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Moderne als Baukasten
Neue Zürcher Zeitung

Junge Schweizer Architekten - das Büro Bauzeit aus Biel

Seit seiner Gründung 1994 ist das Bieler Architekturbüro Bauzeit erfolgreich. Dies liegt nicht zuletzt an der Fähigkeit der Architekten, aus komplexen Aufgabenstellungen verblüffend einfach konzipierte Bauten abzuleiten.

7. Juni 2002 - Peter Omachen
Bei den Expo-Besuchern der Arteplage Biel sind die «Versorgungseinheiten» beliebt: eingeschossige Pavillons, die Restaurants, Cafés, Läden und weitere Infrastruktureinrichtungen aufnehmen. Die im Baukastensystem konzipierten, unterschiedlich grossen Holzkonstruktionen wirken durch die Spannweiten ihrer weit auskragenden Träger leicht und transparent. Entworfen wurden sie - in Zusammenarbeit mit der Arteplage Biel und den GLS Architekten aus Biel - vom jungen Architektentrio Bauzeit: Dieses wird gebildet von den beiden 38-jährigen Bielern Ives Baumann und Peter Bergmann und dem zwei Jahre älteren Roberto Pascual aus Südamerika.

Kennen gelernt haben sich die drei Architekten beim Studium an der Fachhochschule Biel und im Büro des italienischen Architekten Gino Valle. Im Jahre 1994 gründeten sie das Büro Bauzeit Architekten. Über die Region hinaus bekannt geworden sind sie 1999 mit der Spielsporthalle für die Eidgenössische Sportschule Magglingen (ESSM). Die Aufgabenstellung verlangte eine Turnhalle für Ballspiele mit blendungsfreier Belichtung. Das Resultat ist ein holzverkleideter Betonbau, der sich geschickt in die bewegte Hanglage des bewaldeten Geländes hoch über der Stadt Biel einfügt. Für die Belichtung wurden zunächst möglichst grosse Fenster entworfen und dann - im Hinblick auf eine gleichmässige Beleuchtung der Spielfläche - die Anordnung der Lichtkuppeln in der Hallendecke exakt berechnet. Die durch die unregelmässig verteilten Oberlichter einfallende Helligkeit wird durch eine Lamellendecke gestreut, die auch die Leuchtkörper für die künstliche Belichtung enthält. Die gleichmässig leuchtende Decke verleiht dem Innern des vom AIA International Design Award 2001 mit dem zweiten Preis ausgezeichneten Gebäudes Leichtigkeit.

Für die Bieler steht die architektonische Lösung der durch Bauherrschaft und Aufgabe aufgeworfenen Fragen im Vordergrund. Dabei sind ihnen konzeptionelle Überlegungen wichtiger als rein formale oder konstruktive Ansätze. Für die Umsetzung ihrer Ideen wenden sie ein von Mies van der Rohe inspiriertes Vokabular an: schlanke Stützen, frei stehende Wandscheiben in edlen Materialien und eine raffinierte Lichtführung. Besonders augenfällig wird dies beim Innenausbau mehrerer Arztpraxen. Einen bemerkenswerten Kontrast zu den sorgfältig durchgestalteten Interieurs bilden die städtebaulichen Arbeiten. In ihrem Siedlungsprojekt für Yverdon- les-Bains, mit dem Bauzeit 1994 den internationalen Europan-Wettbewerb für Wohnungs- und Städtebau gewannen, setzen sie Erkenntnisse aus der Chaosforschung um. Diese besagen, dass ein komplexes Gebilde sich mit minimalen Störungen eher in die gewünschte Richtung lenken lässt als durch starre Vorgaben. Dementsprechend sollten in der von ihnen vorgeschlagenen Wohnsiedlung nur einige wenige Elemente definiert werden wie etwa die durchgehende Fassade einer Häuserzeile. Solche Minimalvorgaben lassen Raum für Lösungen schwieriger kontextueller Probleme. Aus dem zukunftsweisenden, aber leider nicht realisierten Projekt spricht die Überzeugung, dass sich Gestaltungsqualität nicht über Reglemente erzwingen lässt.

Zurzeit im Bau befindet sich das Besucherzentrum «AlpTransit Gotthard» in Pollegio. Das siegreiche Wettbewerbsprojekt wurde zusammen mit jenem für das Besucherzentrum beim Tunnelportal Erstfeld eingereicht, dessen Baubeginn noch ungewiss ist. Zwei meterdicke Wälle aus Ausbruchmaterial des Tunnelbaus, das in Drahtkörbe eingeschlossen ist, begrenzen einen linear organisierten, stützenfreien Ausstellungsraum. Darin sollen ab 2003 jährlich rund 100 000 Besucher mit audiovisueller Technik über die Neat und den Stand der Arbeiten am längsten Eisenbahntunnel der Welt informiert werden. Das zukunftsweisende Ausstellungskonzept von Atelier Oï aus La Neuveville steht in spannungsreichem Kontrast zur archaischen Wirkung der gebändigten Felsmassen. Derzeit arbeitet das aus zehn Mitarbeitern bestehende Team an verschiedenen Projektstudien für Schweizer Grossunternehmen, die sich von den Architekten Engagement, Innovation und Flexibilität erhoffen.


Bauzeit Architekten stellt ihre Arbeiten am 12. Juni um 18.30 Uhr im Architekturforum Zürich am Neumarkt 17 vor.

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