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Paprika vom Südhang
Der Standard

In Gaimberg plante das Architekturteam Steinklammer eine Wohnanlage, die raffiniert den Hang hinabfällt. Oben gibt es reichlich Lärchenholz, unten haben die Mieter indes ihre Beete bepflanzt - mit Chili und anderen Nachtschattengewächsen.

19. April 2008 - Isabella Marboe
Vor den Toren von Lienz, mitten in den Osttiroler Bergen, liegt die kleine Ortschaft Gaimberg. 800 Menschen leben hier, die Atmosphäre ist zutiefst ländlich. Architekt Peter Jungmann baute vor einigen Jahren in sehr puristischer Weise das Gemeindeamt aus. In unmittelbarer Nähe, an einem steilen Südhang, plante das Architekturteam Steinklammer für die Gemeinnützige Hauptgenossenschaft des Siedlerbundes einen sozialen Wohnbau.

Die Anlage besteht aus zwei differenziert gestalteten Zeilen, die wie Kaskaden den Hang hinabgleiten und einen gemeinsamen Freiraum einfassen. Sie sind von offenen Stiegen durchbrochen und erwecken den Eindruck lose aneinandergereihter Einzelhäuser. Die unteren Ebenen sind weiß verputzt, das oberste Geschoß ist jeweils mit Lärchenschindeln verkleidet. Diese Fassadengestaltung, die Anleihen an der lokalen Bautradition nimmt, korrespondiert mit den umliegenden Bauernhöfen, Stadeln und Apfelbäumen und verleiht der Anlage ihren eigenen Charakter.

„Wir wollten die Zeilen nicht parallel zur Höhenschichtlinie staffeln, sondern zwei Baukörper schaffen, die nach Süden abfallen“, sagt Architekt Georg Steinklammer. So steht kein Haus dem anderen in der Sonne. 19 Wohnungen gibt es insgesamt, sechzehn davon haben Zimmer mit Südblick, alle mindestens einen Balkon. Zu den vier durchgesteckten, ebenen Einheiten im weißen Sockel führen Rampen. Diese Wohnungen haben einen kleinen Patio, ein Terrassenplateau und Küchen mit quer liegenden Fenstern zur Dorfstraße.

Zwischen den Häusern ragen rohe Betonstiegen auf den Gehsteig. Die Holzschalung prägte der Betonoberfläche ihre Maserung ein. Das ist nicht nur ästhetisch, sondern auch rutschfest. Sie führen zu den Split-Level-Wohnungen, die im ersten Stock beginnen und sich mit einem Niveausprung bis in den nächsten Hausabschnitt erstrecken. Zwei bis drei Zimmer gibt es in der unteren Ebene, vorm Sanitärblock in der Mitte schwingen sich Innentreppen über die offenen Außenstiegen hinweg zur großzügigen Wohnküche, die einige Treppen höher liegt.

Wohnen und Stiegensteigen

„Die Topografie des Grundstücks ist auch in den Wohnungen ein Thema“, sagt Architekt Steinklammer, „man geht draußen die Straße hinauf, dreht am Eingang um und steigt dann innen Richtung Talblick hoch.“ Und eine stolze Mieterin schwelgt: „Wir wollten Sonne haben - und davon gibt es hier genug.“ Hinter einer runden Stütze öffnet sich das gläsern aufgelöste Raumeck zu Licht und Ausblick. Davor liegt die Sonnenterrasse.

Auch der zweite Bauteil besteht aus vier Häusern, hat ebene Einheiten im Erdgeschoß und offene Stiegendurchgänge, die zu den Split-Levels führen. Erschlossen wird dieser Wohnriegel von einem lauschigen, abgetreppten Weg im Osten des Grundstücks. Den Freiraum in der Mitte der Wohnanlage gestaltete übrigens der Landschaftsplaner Gerald Altenweisl. Kirschbäume, Edelkastanien, Ziersträucher und Obst wachsen zwischen den Häusern. Es herrscht die Atmosphäre eines Dorfplatzes.

Am unteren Ende des Gartens ragt eine Gemeinschaftsterrasse mit Kinderspielplatz über die Tiefgarageneinfahrt. Am Rande des Grundstücks wurden Mieterbeete angelegt. Hier treffen sich alle. „Ich habe erstmals im Leben einen Garten“, sagt eine Mieterin, „es ist eine Riesenfreude, die eigenen Chili und Paprika zu ernten.“ Und auch einen Spitznamen gibt es: Die Leute sprechen bereits von der „Hochbeet-Siedlung“.

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