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Franzosen entdecken Vorarlberger Baukultur
Der Standard

„Warum ist Architektur in Vorarlberg so populär?“ Eine Gruppe französischer Fachjournalistinnen und -journalisten suchte in den vergangenen Tagen im Rheintal nach Antworten.

3. Mai 2003 - Jutta Berger
Bregenz - Den Pfänderhang, die Bregenzer Bühne für gut betuchte Bauherren und ihre Architekten, nennt Marie-Hélène Contal, Direktorin des französischen Architekturinstituts ifa „Beverly Hills“. Das wild gewachsene Konglomerat aus Eitelkeit und Gestaltungsdrang kann nicht erschüttern: „Hier bauen die Reichen wenigstens mit Architekten, bei uns ist ihnen am wichtigsten, dass der Pool groß ist“, kommentiert Pierre Daum von der Libération.

In Vorarlberg gehört der Architekt zum guten Ton am Bau. Selbst Fußballklubs legen Wert auf Form und Funktion ihrer Klublokale. „Architektur ist hier kollektiv“, so Fran¸cois Granon von Télérama über, „die wichtigste Qualität, die ich hier gefunden habe“. Es scheine „ein gemeinsamer Wille vorhanden zu sein, die Probleme zu lösen“, vermutet der Kulturjournalist. In Frankreich bestehe „zwischen Entscheidungsträgern und betroffenen Menschen eine viel zu große Distanz“.

Mindestens so wichtig wie das Aussehen ihrer Gebäude ist den Vorarlbergern deren Energieeffizienz. Architektur und Ökologie sind kein Widerspruch - was die Franzosen erstaunt: „Diese Sensibilität ist uns fremd“, zeigt sich Barbara Divry von Maisons Côté Ouest „überrascht, wie hier die Gebäude in die Natur integriert werden“. Oder „wie es gelingt, durch Fensterlösungen Landschaft ins Haus zu holen“ (Marie-Douce Albert, Le Figaro).

Anlass für die Exkursion war die erste große internationale Präsentation Vorarlberger Baukultur, die in wenigen Wochen in Frankreich stattfinden wird. Die „Konstruktive Provokation“ des Bauens in Vorarlberg ist ab Juni Thema einer Ausstellung im Pariser Palais de la Porte Dorée. Die Schau will kein „Best of“ sein, sondern die Türen zu einer Region öffnen, in der Architektur eine Selbstverständlichkeit ist.

Kuratorin Marie-Hélène Contal, will zeigen, dass man Architektur machen kann „die leicht zu lesen und zu verstehen ist“. Vor allem aber, dass „Ökologie eine neue Quelle für Gestalt sein kann“.

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