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Asphaltfläche und Moosgarten
Neue Zürcher Zeitung

Die jungen Landschaftsarchitekten Beglinger und Bryan

Mit ihrem Siegerprojekt «Magma» für den Durachpark in Schaffhausen machten die beiden jungen Landschaftsarchitekten Jonas Beglinger aus Mollis und Jeremy Bryan aus Luzern auf sich aufmerksam. Mit einem weiteren Garten für Schloss Trauttmansdorff in Meran zeigt sich Jonas Beglinger von einer eher verspielt surrealen Seite.

1. Juli 2005 - Suzanne Kappeler
Eingedolt und kanalisiert fliesst die Durach durch das Mühletal, einen lange schon industriell genutzten Ort beim Bahnhofareal in Schaffhausen. Die Umnutzung der Liegenschaften der dort ansässigen Georg Fischer AG machte es möglich, für das lange, schmale, völlig asphaltierte Landstück am Fluss im Rahmen des alle zwei Jahre vergebenen Evariste-Mertens-Preises 2004 einen Wettbewerb für einen neuen Park auszuschreiben, der vom Bund Schweizer Landschaftsarchitekten, von der Stadt Schaffhausen und der Georg Fischer AG veranstaltet wurde. Für das vor wenigen Monaten gekürte Siegerprojekt «Magma» von Jonas Beglinger und Jeremy Bryan sprach, dass sich die beiden Landschaftsarchitekten intensiv mit dem Ort auseinandersetzten, mit dem Thema Bebauen und Abtragen und mit der künstlichen Natur, die das Mühletal prägt.

Ein Park für Schaffhausen

Auf dem 230 Meter langen und an seiner schmalsten Stelle nur 14 Meter breiten Areal soll ein Park entstehen, der hohen ökologischen Ansprüchen gerecht zu werden vermag. Die Grundidee des preisgekrönten Entwurfs von Beglinger und Bryan besteht darin, aus der durchgehenden Asphaltdecke Teilflächen auszuscheiden, freizulegen und zu rekultivieren. Der vorhandene Kies unter dem bestehenden Belag soll wenn immer möglich wieder verwendet werden.

Die Grünflächen setzen sich einerseits aus geschlossenen Heckenkörpern, zum Beispiel aus Schlehdorn, Schneeball, Sanddorn, Weissdorn und Strauchwicken, zusammen, anderseits aus Ruderalflächen, die mit Mohn, niedrigen Sedum- Arten und wilden Margeriten bepflanzt sind. Auch ein bespielbarer Blumenrasen ist Teil des grünen Puzzles. Ein chaussierter Platz kann für vielerlei Aktivitäten genutzt werden. Sitzmauern trennen die einzelnen Bereiche voneinander ab. Vom ehemaligen Asphalt bleibt ein Wegnetz bestehen, welches dem Aufenthalt und dem Durchgang, aber auch der Anbindung des Parks an die Umgebung dient. Die Stärke des Projekts ist das Nebeneinander von Mensch und Natur, sind die sorgfältig ausgearbeiteten ökologischen Bausteine und die ökonomische Umsetzung.

Garten für Verliebte in Meran

Für den botanischen Garten von Schloss Trauttmansdorff bei Meran plant Beglinger zusammen mit dem Architekten Rigendinger aus Flums inmitten eines Waldstücks den «Garten für Verliebte». Ihr Projekt ging im Februar 2005 siegreich aus einem Wettbewerb hervor, an dem 260 Landschaftsarchitekten teilgenommen hatten. Der 50 mal 10 Meter grosse Garten liegt etwas abseits des Schlosses in einem steil ansteigenden Flaumeichenwald. Das Thema des leicht surreal wirkenden Moosgartens ist die Lichtung im Wald. Auf einem schmalen, gewundenen Pfad erreicht der Besucher den versteckt gelegenen Garten, wo sich zu seinen Füssen ein grün leuchtender Moosteppich ausbreitet. Die Gartenfläche wird von einer bis zu sechs Meter hohen Mauer umgeben sein und bildet einen spannenden Kontrast zum Naturwald. Im Frühling wird der Moosteppich mit weissen Krokussen übersät sein; im Sommer und Herbst werden Anemonen (Anemone japonica) den jahreszeitlichen Wandel erlebbar machen. An der Aussenseite der Mauer rankt sich Efeu empor. So erleben die Besucher den von aussen dem Wald angeglichenen Garten in seinem Innern als Überraschung.

Das Moos für die Grundbepflanzung soll in der Umgebung gesammelt und in der Schlossgärtnerei kultiviert werden, um es später auszupflanzen. Die Projektverfasser stellen sich vor, dass ein Teil der Besucher den Garten barfuss betreten wird, um das Moos auch körperlich zu empfinden. Im Garten könnten sich dann spontane Pfade ergeben. Damit das Moos im eher trockenen Flaumeichenwald gedeihen kann, muss der Garten beregnet werden. Im Gegensatz zu dem aus dem städtischen Kontext heraus entwickelten Durachpark in Schaffhausen lebt der «Garten für Verliebte» in Meran vom starken Kontrast zur umgebenden Natur. Mit seiner Mauer und dem Moosteppich ist er letztlich ein Produkt absoluter Künstlichkeit. Die beiden Gärten zeigen die weitgespannten Möglichkeiten zeitgenössischer Landschaftsarchitektur.

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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