Artikel
Energieschübe für die Stadt
Roger Diener trotzt dem Trend zu selbstgefälliger Architektur. Ein Blick auf seine eigenen Strategien und auf die urbanistische Entwicklung der Schweiz
7. November 2004 - Gerhard Mack
NZZ am Sonntag: Herr Diener, bei der Biennale in Venedig konnte man diesen Herbst das Gefühl haben, die neueste Architektur spreize ihre Rundungen im Stadtraum wie eine Diva auf einer Gala. Die Bauten von Diener & Diener passen sich dagegen so gut in ihre Umgebung ein, dass sie oft erst auf den zweiten Blick zu erkennen sind. Kommen Sie sich anachronistisch vor?
Roger Diener: Nein, anachronistisch kommen wir uns nicht vor. Es ist aber schon so, dass zunehmend spektakuläre Architektur produziert wird. Nicht jeder Ort eignet sich aber für eine solche Demonstration. Für uns gilt als erste Orientierung jene, die unterscheidet zwischen den Monumenten einer Stadt, die prominent gesetzt sind, und den allgemeineren Teilen, dem Gewebe von Wohn- und Geschäftshäusern einer Stadt. Dort geht es darum, die Ausdruckskraft der eigenen Architektur zu entwickeln, ohne damit jene der Nachbarschaft zu beschädigen. Wir entwerfen deshalb nicht an jedem Ort ein „Praliné“, aber wir lieben es auch, repräsentative Gebäude wie die Schweizer Botschaft in Berlin zu entwerfen.
Die Botschaft behauptet sich zwar eindrücklich neben den riesigen deutschen Regierungsbauten, sie ist aber auch auffallend zurückhaltend. Woher kommt das?
Wir haben ein übergeordnetes Interesse am Stadtraum, an der Stadt in ihrem grösseren Zusammenhang. Oft sehen wir es als unsere Aufgabe an, ein Ensemble von Bauten weiterzuführen, zu ergänzen, und da interessiert uns die Wirkung des Ganzen tatsächlich mehr als diejenige unseres neuen Gebäudes. Wir haben beispielsweise durch ein neues Bürohaus am Picasso-Platz in Basel vorhandene Bauten wie das Kunstmuseum neu zum Klingen gebracht. Wir verstehen unsere Arbeit als Teil der Entwicklung, in der sich die Stadt befindet.
Ist für Sie der Architekt eine Art Reparaturdienst für die Stadt?
Nein, überhaupt nicht! Die Idee der Stadtreparatur liegt uns ganz fern. Wir wollen die Gebäude, die wir entwerfen, ja zu ihrem bestmöglichen Ausdruck führen. Das gelingt dann, wenn jenes Potenzial aktiviert wird, das an einem Ort bereits angelegt ist. Manchmal führt das Interesse für den Bestand sehr weit. Für das Areal der Warteck-Brauerei in Basel haben wir die Neubauten so konzentriert, dass wesentliche Teile der alten Fabrik erhalten werden konnten. Zugleich haben wir sie durch diese Operation ökonomisch freigespielt. So wurde es möglich, ein aktives Werkzentrum einzurichten, das eine grosse Ausstrahlung besitzt.
Dennoch überrascht die hohe Zahl der An- und Umbauten im Werk von Diener & Diener. Steckt dahinter eine Strategie im Umgang mit Stadt?
Nein, das hat sich aus den Bauaufträgen so ergeben. Nehmen Sie zwei Beispiele. Bei der Botschaft in Berlin haben wir die Erweiterung aus dem Widerspruch zwischen ihrer historischen Setzung und ihrer aktuellen Condition als freistehendes Gebäude entwickelt. Dieses war einmal Teil einer Reihe von Häusern und behauptet sich nun als Solitär in der neuen Umgebung von Grossbauten. Wir haben das Bauwerk mit der Erweiterung monumentalisiert und zu einem neuen Ganzen werden lassen. Für die Erweiterung der Nationalgalerie für moderne Kunst in Rom fügen wir den beiden bestehenden Gebäudeschichten eine dritte an, weil dadurch etwas Neues entsteht, das mehr Kraft hat, als es der Altbau mit einem davon isolierten Neubau hätte. Die architektonische Energie, die das ganze Museumsensemble zu erzeugen vermag, ist wichtiger als jene, die unsere Erweiterung allein entwickelt.
Das ist für Architekten heute doch eine eher ungewöhnliche Aussage.
Unsere Projekte sind so angelegt, dass sie die Wahrnehmung der bestehenden älteren Teile mit verändern. Der Bestand wird dynamisiert. Wir entwerfen auch freistehende Einzelbauten wie den für Novartis Pharma am Eingang des neuen Forschungszentrums in Basel, das wir mit Helmut Federle und Gerold Wiederin entwickelt haben. Er erhält durch seine Position im Masterplan von Vittorio Magnago Lampugnani und durch die Fassade aus bunten Gläsern einen sehr prominenten Auftritt. Und darauf freuen wir uns. Erweiterungen sind für uns eine Möglichkeit unter vielen. Wir sind keine Partisanen, die von Ecke zu Ecke eilen, um nicht in die öffentliche Schussbahn zu geraten.
Erweiterung nicht als Reflex, aber als Konzept, um im dichten Stadtraum etwas zu verändern? Sie gelten mit den Umbauten des Hotels Schweizerhof und der Nationalbank für die Kunstsammlung Rosengart in Luzern ja als Experten für einen zeitgemässen Umgang mit Bauten unter Denkmalschutz.
Zum Umgang mit geschützter Substanz haben wir eine entschiedene Haltung. Da ist einmal unser Interesse am vorhandenen Bestand und zum anderen ein aufgeklärtes, ein dynamisches Verständnis von Bewahrung. Wir bemühen uns darum, mit dem eigenen Entwurf ein Denkmal nicht zu beschädigen, sondern in ein neues Gleichgewicht zur Aktualität zu setzen. Für das Ruhrmuseum in der ehemaligen Zeche Zollverein in Essen haben wir beispielsweise vorgeschlagen, das neue Gebäude auf die historische Kohlenwäsche draufzusetzen und das Industriedenkmal darunter unverändert zu erhalten. Der alte Bestand sollte nicht zur Kulisse degradiert werden, wie das dort bereits mit dem Designzentrum in der alten Energiezentrale geschehen ist.
Lässt sich dieser Respekt vor der vorhandenen Substanz eines Bauwerks auf die Stadt als Ganzes erweitern?
Das trifft tatsächlich auch für die städtebaulichen Projekte zu. Respekt ist aber nicht das richtige Wort. Wir versuchen, die Ressourcen an einem Ort zu aktivieren. Der Masterplan für die neue Universität im Hafen von Malmö sieht für die Universität Gebäudestrukturen vor, die wir zum Teil aus den Regeln der industriellen Anlagen im Hafengebiet geschöpft und für das neue Programm umgedacht haben.
Gibt es hinter dieser Haltung eine Vorstellung von der Stadt?
Heute versuchen wir nicht mehr, Stadt zu einem geschlossenen Ganzen zu fügen. Wir erleben sie in ihrer Vielfalt, und so arbeiten wir auch als Architekten. Der Versuch, in Berlin nach der Wende ein festes Bild von Stadt zu rekonstruieren, hat gezeigt, dass so etwas nicht mehr möglich ist. Stadt ist heute zu komplex geworden. Da versagt jeder Schematismus.
Die europäische Stadt lebt vom öffentlichen Raum. Läuft dieser Gefahr, in den Shoppingmalls nach amerikanischem Muster zu verschwinden?
Ich befürchte eher, dass sich unsere öffentlichen Räume selbst disqualifizieren.
Inwiefern?
Die Zentren verlieren vielerorts an Lebendigkeit. Städte wie Basel, denen der Massstab des 19. Jahrhunderts in der Innenstadt fehlt, tun sich besonders schwer. Und die Moderne hat die Zentren auch nur ausnahmsweise positiv zu entwickeln vermocht. Die Friedrichspassagen in Berlin sind für das Elend dieser phantasielosen Strasse von heute am wenigsten verantwortlich.
Und wie reagiert die Stadtplanung in der Schweiz auf diese Situation?
Da ist wohl jede Stadt verschieden. Eine Entwicklung, die alle betrifft, ist die Konzentration auf den Grossraum Zürich. Die Schweiz ist da Prozessen ausgesetzt, auf die sie politisch noch nicht vorbereitet ist. Das ist ein wichtiges Thema unserer Studie im ETH-Studio Basel.
Die Studie über die Schweiz wird von Ihnen, Jacques Herzog, Pierre de Meuron und Marcel Meili geleitet und geht davon aus, dass die Schweiz wie eine Stadtlandschaft zu analysieren ist.
Ja, aber nicht wie eine grosse Stadt, sondern als eine urbane Landschaft mit sehr verschiedenen Qualitäten. Wir unterscheiden Metropolitanregionen wie Zürich, das trinationale Basel und den Arc Lémanique mit Lausanne und Genf. Daneben gibt es Städtenetze im Tessin, der Zentralschweiz und den Städtekranz um Bern. Es geht aber in dieser Studie auch um die übrigen Gebiete der Schweiz, den alpinen Raum und die „stillen Zonen“ zwischen den intensiv urbanisierten Gebieten.
Welches Potenzial sehen Sie denn für Städte wie Basel, Genf und Bern?
Basel ist eine Industrie- und Forschungsstadt. Da die Pharmaindustrie sehr erfolgreich ist, sind verschiedene Phänomene zu beobachten. Hochwertige Arbeitsplätze kommen dazu, gleichzeitig verschwinden andere Industrie- und Dienstleistungsarbeitsplätze. Solche Phänomene werden sich nicht nur in Basel häufen, aber es drohen insgesamt weniger Bewohner und weniger Arbeitsplätze zu werden.
Und die Region Bern?
Das Bild des Städtekranzes ergibt ein interessantes, interaktives Potenzial für die ganze Region, das teilweise ja auch schon ausgeschöpft wird. Allerdings fehlt Bern eine Industrie oder ein Zentrum von Finanzdienstleistungen, wie es Zürich auszeichnet.
Liegt die Zukunft Berns im Bereich Verwaltung?
Auch. Aber das bleibt wohl beschränkt. Berlin beispielsweise boomt auch nicht, seit es Verwaltungsstadt ist, und Bonn ist auch ein Dorf geblieben, als es über vierzig Jahre lang die Hauptstadt der grössten Wirtschaftsmacht Europas war.
Wirkt sich diese umfassende Analyse der Schweiz aus, wenn Sie ein konkretes Projekt in Angriff nehmen?
Da fehlt mir die Erfahrung, denn die Studie ist ja noch neu. Aber wenn man für einen Ort entwirft, macht man sich immer zu seinem Anwalt. Gute Architektur kann man nicht nur aus einer strategischen Position machen. Man muss auch beseelt sein, und da wird das spezifische Projekt zum Zentrum, auf das wir uns konzentrieren.
Roger Diener: Nein, anachronistisch kommen wir uns nicht vor. Es ist aber schon so, dass zunehmend spektakuläre Architektur produziert wird. Nicht jeder Ort eignet sich aber für eine solche Demonstration. Für uns gilt als erste Orientierung jene, die unterscheidet zwischen den Monumenten einer Stadt, die prominent gesetzt sind, und den allgemeineren Teilen, dem Gewebe von Wohn- und Geschäftshäusern einer Stadt. Dort geht es darum, die Ausdruckskraft der eigenen Architektur zu entwickeln, ohne damit jene der Nachbarschaft zu beschädigen. Wir entwerfen deshalb nicht an jedem Ort ein „Praliné“, aber wir lieben es auch, repräsentative Gebäude wie die Schweizer Botschaft in Berlin zu entwerfen.
Die Botschaft behauptet sich zwar eindrücklich neben den riesigen deutschen Regierungsbauten, sie ist aber auch auffallend zurückhaltend. Woher kommt das?
Wir haben ein übergeordnetes Interesse am Stadtraum, an der Stadt in ihrem grösseren Zusammenhang. Oft sehen wir es als unsere Aufgabe an, ein Ensemble von Bauten weiterzuführen, zu ergänzen, und da interessiert uns die Wirkung des Ganzen tatsächlich mehr als diejenige unseres neuen Gebäudes. Wir haben beispielsweise durch ein neues Bürohaus am Picasso-Platz in Basel vorhandene Bauten wie das Kunstmuseum neu zum Klingen gebracht. Wir verstehen unsere Arbeit als Teil der Entwicklung, in der sich die Stadt befindet.
Ist für Sie der Architekt eine Art Reparaturdienst für die Stadt?
Nein, überhaupt nicht! Die Idee der Stadtreparatur liegt uns ganz fern. Wir wollen die Gebäude, die wir entwerfen, ja zu ihrem bestmöglichen Ausdruck führen. Das gelingt dann, wenn jenes Potenzial aktiviert wird, das an einem Ort bereits angelegt ist. Manchmal führt das Interesse für den Bestand sehr weit. Für das Areal der Warteck-Brauerei in Basel haben wir die Neubauten so konzentriert, dass wesentliche Teile der alten Fabrik erhalten werden konnten. Zugleich haben wir sie durch diese Operation ökonomisch freigespielt. So wurde es möglich, ein aktives Werkzentrum einzurichten, das eine grosse Ausstrahlung besitzt.
Dennoch überrascht die hohe Zahl der An- und Umbauten im Werk von Diener & Diener. Steckt dahinter eine Strategie im Umgang mit Stadt?
Nein, das hat sich aus den Bauaufträgen so ergeben. Nehmen Sie zwei Beispiele. Bei der Botschaft in Berlin haben wir die Erweiterung aus dem Widerspruch zwischen ihrer historischen Setzung und ihrer aktuellen Condition als freistehendes Gebäude entwickelt. Dieses war einmal Teil einer Reihe von Häusern und behauptet sich nun als Solitär in der neuen Umgebung von Grossbauten. Wir haben das Bauwerk mit der Erweiterung monumentalisiert und zu einem neuen Ganzen werden lassen. Für die Erweiterung der Nationalgalerie für moderne Kunst in Rom fügen wir den beiden bestehenden Gebäudeschichten eine dritte an, weil dadurch etwas Neues entsteht, das mehr Kraft hat, als es der Altbau mit einem davon isolierten Neubau hätte. Die architektonische Energie, die das ganze Museumsensemble zu erzeugen vermag, ist wichtiger als jene, die unsere Erweiterung allein entwickelt.
Das ist für Architekten heute doch eine eher ungewöhnliche Aussage.
Unsere Projekte sind so angelegt, dass sie die Wahrnehmung der bestehenden älteren Teile mit verändern. Der Bestand wird dynamisiert. Wir entwerfen auch freistehende Einzelbauten wie den für Novartis Pharma am Eingang des neuen Forschungszentrums in Basel, das wir mit Helmut Federle und Gerold Wiederin entwickelt haben. Er erhält durch seine Position im Masterplan von Vittorio Magnago Lampugnani und durch die Fassade aus bunten Gläsern einen sehr prominenten Auftritt. Und darauf freuen wir uns. Erweiterungen sind für uns eine Möglichkeit unter vielen. Wir sind keine Partisanen, die von Ecke zu Ecke eilen, um nicht in die öffentliche Schussbahn zu geraten.
Erweiterung nicht als Reflex, aber als Konzept, um im dichten Stadtraum etwas zu verändern? Sie gelten mit den Umbauten des Hotels Schweizerhof und der Nationalbank für die Kunstsammlung Rosengart in Luzern ja als Experten für einen zeitgemässen Umgang mit Bauten unter Denkmalschutz.
Zum Umgang mit geschützter Substanz haben wir eine entschiedene Haltung. Da ist einmal unser Interesse am vorhandenen Bestand und zum anderen ein aufgeklärtes, ein dynamisches Verständnis von Bewahrung. Wir bemühen uns darum, mit dem eigenen Entwurf ein Denkmal nicht zu beschädigen, sondern in ein neues Gleichgewicht zur Aktualität zu setzen. Für das Ruhrmuseum in der ehemaligen Zeche Zollverein in Essen haben wir beispielsweise vorgeschlagen, das neue Gebäude auf die historische Kohlenwäsche draufzusetzen und das Industriedenkmal darunter unverändert zu erhalten. Der alte Bestand sollte nicht zur Kulisse degradiert werden, wie das dort bereits mit dem Designzentrum in der alten Energiezentrale geschehen ist.
Lässt sich dieser Respekt vor der vorhandenen Substanz eines Bauwerks auf die Stadt als Ganzes erweitern?
Das trifft tatsächlich auch für die städtebaulichen Projekte zu. Respekt ist aber nicht das richtige Wort. Wir versuchen, die Ressourcen an einem Ort zu aktivieren. Der Masterplan für die neue Universität im Hafen von Malmö sieht für die Universität Gebäudestrukturen vor, die wir zum Teil aus den Regeln der industriellen Anlagen im Hafengebiet geschöpft und für das neue Programm umgedacht haben.
Gibt es hinter dieser Haltung eine Vorstellung von der Stadt?
Heute versuchen wir nicht mehr, Stadt zu einem geschlossenen Ganzen zu fügen. Wir erleben sie in ihrer Vielfalt, und so arbeiten wir auch als Architekten. Der Versuch, in Berlin nach der Wende ein festes Bild von Stadt zu rekonstruieren, hat gezeigt, dass so etwas nicht mehr möglich ist. Stadt ist heute zu komplex geworden. Da versagt jeder Schematismus.
Die europäische Stadt lebt vom öffentlichen Raum. Läuft dieser Gefahr, in den Shoppingmalls nach amerikanischem Muster zu verschwinden?
Ich befürchte eher, dass sich unsere öffentlichen Räume selbst disqualifizieren.
Inwiefern?
Die Zentren verlieren vielerorts an Lebendigkeit. Städte wie Basel, denen der Massstab des 19. Jahrhunderts in der Innenstadt fehlt, tun sich besonders schwer. Und die Moderne hat die Zentren auch nur ausnahmsweise positiv zu entwickeln vermocht. Die Friedrichspassagen in Berlin sind für das Elend dieser phantasielosen Strasse von heute am wenigsten verantwortlich.
Und wie reagiert die Stadtplanung in der Schweiz auf diese Situation?
Da ist wohl jede Stadt verschieden. Eine Entwicklung, die alle betrifft, ist die Konzentration auf den Grossraum Zürich. Die Schweiz ist da Prozessen ausgesetzt, auf die sie politisch noch nicht vorbereitet ist. Das ist ein wichtiges Thema unserer Studie im ETH-Studio Basel.
Die Studie über die Schweiz wird von Ihnen, Jacques Herzog, Pierre de Meuron und Marcel Meili geleitet und geht davon aus, dass die Schweiz wie eine Stadtlandschaft zu analysieren ist.
Ja, aber nicht wie eine grosse Stadt, sondern als eine urbane Landschaft mit sehr verschiedenen Qualitäten. Wir unterscheiden Metropolitanregionen wie Zürich, das trinationale Basel und den Arc Lémanique mit Lausanne und Genf. Daneben gibt es Städtenetze im Tessin, der Zentralschweiz und den Städtekranz um Bern. Es geht aber in dieser Studie auch um die übrigen Gebiete der Schweiz, den alpinen Raum und die „stillen Zonen“ zwischen den intensiv urbanisierten Gebieten.
Welches Potenzial sehen Sie denn für Städte wie Basel, Genf und Bern?
Basel ist eine Industrie- und Forschungsstadt. Da die Pharmaindustrie sehr erfolgreich ist, sind verschiedene Phänomene zu beobachten. Hochwertige Arbeitsplätze kommen dazu, gleichzeitig verschwinden andere Industrie- und Dienstleistungsarbeitsplätze. Solche Phänomene werden sich nicht nur in Basel häufen, aber es drohen insgesamt weniger Bewohner und weniger Arbeitsplätze zu werden.
Und die Region Bern?
Das Bild des Städtekranzes ergibt ein interessantes, interaktives Potenzial für die ganze Region, das teilweise ja auch schon ausgeschöpft wird. Allerdings fehlt Bern eine Industrie oder ein Zentrum von Finanzdienstleistungen, wie es Zürich auszeichnet.
Liegt die Zukunft Berns im Bereich Verwaltung?
Auch. Aber das bleibt wohl beschränkt. Berlin beispielsweise boomt auch nicht, seit es Verwaltungsstadt ist, und Bonn ist auch ein Dorf geblieben, als es über vierzig Jahre lang die Hauptstadt der grössten Wirtschaftsmacht Europas war.
Wirkt sich diese umfassende Analyse der Schweiz aus, wenn Sie ein konkretes Projekt in Angriff nehmen?
Da fehlt mir die Erfahrung, denn die Studie ist ja noch neu. Aber wenn man für einen Ort entwirft, macht man sich immer zu seinem Anwalt. Gute Architektur kann man nicht nur aus einer strategischen Position machen. Man muss auch beseelt sein, und da wird das spezifische Projekt zum Zentrum, auf das wir uns konzentrieren.
Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung
Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroom