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Zwischen Architektur und Design
Neue Zürcher Zeitung

Das Hamburger Büro Bothe Richter Teherani

7. Juli 2006 - Ulrich Höhns
In Hamburg bilden die effektvollen, dynamisch abgerundeten oder expressiv gespitzten Hausformen von BRT - das sind Jens Bothe, Kai Richter und Hadi Teherani - seit Beginn der neunziger Jahre Landmarken in einem vorwiegend konservativen Umfeld. Eine Gesamtschau dieses in Fachkreisen gerade wegen der zuweilen etwas pathetischen Formerfindungen keineswegs unumstrittenen Werkes erlaubt nun eine 500 Seiten starke, vom Architekturpublizisten Klaus-Dieter Weiss vorgelegt Monographie. Kurze Texte erläutern die einzelnen Bauten und deren Aufgabe auf hohem Abstraktionsniveau, während die längeren Beiträge mit den Methoden der Architekturkritik das jeweilige Thema vertiefen. Der mit weichem, schrill blau-orangefarbenem Möbelstoff aus Kunstfaser bezogene Umschlag des grossformatigen Buchs signalisiert zugleich Exaltiertheit und Reduktion, während die ausgiebig bebilderten und nach Bautypologien gegliederten Texte eine Idee von der gestalterischen Linie und dem Perfektionsanspruch des Büros geben.

Die Bauten von BRT brechen mit architektonischen Konventionen. Sie werden in Ermangelung besserer Bilder gern mit Ufos, Raumfähren oder Zeppelinen verglichen, und tatsächlich erinnern einige von ihnen an Ken Adams spektakuläre Ausstattungen für James-Bond-Filme, an die Maschinenästhetik des Centre Pompidou von Renzo Piano und Richard Rogers oder an die roboterhaften «Walking Cities» von Archigram. Besonders das Kapitel «Mobilität» zeigt eine Fülle solcher Beispiele für aussergewöhnlich geformte Bauten.

Wenn Weiss feststellt, das jüngst mitten in der Elbe im Hamburger Hafen errichtete Bürohaus «Dockland» mit der weit über das Wasser auskragenden Spitze erinnere wegen seiner rückseitig zum Dach hinaufführenden Freitreppe an Adalberto Liberas Casa Malaparte auf Capri, dann adelt dieser Vergleich die Epigonen. Gleichwohl sind solche Bezüge eher fragwürdig angesichts einer Architektur, der man eine baugeschichtliche Verankerung erst einmal nicht zutraut, da sie ja permanent Neues schaffen will. Vermutlich macht aber gerade die plakativ zur Schau gestellte Naivität der grossen Geste den Charme und die Popularität besonders der Industrie- und Bürobauten aus, die trotz ihrer Komplexität überschaubar bleiben und immer als perfekte, unverwechselbare Einform wirken. Gerade diese Werke festigen den Ruf des Büros, den Wünschen der Auftraggeber in idealer Weise nachzukommen und mit baulichen Mitteln Firmenidentitäten zu schärfen oder sogar zu stiften. Der Bau einer metallummantelten, scheinbar über dem Boden schwebenden Grossform zweier parallel liegender Baukörper als Produktionsstätte und Büro des Leuchtenherstellers Tobias Grau im Niemandsland der Hamburger Peripherie ist dafür ein sprechendes Beispiel.

Es fällt schwer, die Häuser von BRT ausschliesslich als architektonische Leistungen zu bewerten. Der Begriff Design beschreibt den Anspruch von BRT auf umfassende Gestaltung der gesamten Form oft treffender. Probleme der Tektonik und Statik treten im Buch wie in der Realität entweder dramatisch inszeniert in den Vordergrund, oder aber sie verschwinden unter hermetischen Oberflächen. Die klassische Fügung der Materialien, auch der neuen, die Ablesbarkeit ihrer Fähigkeiten, die Differenzierung der Funktionen, mithin die Konventionen der Moderne, auf die sich die drei Architekten explizit berufen, sind indes nur so weit von Belang, wie dies der Glättung der Idealform dient. Diese eleganten, schnittigen, wie aus einer Linie gezogenen Häuser sind Unikate. Dass sie sich nun in einer adäquaten Publikation spiegeln, ist auch das Verdienst der Grafikerin Christina Hackenschuh, die für diese Arbeit unlängst mit dem renommierten Preis der Stiftung Buchkunst für «das schönste deutsche Buch» ausgezeichnet worden ist.

[ Klaus-Dieter Weiss: BRT. Bothe Richter Teherani. Birkhäuser- Verlag, Basel 2006. 523 S., Fr. 119.-. ]

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