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Österreichische Dezenz
Junge Baukünstler - eine Ausstellung im Wiener Architekturzentrum
22. Januar 2003 - Paul Jandl
Wenn anderswo das «Architainment» die Baukunst in die lichten Höhen des Spekulativen und Spektakulären führt, dann hat das junge Bauen in Österreich noch soliden Boden unter den Füssen. Neue Architektur zeigt das Architekturzentrum Wien in einer «Emerging Architecture 3» betitelten Ausstellung, die dem plakativ Neuen dezidiert nicht gewidmet ist. Keine Visionen aus den Datenräumen demonstrieren hier mit grosser Geste eine gebaute Zukunft. Vielmehr erproben sich die Ideen einer neuen Generation an der angestrebten Funktionalität. Das Spektrum der in Wien gezeigten Projekte reicht von Einfamilienhäusern über Supermärkte bis zu einem allerdings in mancherlei Hinsicht aus dem Rahmen fallenden Entwurf für die Überbauung des Bahnhofes Wien Nord durch die Gruppe «pool».
Insgesamt 180 Beispiele hat das Architekturzentrum Wien für seine «österreichische Trilogie» ausgewählt. Den nun im dritten Teil gezeigten Projekten ist gemein, dass sich ihr durchaus vorhandener Witz stets in einem erfrischenden Gleichgewicht mit den architektonischen Aufgaben befindet. Zu sehen ist eine durchgehend hoch funktionale Dezenz, wie etwa in den Gebäuden von Feyferlik/Fritzer, deren Hüllen aus Holz, Glas, Stein oder Metall sich nahtlos in die Umgebung einfügen. Illustriert wird das an Einfamilienhäusern oder an einer containerartigen Veterinärstation an Österreichs Grenze. Das Bauen in den Alpen spielt auch bei dieser Folge von «Emerging Architecture» eine bedeutende Rolle. «Holz Box Tirol» hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Formen traditioneller alpiner Bauweisen nicht durch überbordende Modernität zu denunzieren. Aus den hölzernen Modulen lassen sich Hotelanbauten oder Supermärkte formen, die sich fast bis zur Selbstverleugnung den Gesetzen der Ökologie unterwerfen.
Der sparsameren Ökonomie der Landschaft im weniger schroffen Terrain dagegen folgen die Entwürfe von Georg Huber und Karl Meinhart («one room»). Die sanfte Welle dominiert das Projekt eines Kindergartens oder eines Sportzentrums in Salzburg. Bei «pool» wird die Welle zur schrägen Ebene verstärkt, die als Rampe nicht nur kleinere Bauten ziert, sondern auch zum wichtigsten Merkmal im wenig innovativ wirkenden Entwurf für den Bahnhof Wien Nord wird. Dokumentiert ist auch eine Arbeit von Anna Popelka und Georg Poduschka (PPAG), die auf dem Papier verspricht, was sie in der Wirklichkeit des Wiener Museumsquartiers immer noch nicht halten kann. In das von PPAG verwirklichte Projekt einer vielseitig bespielbaren Büro- und Kommunikationslandschaft ist auch Monate nach der Eröffnung noch kein Leben eingekehrt.
[Bis 10. März. Katalog: Emerging Architecture 3. Springer- Verlag, Wien 2002. 256 S., Euro 39.-.]
Insgesamt 180 Beispiele hat das Architekturzentrum Wien für seine «österreichische Trilogie» ausgewählt. Den nun im dritten Teil gezeigten Projekten ist gemein, dass sich ihr durchaus vorhandener Witz stets in einem erfrischenden Gleichgewicht mit den architektonischen Aufgaben befindet. Zu sehen ist eine durchgehend hoch funktionale Dezenz, wie etwa in den Gebäuden von Feyferlik/Fritzer, deren Hüllen aus Holz, Glas, Stein oder Metall sich nahtlos in die Umgebung einfügen. Illustriert wird das an Einfamilienhäusern oder an einer containerartigen Veterinärstation an Österreichs Grenze. Das Bauen in den Alpen spielt auch bei dieser Folge von «Emerging Architecture» eine bedeutende Rolle. «Holz Box Tirol» hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Formen traditioneller alpiner Bauweisen nicht durch überbordende Modernität zu denunzieren. Aus den hölzernen Modulen lassen sich Hotelanbauten oder Supermärkte formen, die sich fast bis zur Selbstverleugnung den Gesetzen der Ökologie unterwerfen.
Der sparsameren Ökonomie der Landschaft im weniger schroffen Terrain dagegen folgen die Entwürfe von Georg Huber und Karl Meinhart («one room»). Die sanfte Welle dominiert das Projekt eines Kindergartens oder eines Sportzentrums in Salzburg. Bei «pool» wird die Welle zur schrägen Ebene verstärkt, die als Rampe nicht nur kleinere Bauten ziert, sondern auch zum wichtigsten Merkmal im wenig innovativ wirkenden Entwurf für den Bahnhof Wien Nord wird. Dokumentiert ist auch eine Arbeit von Anna Popelka und Georg Poduschka (PPAG), die auf dem Papier verspricht, was sie in der Wirklichkeit des Wiener Museumsquartiers immer noch nicht halten kann. In das von PPAG verwirklichte Projekt einer vielseitig bespielbaren Büro- und Kommunikationslandschaft ist auch Monate nach der Eröffnung noch kein Leben eingekehrt.
[Bis 10. März. Katalog: Emerging Architecture 3. Springer- Verlag, Wien 2002. 256 S., Euro 39.-.]
Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung
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