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Gebautes, Geplantes und Verworfenes
Arbeiten der Architekten Gigon/Guyer im Architekturforum
10. Dezember 2004 - Martino Stierli
Für die Ausrichtung der letzten Ausstellung des Jahres erteilt das Architekturforum Zürich in der Regel einem Büro Carte blanche. Die Wahl ist in diesem Jahr auf das Duo Annette Gigon und Mike Guyer gefallen. Die Architekten leisteten der Einladung mit der Präsentation von 25 Projekten aus den letzten vier Jahren Folge. In drei Sektionen werden nicht nur bereits realisierte Bauten gezeigt, sondern auch etwelche, die sich noch in der Planungsphase befinden. Zu sehen sind zudem Projekte, die nicht über den Entwurf hinausgekommen sind, die der gegenwärtigen Arbeit der Architekten aber als Ideenfundus dienen. Die Ausstellung vermittelt somit ein Bild über das Schaffen der Architekten, die sich erfolgreich nicht nur im Raum Zürich, sondern auch auf internationalem Parkett bewegen.
Einblick in den Entwurfsprozess
Der Besucher betritt einen abgedunkelten Raum, in dem 25 schwarz bemalte Kisten mit je einem Diaprojektor aufgestellt sind. Diesen ist je eines der präsentierten Projekte zugeordnet. Der Ausstellungsraum funktioniert als Projektionsraum, an dessen Wände simultan Lichtbilder der gebauten und geplanten Projekte geworfen werden. Dem Kenner der Arbeit von Gigon/Guyer erlaubt die Simultanprojektion einen raschen Gesamteindruck über das jüngste Schaffen. Bauten wie der unterirdische Hörsaal der Universität Zürich und das jüngst eröffnete Museum Albers/Honegger im südfranzösischen Mouans-Sartoux, aber auch künftige Planungen wie der Hochhausentwurf für das Löwenbräuareal lassen sich auf einen Blick vergegenwärtigen.
Zugleich bietet die Ausstellung die Möglichkeit zur vertieften Auseinandersetzung mit einzelnen Projekten. Diese werden ausführlich mit Bildern vorgestellt, die von der Fotografie über das Computer-Rendering bis zum Grundriss reichen. Die gezeigten Modelle aus der Planungsphase ermöglichen zudem einen Einblick in den Entwurfsprozess. Ergänzt werden die Bilder durch Informationstafeln, die neben den wichtigsten Baudaten auch eine prägnante Baubeschreibung aufweisen.
Verzicht auf Modelle
Der vollständige Verzicht auf Modelle und Materialmuster ist ein Experiment im Genre der Architekturausstellung. Er sorgt für einen homogenen Gesamteindruck und verwischt die Grenzen zwischen „gebaut“ und „nicht gebaut“, indem Projekte in derselben Form wie ausgeführte Bauten präsentiert werden. Es war eine Intention der Architekten, mit der Ausstellung die Gleichwertigkeit der Projekt gebliebenen Entwürfe gegenüber den gebauten zu verdeutlichen.
Indes müssen mit dem Konzept in anderen Belangen Abstriche gemacht werden. Zwar haben Gigon/Guyer mit Plänen und Modellaufnahmen vermieden, die verführerische Architekturfotografie für sich alleine sprechen zu lassen. Mehrere für ihre Arbeit wichtige Aspekte kommen aber nur bedingt zum Ausdruck. Zum einen stellt die gewählte Form der Ausstellung eine Blütenlese der besten Projekte dar, und entsprechend sind vergleichsweise viele Bauten für Kunst und Kultur anzutreffen. Bei der Präsentation solcher Einzelbauten lassen sich städtebauliche und kontextbezogene Überlegungen jedoch weniger gut thematisieren; diese sind gerade in den jüngsten Vorschlägen der Architekten für Hochhäuser auf dem Löwenbräu- und dem Maag-Areal zentral. Zum andern bleibt auch die Frage der Materialien nur ansatzweise beantwortet, können doch Aspekte wie etwa die Textur nur erahnt werden. Entstanden ist dennoch eine informationsreiche und auch gestalterisch ansprechende Schau.
[ Architekturforum Zürich, Neumarkt 15. Zur Ausstellung erscheint eine Begleitpublikation zu einer Reihe nicht realisierter Planungen: Projekte - Gigon/Guyer. Text Hubertus Adam, Hrsg. Heinz Wirz. Quart-Verlag, Luzern 2004. 72 S., Fr. 48.-. ]
Einblick in den Entwurfsprozess
Der Besucher betritt einen abgedunkelten Raum, in dem 25 schwarz bemalte Kisten mit je einem Diaprojektor aufgestellt sind. Diesen ist je eines der präsentierten Projekte zugeordnet. Der Ausstellungsraum funktioniert als Projektionsraum, an dessen Wände simultan Lichtbilder der gebauten und geplanten Projekte geworfen werden. Dem Kenner der Arbeit von Gigon/Guyer erlaubt die Simultanprojektion einen raschen Gesamteindruck über das jüngste Schaffen. Bauten wie der unterirdische Hörsaal der Universität Zürich und das jüngst eröffnete Museum Albers/Honegger im südfranzösischen Mouans-Sartoux, aber auch künftige Planungen wie der Hochhausentwurf für das Löwenbräuareal lassen sich auf einen Blick vergegenwärtigen.
Zugleich bietet die Ausstellung die Möglichkeit zur vertieften Auseinandersetzung mit einzelnen Projekten. Diese werden ausführlich mit Bildern vorgestellt, die von der Fotografie über das Computer-Rendering bis zum Grundriss reichen. Die gezeigten Modelle aus der Planungsphase ermöglichen zudem einen Einblick in den Entwurfsprozess. Ergänzt werden die Bilder durch Informationstafeln, die neben den wichtigsten Baudaten auch eine prägnante Baubeschreibung aufweisen.
Verzicht auf Modelle
Der vollständige Verzicht auf Modelle und Materialmuster ist ein Experiment im Genre der Architekturausstellung. Er sorgt für einen homogenen Gesamteindruck und verwischt die Grenzen zwischen „gebaut“ und „nicht gebaut“, indem Projekte in derselben Form wie ausgeführte Bauten präsentiert werden. Es war eine Intention der Architekten, mit der Ausstellung die Gleichwertigkeit der Projekt gebliebenen Entwürfe gegenüber den gebauten zu verdeutlichen.
Indes müssen mit dem Konzept in anderen Belangen Abstriche gemacht werden. Zwar haben Gigon/Guyer mit Plänen und Modellaufnahmen vermieden, die verführerische Architekturfotografie für sich alleine sprechen zu lassen. Mehrere für ihre Arbeit wichtige Aspekte kommen aber nur bedingt zum Ausdruck. Zum einen stellt die gewählte Form der Ausstellung eine Blütenlese der besten Projekte dar, und entsprechend sind vergleichsweise viele Bauten für Kunst und Kultur anzutreffen. Bei der Präsentation solcher Einzelbauten lassen sich städtebauliche und kontextbezogene Überlegungen jedoch weniger gut thematisieren; diese sind gerade in den jüngsten Vorschlägen der Architekten für Hochhäuser auf dem Löwenbräu- und dem Maag-Areal zentral. Zum andern bleibt auch die Frage der Materialien nur ansatzweise beantwortet, können doch Aspekte wie etwa die Textur nur erahnt werden. Entstanden ist dennoch eine informationsreiche und auch gestalterisch ansprechende Schau.
[ Architekturforum Zürich, Neumarkt 15. Zur Ausstellung erscheint eine Begleitpublikation zu einer Reihe nicht realisierter Planungen: Projekte - Gigon/Guyer. Text Hubertus Adam, Hrsg. Heinz Wirz. Quart-Verlag, Luzern 2004. 72 S., Fr. 48.-. ]
Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung
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