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Tropenhaus an der Themse
Jean Prouvé in London
7. März 2008 - Lilo Weber
Sie erhebt sich an einer Traumlage mitten in London an der Themse, die legendäre «Maison tropicale» von Jean Prouvé (1901–1984). Durch die kleinen, runden, blau gefärbten Fenster blickt man direkt auf St. Paul's Cathedral. Die Umgebung könnte kunstreicher kaum sein, und sogar ein kleines Wäldchen ist vorhanden, der von den Zürcher Landschaftsarchitekten Kienast & Vogt angelegte Birkenhain vor der Tate Modern. Hier verkörpert es den Traum eines ökonomischen Designs, den der französische Konstrukteur, Designer und Architekt Prouvé in die Tat umsetzte, wie dies derzeit die vom Vitra-Museum in Weil am Rhein übernommene Ausstellung «Jean Prouvé – The Poetics of the Technical Object» im Londoner Design Museum dokumentiert. Aus diesem Anlass haben die Tate Modern und das Design Museum Prouvés Fertighaus aus Leichtmetall nach London geholt. Es ist dies eines von drei Prototypen, die Prouvé zwischen 1949 und 1951 für die französischen Kolonien in Afrika herstellte. Die blauen Fenster schützten vor UV-Strahlen, und die doppelte Dachkonstruktion sorgte für natürliche Ventilation. Die Bestandteile sollten so leicht sein, dass sie von zwei Männern getragen und im Frachtflugzeug versandt werden konnten. Die Fertighäuser gingen indes nie in Serienproduktion. Das nun in London zu begehende Haus stand bis zum Jahr 2000 in Brazzaville, von wo es der Antiquitätenhändler Eric Touchaleaume nach Frankreich brachte und restaurierte. Im Juni 2007 wurde es bei Christie's in New York an den Hotelier André Balazs versteigert und gelangte nun mit dessen Unterstützung nach London. Es soll bis zum Frühling bei der Tate Modern bleiben und dann wieder in den Tropen aufgestellt werden.
Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung
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