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Wie vom Wind aufgeblasene Segel über den Gleisen
Theo Hotz plant den «Bahnhof Wien - Europa Mitte»
Mit der Gutheissung des Masterplans für einen neuen «Bahnhof Wien - Europa Mitte» ist der planerische Grundstein für einen neuen Wiener Stadtteil gelegt worden. Der Zürcher Architekt Theo Hotz, der bereits einen ersten Wettbewerb in den neunziger Jahren gewonnen hatte, ist heute noch federführend an der Planung beteiligt.
4. Februar 2005 - Sigi Schär
Seit über zehn Jahren beschäftigt sich der Zürcher Architekt Theo Hotz (Mitarbeiter Peter Berger) mit der Planung eines Neubaus für den wohl bedeutendsten Bahnhof Wiens. Hotz hatte 1994 einen von den Österreichischen Bundesbahnen und der Stadt Wien ausgeschriebenen internationalen Wettbewerb für den Bau eines Wiener Fernverkehrsbahnhofes gewonnen. Der neue Durchgangsbahnhof «Wien - Europa Mitte» sollte die beiden Kopfbahnhöfe Süd und Ost ersetzen. Verbunden mit dem Neubau sollte eine bessere Verknüpfung des Nahverkehrs-Angebotes am Wiener Südtiroler-Platz erreicht werden.
Hotz zum Ersten - und zum Zweiten
Mit der Planung von 1994 wurden nicht alle bahntechnischen Ziele erreicht, weshalb die Stadt Wien in der Folge vom Architekturbüro Ernst Hofmann, Wien, ein städtebauliches Leitbild erarbeiten liess, dem verschiedene Gleisführungen zugrunde lagen. Mit dem Bau eines Durchgangsbahnhofes, in dem die Funktionen der beiden Kopfbahnhöfe Süd und Ost zusammengelegt würden, liesse sich eine Konzentration der Geleise und der Bauten erreichen. Damit würden über 50 Hektaren Land in der Bahnhofgegend für eine neue Nutzung frei, es entstünde Platz für einen neuen Stadtteil an vorteilhafter Lage. Verschiedene Studien brachten dermassen neue Erkenntnisse, dass die Planung von 1994, an der das Büro Hotz während zehn Jahren intensiv gearbeitet hatte, im Jahre 2003 eingestellt wurde.
Die Österreichischen Bundesbahnen in Zusammenarbeit mit der Stadt Wien und der Österreichischen Post veranstalteten kurz darauf einen zweiten Wettbewerb, an dem sich neben Hotz ein Dutzend namhafter international bekannter Architekten beteiligten. Aus diesem zweiten Wettbewerb gingen die Arbeitsgemeinschaft Theo Hotz (Mitarbeiter Peter Berger, Robert Surbeck) / Ernst Hofmann (Mitarbeiter Franz Janz, Michael Auer) Zürich und Wien sowie Albert Wimmer, Wien, als Sieger hervor. Im Anschluss an den Wettbewerb sind die beiden Planungen Hotz / Hofmann und Wimmer zu einem «Masterplan Stadtteil Wien Südbahnhof» zusammengelegt worden. Mittlerweile wurden die Projekte der Stadtentwicklungskommission vorgelegt und vom Wiener Gemeinderat genehmigt. Vorgesehen ist, dass Mitte 2007 mit den Bauarbeiten für den «Bahnhof Wien - Europa Mitte» begonnen wird. Für die Realisierung der Bahnhofanlage sind Investitionen von 420 Millionen Euro vorgesehen; die Finanzierung, heisst es, sei gesichert.
Parallel zum Bahnhofsgebäude soll auf der rund 55 Hektaren messenden Umgebung zwischen dem Wiedner-Gürtel, der Sonnwendgasse, der Arsenal- und der Gudrunstrasse ein neuer Stadtteil mit einem langgezogenen öffentlichen Park entstehen. An den Stadtpark grenzen Wohnbauten mit 4000 Wohnungen, zwei Schulhäuser und Kindergärten. In der weiteren Umgebung sind Gewerbebetriebe angesiedelt, vorgesehen sind weiter der Bau eines Hotels, von Kongresslokalitäten und Bürohäusern mit der Möglichkeit, gegen 20 000 Arbeitsplätze anzusiedeln. Geplant ist weiter ein Einkaufszentrum.
Zwei 100-Meter-Türme markieren das Tor zum neuen Stadtteil und zum Bahnhof, in den die Untergrundbahn und diverse S-Bahnen münden. Wiens Behörden sind der Meinung, mit der neuen Bahnanlage und den weiteren Neubauten eine Topadresse für zeitgemässes Wohnen und für Freizeitaktivitäten, für die Wirtschaft und den Handel mit direktem Zugang zum Flughafen und zum Strassennetz zu schaffen. Es wird damit gerechnet, dass die Anlage im Jahre 2010 fertig sein soll. Die Züge sollen aber bereits ab 2008 durch den neuen Durchgangsbahnhof rollen.
Die «Signifikanz» des Bahnhofs
Im Projektbeschrieb von Theo Hotz / Ernst Hofmann heisst es, neben den beiden Türmen werde auf weitere dominierende Hochbauten verzichtet, um die vorgeschlagene spektakuläre Bahnhofgestaltung hervortreten zu lassen. Bei dieser Gestaltung geht es um einen spielerischen Umgang mit den Bahnsteigdächern, die wie vom Wind aufgeblasene Segel über den Gleisen wehen. Wer die bekannten transparenten und exakten Glasbauten von Theo Hotz als Massstab nimmt, wird in Wien einen neuen Hotz kennen lernen: den Theo Hotz der fliegenden Dächer. Dieses aussergewöhnliche Erscheinungsbild - Hotz spricht von einem Bahnhof im Walzertakt - wird nach Meinung des Architekten zu einem Wahrzeichen Wiens. Die Jury lobt denn auch die «Signifikanz» des Bahnhofgebäudes, das besonders heraussticht, weil im angrenzenden Wohngebiet die Massstäblichkeit des gründerzeitlichen Blockrasters des angrenzenden Bezirkes übernommen wird.
In Zürich leitet Architekt Hotz die derzeit grösste Baustelle der Schweiz, die Neuüberbauung des Sihlpapier-Areals am Rande der Allmend; in Aarau stammen die Pläne für den Bahnhofneubau aus seiner Feder, für den derzeit die Baueingabe läuft. In der Schweiz setzt Hotz laufend und seit Jahren Zeichen um Zeichen zeitgenössischer Baukultur, die Messe Basel, die Empa in St. Gallen, der Eichhof-Neubau an der Pilatusstrasse in Luzern, die Neuüberbauung von Industriebrachen in Baden und Zürich. Der «Bahnhof Wien - Europa Mitte» in der Kaiserstadt kommt einer Krönung des umfangreichen Werkes von Theo Hotz gleich.
Hotz zum Ersten - und zum Zweiten
Mit der Planung von 1994 wurden nicht alle bahntechnischen Ziele erreicht, weshalb die Stadt Wien in der Folge vom Architekturbüro Ernst Hofmann, Wien, ein städtebauliches Leitbild erarbeiten liess, dem verschiedene Gleisführungen zugrunde lagen. Mit dem Bau eines Durchgangsbahnhofes, in dem die Funktionen der beiden Kopfbahnhöfe Süd und Ost zusammengelegt würden, liesse sich eine Konzentration der Geleise und der Bauten erreichen. Damit würden über 50 Hektaren Land in der Bahnhofgegend für eine neue Nutzung frei, es entstünde Platz für einen neuen Stadtteil an vorteilhafter Lage. Verschiedene Studien brachten dermassen neue Erkenntnisse, dass die Planung von 1994, an der das Büro Hotz während zehn Jahren intensiv gearbeitet hatte, im Jahre 2003 eingestellt wurde.
Die Österreichischen Bundesbahnen in Zusammenarbeit mit der Stadt Wien und der Österreichischen Post veranstalteten kurz darauf einen zweiten Wettbewerb, an dem sich neben Hotz ein Dutzend namhafter international bekannter Architekten beteiligten. Aus diesem zweiten Wettbewerb gingen die Arbeitsgemeinschaft Theo Hotz (Mitarbeiter Peter Berger, Robert Surbeck) / Ernst Hofmann (Mitarbeiter Franz Janz, Michael Auer) Zürich und Wien sowie Albert Wimmer, Wien, als Sieger hervor. Im Anschluss an den Wettbewerb sind die beiden Planungen Hotz / Hofmann und Wimmer zu einem «Masterplan Stadtteil Wien Südbahnhof» zusammengelegt worden. Mittlerweile wurden die Projekte der Stadtentwicklungskommission vorgelegt und vom Wiener Gemeinderat genehmigt. Vorgesehen ist, dass Mitte 2007 mit den Bauarbeiten für den «Bahnhof Wien - Europa Mitte» begonnen wird. Für die Realisierung der Bahnhofanlage sind Investitionen von 420 Millionen Euro vorgesehen; die Finanzierung, heisst es, sei gesichert.
Parallel zum Bahnhofsgebäude soll auf der rund 55 Hektaren messenden Umgebung zwischen dem Wiedner-Gürtel, der Sonnwendgasse, der Arsenal- und der Gudrunstrasse ein neuer Stadtteil mit einem langgezogenen öffentlichen Park entstehen. An den Stadtpark grenzen Wohnbauten mit 4000 Wohnungen, zwei Schulhäuser und Kindergärten. In der weiteren Umgebung sind Gewerbebetriebe angesiedelt, vorgesehen sind weiter der Bau eines Hotels, von Kongresslokalitäten und Bürohäusern mit der Möglichkeit, gegen 20 000 Arbeitsplätze anzusiedeln. Geplant ist weiter ein Einkaufszentrum.
Zwei 100-Meter-Türme markieren das Tor zum neuen Stadtteil und zum Bahnhof, in den die Untergrundbahn und diverse S-Bahnen münden. Wiens Behörden sind der Meinung, mit der neuen Bahnanlage und den weiteren Neubauten eine Topadresse für zeitgemässes Wohnen und für Freizeitaktivitäten, für die Wirtschaft und den Handel mit direktem Zugang zum Flughafen und zum Strassennetz zu schaffen. Es wird damit gerechnet, dass die Anlage im Jahre 2010 fertig sein soll. Die Züge sollen aber bereits ab 2008 durch den neuen Durchgangsbahnhof rollen.
Die «Signifikanz» des Bahnhofs
Im Projektbeschrieb von Theo Hotz / Ernst Hofmann heisst es, neben den beiden Türmen werde auf weitere dominierende Hochbauten verzichtet, um die vorgeschlagene spektakuläre Bahnhofgestaltung hervortreten zu lassen. Bei dieser Gestaltung geht es um einen spielerischen Umgang mit den Bahnsteigdächern, die wie vom Wind aufgeblasene Segel über den Gleisen wehen. Wer die bekannten transparenten und exakten Glasbauten von Theo Hotz als Massstab nimmt, wird in Wien einen neuen Hotz kennen lernen: den Theo Hotz der fliegenden Dächer. Dieses aussergewöhnliche Erscheinungsbild - Hotz spricht von einem Bahnhof im Walzertakt - wird nach Meinung des Architekten zu einem Wahrzeichen Wiens. Die Jury lobt denn auch die «Signifikanz» des Bahnhofgebäudes, das besonders heraussticht, weil im angrenzenden Wohngebiet die Massstäblichkeit des gründerzeitlichen Blockrasters des angrenzenden Bezirkes übernommen wird.
In Zürich leitet Architekt Hotz die derzeit grösste Baustelle der Schweiz, die Neuüberbauung des Sihlpapier-Areals am Rande der Allmend; in Aarau stammen die Pläne für den Bahnhofneubau aus seiner Feder, für den derzeit die Baueingabe läuft. In der Schweiz setzt Hotz laufend und seit Jahren Zeichen um Zeichen zeitgenössischer Baukultur, die Messe Basel, die Empa in St. Gallen, der Eichhof-Neubau an der Pilatusstrasse in Luzern, die Neuüberbauung von Industriebrachen in Baden und Zürich. Der «Bahnhof Wien - Europa Mitte» in der Kaiserstadt kommt einer Krönung des umfangreichen Werkes von Theo Hotz gleich.
Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung
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