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Facelifting für betagte Häuser
Sanieren ist leichter gesagt als getan. Die Renovierung alter Bausubstanz ist nämlich nicht nur ein technisches, wirtschaftliches und architektonisches Thema, sondern vor allem auch ein soziales. Eindrücke vom 1. Internationalen Sanierungskongress in Wien.
30. Juni 2007 - Gisela Gary, Wojciech Czaja
In der Immobilienbranche gibt es klare Worte. Man spricht von Grundstücksflächen, bebaubarem Volumen, Baukosten, Rendite - und meint damit letztlich immer nur den Neubau. Was im gängigen Jargon zu kurz kommt, ist oft die alte Bausubstanz. Altbau? Das schreit nach veralteten Raumstrukturen, nach technischem Nachholbedarf, nach einem Haufen unlösbarer Probleme. Um die Berührungsangst mit Umbau und Sanierung etwas zu zügeln, fand in Wien vor einigen Tagen der 1. Internationale Sanierungskongress statt. Der Ort hätte nicht besser sein können: Zum Diskutieren fanden sich die Experten aus aller Herren Länder in der Wiener Hofburg zusammen.
Natürlich sind die herrschaftlichen Räumlichkeiten, die zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert entstanden sind, nicht stellvertretend für alles Alte, wenn von Immobilien die Rede ist. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit, auf in die Tage gekommene Bausubstanz zu treffen, ziemlich hoch. In Wien lag der Anteil der Wohnungen aus der Gründerzeit (1848-1914) vor 15 Jahren noch bei 37,7 Prozent. Durch Wohnungszusammenlegungen und teilweisen Abbruch ist dieser mittlerweile auf 36 Prozent gesunken.
Dass es weit mehr Möglichkeiten gibt als Abbruch oder rigorosen Umbau, war Thema des Sanierungskongresses. Bei den Experten herrschte Einigkeit: Die Rahmenbedingungen für Revitalisierungen müssten sich entscheidend verbessern. Denn immer noch gibt es eine Vielzahl an Stolpersteinen, die es Planern und Ausführenden nicht leicht macht, schützenswerte Gebäude wirtschaftlich zu sanieren. Schließlich müsste der ökonomische Aspekt auf beiden Seiten zum Tragen kommen - sowohl beim Bauherrn als auch beim Auftragnehmer.
Für die Veranstalter des Kongresses - das sind Vasko+Partner und Michael Balak vom Österreichischen Forschungsinstitut für Chemie und Technik (ofi) - war dies jedenfalls eine wichtige Botschaft. Der Handlungsbedarf der öffentlichen Hand habe sich auch in den Diskussionen widergespiegelt, sagt Wolfgang Poppe vom Ingenieursbüro Vasko+Partner, „Sanierung und Erhaltung von alter Bausubstanz ist mehr als nur eine Bauaufgabe - dabei geht es um Gesellschaftspolitik und um den Umgang mit alter Bausubstanz im Interesse aller Beteiligten“.
Interesse steigern
Das Hauptinteresse des Kongresses war, einige vertretbare Investitionsmöglichkeiten und Amortisationsmodelle für die Nutzung und den Erwerb von Altbauten aufzuzeigen. Das ist geglückt. Der Ball liege nun eindeutig bei der öffentlichen Hand. Rudolf Schicker, Planungsstadtrat für Wien, zeigte Interesse: „Wir wollen einerseits alte Gebäude bestmöglich erhalten und andererseits den Klimaschutz einbinden.“ Für eine historische Stadt wie Wien sei ein solcher Kongress, der an zwei Tagen Planer, Gewerbe, Industrie und die Immobilienbranche zusammenführt, daher besonders wichtig.
„Es hat sich herauskristallisiert, dass im Rahmen der Altbausanierung nicht die normative Vorgangsweise maßgebend sein soll, sondern die ingenieursmäßige und kreative Planung“, sagt Veranstalter Michael Balak, darüber hinaus müsse man die Schulung von Bauherren, Planern und Ausführenden hinsichtlich neuester Technologien zunehmend forcieren. „Der Sanierungsbedarf ist ein internationales Thema, nicht zuletzt auch im Hinblick auf die volkswirtschaftliche Bedeutung aufgrund des Zusammenhanges mit der stark expandierenden Tourismusbranche“, gibt Balak zu verstehen. Eine Grundvoraussetzung bei der Altbausanierung sei selbstverständlich ein Miteinander und nicht ein Gegeneinander mit den Denkmalpflegern.
Soziales fördern
Einen Output aus fernen Gefilden lieferte Billy C. L. Lam, Exklusivgast aus China. Er berichtete über Hongkong und seinen problematischen Umgang mit bestehenden Altbauten. Einen positiven Umstand streichte er jedoch heraus: die Balance zwischen sozialen Interessen, Eigentümerinteressen und der Erhaltung historischer Substanz.
Margarete Funk, Liegenschaftsbewertungs- und Immobilienexpertin, betonte den Stellenwert des Nutzers: „Bei allen Betrachtungen ist die Nutzung das Wesentlichste. Das ist ein wichtiger Ansatz. Eine Immobilie erklärt sich nicht als Gebäude allein, sie muss in ihrer Gesamtheit betrachtet werden.“
Natürlich sind die herrschaftlichen Räumlichkeiten, die zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert entstanden sind, nicht stellvertretend für alles Alte, wenn von Immobilien die Rede ist. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit, auf in die Tage gekommene Bausubstanz zu treffen, ziemlich hoch. In Wien lag der Anteil der Wohnungen aus der Gründerzeit (1848-1914) vor 15 Jahren noch bei 37,7 Prozent. Durch Wohnungszusammenlegungen und teilweisen Abbruch ist dieser mittlerweile auf 36 Prozent gesunken.
Dass es weit mehr Möglichkeiten gibt als Abbruch oder rigorosen Umbau, war Thema des Sanierungskongresses. Bei den Experten herrschte Einigkeit: Die Rahmenbedingungen für Revitalisierungen müssten sich entscheidend verbessern. Denn immer noch gibt es eine Vielzahl an Stolpersteinen, die es Planern und Ausführenden nicht leicht macht, schützenswerte Gebäude wirtschaftlich zu sanieren. Schließlich müsste der ökonomische Aspekt auf beiden Seiten zum Tragen kommen - sowohl beim Bauherrn als auch beim Auftragnehmer.
Für die Veranstalter des Kongresses - das sind Vasko+Partner und Michael Balak vom Österreichischen Forschungsinstitut für Chemie und Technik (ofi) - war dies jedenfalls eine wichtige Botschaft. Der Handlungsbedarf der öffentlichen Hand habe sich auch in den Diskussionen widergespiegelt, sagt Wolfgang Poppe vom Ingenieursbüro Vasko+Partner, „Sanierung und Erhaltung von alter Bausubstanz ist mehr als nur eine Bauaufgabe - dabei geht es um Gesellschaftspolitik und um den Umgang mit alter Bausubstanz im Interesse aller Beteiligten“.
Interesse steigern
Das Hauptinteresse des Kongresses war, einige vertretbare Investitionsmöglichkeiten und Amortisationsmodelle für die Nutzung und den Erwerb von Altbauten aufzuzeigen. Das ist geglückt. Der Ball liege nun eindeutig bei der öffentlichen Hand. Rudolf Schicker, Planungsstadtrat für Wien, zeigte Interesse: „Wir wollen einerseits alte Gebäude bestmöglich erhalten und andererseits den Klimaschutz einbinden.“ Für eine historische Stadt wie Wien sei ein solcher Kongress, der an zwei Tagen Planer, Gewerbe, Industrie und die Immobilienbranche zusammenführt, daher besonders wichtig.
„Es hat sich herauskristallisiert, dass im Rahmen der Altbausanierung nicht die normative Vorgangsweise maßgebend sein soll, sondern die ingenieursmäßige und kreative Planung“, sagt Veranstalter Michael Balak, darüber hinaus müsse man die Schulung von Bauherren, Planern und Ausführenden hinsichtlich neuester Technologien zunehmend forcieren. „Der Sanierungsbedarf ist ein internationales Thema, nicht zuletzt auch im Hinblick auf die volkswirtschaftliche Bedeutung aufgrund des Zusammenhanges mit der stark expandierenden Tourismusbranche“, gibt Balak zu verstehen. Eine Grundvoraussetzung bei der Altbausanierung sei selbstverständlich ein Miteinander und nicht ein Gegeneinander mit den Denkmalpflegern.
Soziales fördern
Einen Output aus fernen Gefilden lieferte Billy C. L. Lam, Exklusivgast aus China. Er berichtete über Hongkong und seinen problematischen Umgang mit bestehenden Altbauten. Einen positiven Umstand streichte er jedoch heraus: die Balance zwischen sozialen Interessen, Eigentümerinteressen und der Erhaltung historischer Substanz.
Margarete Funk, Liegenschaftsbewertungs- und Immobilienexpertin, betonte den Stellenwert des Nutzers: „Bei allen Betrachtungen ist die Nutzung das Wesentlichste. Das ist ein wichtiger Ansatz. Eine Immobilie erklärt sich nicht als Gebäude allein, sie muss in ihrer Gesamtheit betrachtet werden.“
Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard
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