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Leises Bauen
Neue Zürcher Zeitung

Arbeiten von Beat Waeber und Daniel Dickenmann aus Lachen

Zahlreich sind die neuen architektonischen Konzepte, die in den vergangenen Jahrzehnten auf die Schweiz einwirkten. Ihre Spuren sind allgegenwärtig. Das Schwyzer Architekturbüro von Beat Waeber und Daniel Dickenmann lässt sich davon nicht beeindrucken und entwickelt eine im Handwerk verwurzelte Nachkriegsmoderne weiter.

4. März 2005 - Peter Omachen
Unscheinbar und etwas verloren wirkt der kubische Baukörper des Sportzentrums Glarner Unterland in der Weite der Linthebene bei Näfels. Erst beim Näherkommen erkennt man die gewaltigen Dimensionen des einsam sich inmitten von Sportplätzen und freiem Umland erhebenden Bauwerks. Die Anfang der siebziger Jahre erbaute multifunktionale Anlage mit Hallenbad war nach intensiver Nutzung sanierungsbedürftig und sollte ausgebaut werden. Im Jahre 1998 gewannen Beat Waeber und Daniel Dickenmann einen zweistufigen Projektwettbewerb; am 11. März wird die erneuerte Gesamtanlage, die teilweise bereits in Betrieb ist, eingeweiht.

Muskulöse Körper

Der alte Gebäudeteil wurde vollständig in den Neubau inkorporiert. An zwei gegenüberliegenden Seiten wurde er erweitert, zwei bestehende Fensterfronten wurden ersetzt. Gegenüber dem unverändert gebliebenen Schwimmbecken sind zwei Sporthallen mit dazwischenliegendem Bühnenteil angeordnet. Neben weiteren Sport- und Freizeitangeboten gibt es ein Café, ein Restaurant und sogar einige Hotelzimmer für die Athleten. Der Haupteingang befindet sich an einer eingezogenen Gebäudeecke, die eine Vorzone von angenehmen Dimensionen schafft. Der Übergang vom landschaftlichen zum menschlichen Massstab vollendet sich im bewusst niedrig gehaltenen Windfang, der den Besucher in eine geräumige Halle entlässt. Von hier aus führt ein differenziertes Erschliessungssystem durch eine räumlich komplexe Architekturlandschaft, die aufgrund vielfältiger Durch- und Ausblicke stets überschaubar bleibt. Die verwendete Architektursprache orientiert sich an der Entstehungszeit des Kernbaus, wodurch der ganze Komplex bei gleichzeitiger Ablesbarkeit von Alt- und Neubauteilen zu einem neuen Ganzen verschmilzt. Trotz ihrer Massivität wirken die sorgfältig gestalteten Details des Innenausbaus keineswegs grob, sondern erinnern eher an die eleganten Bewegungen muskulöser Körper.

Diese Bauaufgabe war den beiden Schwyzer Architekten wie auf den Leib geschneidert. Sie lernten sich im Atelier des renommierten Zürcher Architekten Ernst Gisel kennen, wo der 1962 geborene Beat Waeber eine Atelierausbildung machte. Der drei Jahre ältere Daniel Dickenmann arbeitete dort im Anschluss an sein Architekturstudium am Technikum Winterthur. Trotz zahlreichen Studienreisen, Anstellungen und Lehraufträgen blieb die Erfahrung im Atelier Gisel bis heute prägend. Sie schlägt sich in einer Architektursprache nieder, die sich als ungebrochene Weiterentwicklung der Schweizer Nachkriegsmoderne interpretieren lässt. Charakteristisch ist auch der ganzheitliche Anspruch, auf den die beiden Architekten bei ihrer Arbeit grossen Wert legen. Sie sehen sich dem Bauherren gegenüber in einer treuhänderischen Funktion, indem sie für ihn sämtliche Aufgaben im Umfeld einer baulichen Massnahme übernehmen und diese - entgegen dem heutigen Trend - auch selber erledigen.

Sinnliche Oberflächen

Grössten Wert legen Waeber & Dickenmann auf die bauliche Umsetzung der Entwürfe. Die Materialien und Oberflächen ihrer Häuser haben einen geradezu sinnlichen Charakter. Tagelang wird etwa beim Holzhändler nach dem passenden Furnier gesucht, das die gewünschte Wirkung im Raum erzielt. Obwohl es stets sehr einfache Materialien sind, wirken sie in ihrer disziplinierten Auswahl raffiniert und edel. Kunststein, Beton, Eiche, Aluminium und Textilien vereinen sich wie selbstverständlich zu unaufdringlichen räumlichen Einheiten.

Im Jahre 1992 gründeten die beiden Architekten ihr gemeinsames Architekturbüro, das in Anlehnung an das Atelier Gisel die offene Atmosphäre einer kreativen Werkstatt hat. Seither haben sie sich an zahlreichen Wettbewerben beteiligt. Der grösste Teil ihrer ausgeführten Bauten geht auf Wettbewerbserfolge zurück. So auch die für die kantonale Verwaltung ausgeführte Erweiterung des Kollegiums Schwyz. Der neubarocke Baukomplex aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert hatte schon zahlreiche Umbauten erlitten, so dass eine gründliche Analyse des Bestandes am Anfang der Auseinandersetzung stand. Das Resultat des vor zwei Jahren abgeschlossenen Projektes vermag in allen Bereichen zu überzeugen: beim denkmalpflegerischen Umgang mit der historischen Substanz ebenso wie beim Füllen von Lücken im Altbestand und bei den eigentlichen Neubauteilen, namentlich dem freistehenden Kubus des Staatsarchivs. Der aus gelblich eingefärbten Betonelementen gefügte Neubau erinnert an eine kostbare Schatulle oder an einen Stapel Bücher und steht in einem spannungsreichen, aber unaufdringlichen Dialog mit seinem grossen Nachbarn. Der Folgeauftrag für die Sanierung und Neukonzeption der Kantonsschule in der anderen Hälfte des Gebäudekomplexes ist bereits in Bearbeitung.

Beat Waeber und Daniel Dickenmann stellen ihre Arbeiten am 9. März um 18.30 Uhr im Architekturforum Zürich am Neumarkt 15 vor.

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