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Die „Zagreber Schule“ auf dem Sprung nach Europa
Architekturarchiv Kroatien

Zur aktuellen Architektur Zagrebs

Das aktuelle Architekturgeschehen in Zagreb war lange Zeit identitätstragend für ganz Kroatien. Ab den 90er Jahren profitierte die Architekturszene von der Kapitalkonzentration in der Hauptstadt, die sich jedoch wenig in qualitativ hochwertiger Architektur niederschlug. In letzter Zeit bringen Büros wie Randić & Turato in Rijeka oder Nikola Bašić in Zadar neuen Schwung auch in die Regionen. So formieren sich neue Zentren, es wird mehr im ganzen Land investiert - eine Entwicklung, die sichtbare Spuren hinterlässt.

In Zagreb allerdings wird vieles noch dem Zufall überlassen. Es fehlt immer noch an einem Gesamtkonzept und das Kapital hinterlässt oft Spuren einer ästhetischen Verwüstung. Das Bild der Stadt ist geprägt von einer Architekturepoche, auf die Kroatien stolz zurückblicken kann – die 50er und 60er Jahre mit ihren sozialistischen Wohnungsbauten und Prachtalleen, die ein Abbild der Ideen der Moderne par excellence darstellen. Besonders eindrucksvoll sind die Plattenbausiedlungen, die der zutiefst humanen Idee entsprangen, die Wohnbauten in einen grünen Teppich einzubetten. Beispiele dafür sind etwa die Siedlungen Zapruđe des Architekten Bogdan Budimirov oder die ‚Blumensiedlung’ des Architekten Vlado Antolić.

Seit dem jugoslawischen Bürgerkrieg ist durch die zunehmende Bauspekulation ein Vakuum an hochwertiger Architektur entstanden. Die Preise steigen. Was zählt, sind die Quadratmeter pro Parzelle, nicht Wohn- oder Lebensqualität. Wenn Wohnbau ein Kriterium der Baukultur einer Stadt wäre, liegt Zagreb weit hinten. Zwar entstehen weiterhin interessante Wohnbauten, jedoch müssen diese eher als Ausnahmen denn als Ergebnis eines Gesamterbauungskonzeptes betrachtet werden. Große Teile der Stadt, die früher industrielles und gewerbliches Brachland waren, werden nun durch Bürolandschaften ersetzt oder sind Gegenstand einer immer noch zu definierenden Wohnpolitik – somit wird immer noch viel Bauland für schlecht konzipierte Wohnsiedlungen verspekuliert.

Die Architektenzunft reagiert mit angemessenen Mitteln. Der im Jahr 2007 preisgekrönte Wohnungsbau in Gračani des Architekten Hrvoje Njirić befasst sich mit der Problematik des wuchernden Wohnbaus und referiert als Antwort auf den Typ der urbanen Villa, einem typischen Wohntypus mit jeweils drei bis sechs Wohnungen in den bevorzugten Wohnvierteln im Norden der Stadt. Hauptmaßstab für die Qualität solcher Architektur ist ‚max BRP’ – maximale Bruttonutzungsfläche pro Grundstück. Njiric’s Antwort darauf ist inteligent und einfach zugleich. Derselbe Architekt wurde zudem dieses Jahr mit seinem Kindergarten ‚Sunce’ in Retkovec mit dem Piranesi-Preis in Slowenien ausgezeichnet.

Die architektonische Gegenwart Zagrebs ist geprägt durch die Absicht der Stadtoberhäupter, aus der kroatischen Hauptstadt eine angesehene mitteleuropäische Metropole zu machen. Aber dazu muss Zagreb über sich selbst hinauswachsen. Als Regel gilt dasselbe wie für ganz Kroatien – gute Architektur mit bescheidenen Mitteln. Gebaute Vorbilder gibt es genug.

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturarchiv Kroatien

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