sie zeigen eine unspektakuläre Architektur, deren Kennzeichen in der Frühphase der Sichtbeton, in der Reifephase das Sichtmauerwerk ist. Grosse Gesten sucht man vergeblich. Eine Ausnahme bildet die grosse Vorhalle des Bahnhofes Luzern. Doch diese stammt von Santiago Calatrava, der dem eher nüchternen, aber konzeptionell überzeugenden Kopfbau eine stadtbildprägende Etikette anheftete. Unklar bleibt der jeweilige Anteil von Ammann und von Baumann an den einzelnen Entwürfen. Die Publikation weckt den Anschein, als ob Ammann der führende Kopf des Teams gewesen sei. Denn obwohl Ammann selber betont, viele Arbeiten seien in freundschaftlichem Dialog entstanden, taucht der Name seines langjährigen Büropartners Baumann nur im Untertitel auf.

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