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Das Leben nach dem Bauernhof
Wohnen im Bauernhaus zählt zu den Wochenend-Träumen vieler Städter. Ein kompletter Umbau einer ehemaligen Landwirtschaft im Waldviertel machte modernes Wohnen auf alten Grundfesten möglich.
23. Mai 2009 - Sabine Lintschinger
Wald und Wiese so weit das Auge reicht. Mitten im Waldviertel, auf einem der unzähligen Hügel, steht schon seit 150 Jahren ein Bauernhaus, errichtet aus mächtigen Granitsteinen, die dereinst kreuz und quer in der Landschaft lagen. Um es vor dem Verfall zu bewahren, musste die Besitzerin rasch reagieren und entschloss sich, die ehemalige Landwirtschaft als Wochenenddomizil zu adaptieren.
„Für heutige Bedürfnisse stand das Bauernhaus völlig verkehrt“ erzählt Architekt Thomas Konrad, „die Kühe waren im Süden untergebracht, die Menschen wohnten im Norden.“ Aus diesem verzwickten Umstand heraus musste das Haus umgedreht und zur Landschaft hin geöffnet werden. Dass der fürs Waldviertel typische Granit als Baumaterial eine Hauptrolle spielen würde, war dem Architekten und der Baufrau, die früher ebenfalls Architektur studiert hatte, von Anfang an klar.
„Die bestehenden Granitmauern waren technisch nicht mehr in Ordnung“, resümiert Konrad, „im Endeffekt haben wir das Haus neu aufgestellt.“ Der Steinhaufen wurde sortiert und Schicht für Schicht wieder aufgetragen - ein mühseliges Unterfangen, das ohne den begeisterten Einsatz der Professionisten aus der näheren Umgebung niemals möglich gewesen wäre.
Mit viel Liebe zum Detail wurden im unteren Stockwerk Reminiszenzen an das alte Bauernhaus gesetzt: Die Kastenfenster wurden originalgetreu nachgebaut und erinnern an Zeiten, in denen jede Öffnung ein Verlust von ohnehin spärlich vorhandener Wärme bedeutete. In der Stube, wo man sich einst an einem runden Öfchen die Hände wärmte, heizt man sich heute bei einer Tischtennis-Partie auf. Auch Bad und Schlafzimmer haben im ursprünglichen Grundriss Platz gefunden.
Historisch wird der Spaziergang fortgesetzt: Aus technischen Gründen blieb die Mauerstärke erhalten. Ja selbst die Eingangstür wurde in der ursprünglichen Höhe von 1,70 Metern belassen, was schon so manch schmerzliche Beule verursachte. Halb so schlimm, denn der Haupteingang liegt heute ohnehin im ersten Stock, nah an den Baumkronen jener Birken, die einst der Urgroßvater gepflanzt hatte.
Da der alte Dachstuhl nicht für moderne Wohnbedürfnisse adaptierbar war, wurde er kurzerhand abgetragen. Der neue Holzleichtbau mit Flachdach wurde leicht versetzt aufs Bauernhaus platziert. Eine schöne Kubatur mit klarer Trennlinie zwischen Alt und Neu ist das Ergebnis.
Verlängertes Wohnzimmer
Durch die großflächige Eckverglasung auf der neu geschaffenen Wohnebene ist der Blick nach Osten und Süden hin frei. Die vorgelagerte Terrasse dient in der warmen Jahreszeit nicht nur als Sonnendeck, sondern auch als verlängertes Wohnzimmer. Der durch eine Holzwand geschützte Bereich war schon das Lieblingsplätzchen früherer Generationen: Am Sonntag nach dem Kirchengang hatte man hier - damals noch grüne Wiese - den Müßiggang genossen. Das Vogelgezwitscher und das leise Rauschen der Birken im Wind bilden bis heute die natürliche Geräuschkulisse.
Ruhe auch für das Auge: „Bei der Materialwahl haben wir darauf geachtet, möglichst wenig Baustoffe zu verwenden, diese dafür konsequent einzusetzen“, so Konrad. Zu den Mauern aus Granit gesellen sich heute Betonwände, in deren Oberfläche die Struktur der sägerauen Schalungsbretter für immer eingeprägt ist. Mahagonitüren runden das Potpourri stilvoll ab.
Bemerkenswert ist bei alledem die kurze Bauzeit von dreieinhalb Monaten. „Die einzige Schwierigkeit in der Planung war die Verbindung der beiden Geschoße und das Schaffen von Blickbezügen“, berichtet Konrad. Es ist geglückt: Von der roten Treppe blickt man nun auf eine nahe gelegene Ruine, der es offenbar weniger gut erging als diesem Bauernhaus.
Aufgestockt: Durch das neue Wohn-geschoß erhält der einstige Bauern-hof endlich Sonne aus Süden. Innen dominieren Sichtbeton und Granit.
„Für heutige Bedürfnisse stand das Bauernhaus völlig verkehrt“ erzählt Architekt Thomas Konrad, „die Kühe waren im Süden untergebracht, die Menschen wohnten im Norden.“ Aus diesem verzwickten Umstand heraus musste das Haus umgedreht und zur Landschaft hin geöffnet werden. Dass der fürs Waldviertel typische Granit als Baumaterial eine Hauptrolle spielen würde, war dem Architekten und der Baufrau, die früher ebenfalls Architektur studiert hatte, von Anfang an klar.
„Die bestehenden Granitmauern waren technisch nicht mehr in Ordnung“, resümiert Konrad, „im Endeffekt haben wir das Haus neu aufgestellt.“ Der Steinhaufen wurde sortiert und Schicht für Schicht wieder aufgetragen - ein mühseliges Unterfangen, das ohne den begeisterten Einsatz der Professionisten aus der näheren Umgebung niemals möglich gewesen wäre.
Mit viel Liebe zum Detail wurden im unteren Stockwerk Reminiszenzen an das alte Bauernhaus gesetzt: Die Kastenfenster wurden originalgetreu nachgebaut und erinnern an Zeiten, in denen jede Öffnung ein Verlust von ohnehin spärlich vorhandener Wärme bedeutete. In der Stube, wo man sich einst an einem runden Öfchen die Hände wärmte, heizt man sich heute bei einer Tischtennis-Partie auf. Auch Bad und Schlafzimmer haben im ursprünglichen Grundriss Platz gefunden.
Historisch wird der Spaziergang fortgesetzt: Aus technischen Gründen blieb die Mauerstärke erhalten. Ja selbst die Eingangstür wurde in der ursprünglichen Höhe von 1,70 Metern belassen, was schon so manch schmerzliche Beule verursachte. Halb so schlimm, denn der Haupteingang liegt heute ohnehin im ersten Stock, nah an den Baumkronen jener Birken, die einst der Urgroßvater gepflanzt hatte.
Da der alte Dachstuhl nicht für moderne Wohnbedürfnisse adaptierbar war, wurde er kurzerhand abgetragen. Der neue Holzleichtbau mit Flachdach wurde leicht versetzt aufs Bauernhaus platziert. Eine schöne Kubatur mit klarer Trennlinie zwischen Alt und Neu ist das Ergebnis.
Verlängertes Wohnzimmer
Durch die großflächige Eckverglasung auf der neu geschaffenen Wohnebene ist der Blick nach Osten und Süden hin frei. Die vorgelagerte Terrasse dient in der warmen Jahreszeit nicht nur als Sonnendeck, sondern auch als verlängertes Wohnzimmer. Der durch eine Holzwand geschützte Bereich war schon das Lieblingsplätzchen früherer Generationen: Am Sonntag nach dem Kirchengang hatte man hier - damals noch grüne Wiese - den Müßiggang genossen. Das Vogelgezwitscher und das leise Rauschen der Birken im Wind bilden bis heute die natürliche Geräuschkulisse.
Ruhe auch für das Auge: „Bei der Materialwahl haben wir darauf geachtet, möglichst wenig Baustoffe zu verwenden, diese dafür konsequent einzusetzen“, so Konrad. Zu den Mauern aus Granit gesellen sich heute Betonwände, in deren Oberfläche die Struktur der sägerauen Schalungsbretter für immer eingeprägt ist. Mahagonitüren runden das Potpourri stilvoll ab.
Bemerkenswert ist bei alledem die kurze Bauzeit von dreieinhalb Monaten. „Die einzige Schwierigkeit in der Planung war die Verbindung der beiden Geschoße und das Schaffen von Blickbezügen“, berichtet Konrad. Es ist geglückt: Von der roten Treppe blickt man nun auf eine nahe gelegene Ruine, der es offenbar weniger gut erging als diesem Bauernhaus.
Aufgestockt: Durch das neue Wohn-geschoß erhält der einstige Bauern-hof endlich Sonne aus Süden. Innen dominieren Sichtbeton und Granit.
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