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Steinleicht und lichtaktiv
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Ob archaisch, minimalistisch oder hoch technoid, immer steht das Materialerleben bei Herzog & de Meuron im Vordergrund.

25. April 2003 - Elke Krasny
Zur Hochblüte von Dekonstruktivismus und Postmoderne machten sich Herzog & de Meuron auf die Suche nach ihrer mentalen und kulturellen Verortung, arbeiteten an der Entwicklung einer eigenen architektonischen Sprache. 1986 schufen sie mit dem Ricola Storage Building ein minimalistisches Gebäude, in dem radikal auf jegliche darstellerische Mittel verzichtet wurde. Geleitet von Vorbildern der Minimal Art der US-amerikanischen Kunst der 60er und 70er Jahre suchten Herzog & de Meuron, diese gestalterischen und gedanklichen Ansätze auch mit den Mitteln und Möglichkeiten der Architektur zu verwirklichen.


Steine und Farben

Das Wechselspiel zwischen Außen und Innen ist konstitutiv für die Wahrnehmung der Architekturen von Herzog & de Meuron. Im Jahr 1995 realisierte das Architektenteam mit der Dominus Winery ihr erstes Projekt in den USA, das sich in eine umwerfend großmaßstäbliche Landschaft raffiniert integriert und zugleich aus ihr hervortritt.

Im Gegensatz zu den örtlichen Gepflogenheiten wurde auf eine Klimaanlage verzichtet. Eine archaisch wirkende Mauer, aufgeschichtetet aus Steinen, eingefangen mit einem Stahlgitter wie es bei Bachverbauungen zum Einsatz kommt, schafft einen kühlen Raum mit unendlich variierenden Licht- und Schattenwirkungen. Die nackten Steinwände, Mörtel kam nicht zum Einsatz, mutieren zu Lichtwänden, die ihre Schwarz-Weiß-Erscheinung in den Raum schattenwerfen.


Spiel mit Tag und Nacht

Auch für das 2002 fertiggestellte Laban Dance Center in London , einer der größten Tanzschulen der Welt, spielte das Entwerfen von Schatten-, Farben- und Lichträumen die entscheidende Rolle. Ist die Schule unter tags blass, fast unsichtbar, so mutiert sie des nachts zum strahlenden Leuchtkörper.

Materialtests spielen für Herzog & de Meuron eine entscheidende Rolle. Im Maßstab 1:1 wurden die Farbwirkungen der Polykarbonatplatten, mit denen das gesamte Gebäude verkleidet ist, erprobt. Nicht nur die Fassade ist farblich gegliedert, auch jedes Studio hat eine spezifische Frabe. Im Betrachten des Gebäudes verschmelzen tänzerische Bewegungen, Raum und Fassade zu einem riesigen Licht-Spiel-Farbkörper.

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